Oktreotid – Behandlung und Auswirkungen im Alltag

Oktreotid – Behandlung und Auswirkungen im Alltag

11.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Oktreotid ist ein künstlich hergestelltes Medikament, das dem körpereigenen Hormon Somatostatin ähnelt und vor allem zur Behandlung bestimmter Hormonstörungen und Tumorerkrankungen eingesetzt wird.

Wie wirkt Oktreotid im Körper?

Das Medikament ahmt die Wirkung des natürlichen Hormons Somatostatin nach. Somatostatin steuert im Körper viele verschiedene Prozesse – es bremst zum Beispiel die Ausschüttung anderer Hormone wie Insulin oder Wachstumshormon und beeinflusst die Verdauung, indem es die Freisetzung von Verdauungssäften hemmt. Oktreotid blockiert gezielt die Wirkung bestimmter Hormone, indem es an deren Bindungsstellen (Rezeptoren) andockt und so die Überproduktion stoppt.

Im Gegensatz zum natürlichen Somatostatin wirkt Oktreotid deutlich länger. Während das körpereigene Hormon nur wenige Minuten im Blut bleibt, hält die Wirkung von Oktreotid mehrere Stunden bis Tage an – je nach Darreichungsform. Das ist besonders bei chronischen Erkrankungen von Vorteil.

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Wann wird Oktreotid eingesetzt?

Oktreotid kommt vor allem bei Erkrankungen zum Einsatz, bei denen bestimmte Hormone im Körper übermäßig produziert werden. Ein klassisches Beispiel ist die Akromegalie, eine seltene Krankheit, bei der zu viel Wachstumshormon gebildet wird. Auch bei bestimmten Tumoren des Verdauungstrakts – sogenannten neuroendokrinen Tumoren – wird Oktreotid verwendet. Diese Tumoren können Hormone freisetzen, die zu Beschwerden wie Durchfällen, Hitzewallungen oder Bauchschmerzen führen.

In manchen Fällen hilft Oktreotid auch, schwere Durchfälle zu lindern, etwa nach bestimmten Operationen am Magen-Darm-Trakt oder bei chronischen Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse. Seltener wird es bei akuten Blutungen aus Krampfadern in der Speiseröhre eingesetzt, um die Durchblutung zu drosseln und die Blutung zu stillen.

Was bedeutet die Behandlung mit Oktreotid im Alltag?

Wer Oktreotid verschrieben bekommt, erhält es meist als Spritze unter die Haut oder – bei Langzeitformen – als Depotinjektion in den Muskel. Die Anwendung kann in der Arztpraxis, aber auch zu Hause erfolgen, wenn die Handhabung geübt wurde. Zu Beginn der Therapie wird die Dosierung individuell angepasst, je nachdem, wie gut die Beschwerden kontrolliert werden und wie der Körper auf das Mittel reagiert.

Im Alltag kann die Behandlung mit Oktreotid bedeuten, dass regelmäßige Arztbesuche nötig sind, um die Wirkung zu überprüfen. Blutuntersuchungen helfen dabei, die Hormonwerte zu kontrollieren und mögliche Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen.

Häufige Fragen und Sorgen rund um Oktreotid

Viele fragen sich, ob die Behandlung mit Oktreotid gefährlich ist oder mit starken Nebenwirkungen einhergeht. Wie bei jedem Medikament können unerwünschte Effekte auftreten. Häufig sind leichte Beschwerden an der Einstichstelle, vorübergehende Magen-Darm-Probleme wie Durchfall, Übelkeit oder Bauchschmerzen. Manche berichten über Gallensteine, weil Oktreotid die Gallenblasenfunktion beeinflussen kann. Auch Veränderungen des Blutzuckerspiegels sind möglich, da das Medikament die Ausschüttung von Insulin und Glukagon hemmt.

Die meisten Nebenwirkungen lassen sich mit ärztlicher Begleitung gut kontrollieren. Bei neuen oder ungewohnten Beschwerden sollte immer Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt gehalten werden.

Eine weitere Sorge betrifft die Langzeitwirkung. Viele müssen Oktreotid über Monate oder sogar Jahre einnehmen. Studien zeigen, dass das Medikament auch über längere Zeit gut vertragen wird, solange regelmäßige Kontrollen stattfinden.

Warum ist Oktreotid manchmal unverzichtbar?

Bestimmte hormonelle Erkrankungen oder Tumore lassen sich ohne gezielte Hemmung der Hormonproduktion kaum wirksam behandeln. Oktreotid kann hier helfen, Beschwerden zu lindern, das Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen und die Lebensqualität deutlich zu verbessern. Bei manchen Tumorarten verlangsamt Oktreotid sogar das Tumorwachstum.

Die Entscheidung für eine Therapie mit Oktreotid wird immer individuell getroffen, abhängig von der genauen Diagnose, den Beschwerden und möglichen Begleiterkrankungen. In vielen Fällen ist das Präparat eine wichtige Säule in der Behandlung – manchmal auch als Ergänzung zu anderen Therapien wie Operation, Strahlentherapie oder Chemotherapie.

Was ist noch wichtig zu wissen?

Oktreotid ist ein verschreibungspflichtiges Medikament und darf nur unter ärztlicher Kontrolle angewendet werden. Vor Beginn der Behandlung werden meist verschiedene Untersuchungen durchgeführt, um die Eignung zu prüfen. Wer andere Medikamente einnimmt, sollte die behandelnde Fachperson informieren, da es zu Wechselwirkungen kommen kann.

Bei Kinderwunsch oder in der Schwangerschaft wird die Anwendung von Oktreotid besonders sorgfältig abgewogen, da die Erfahrung in diesen Situationen begrenzt ist.

Insgesamt ist Oktreotid ein spezialisiertes Medikament, das gezielt bei bestimmten Hormonstörungen oder Tumoren eingesetzt wird. Die Therapie erfordert eine enge Zusammenarbeit mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt und regelmäßige Kontrollen, um die bestmögliche Wirkung zu erzielen und Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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