Neurolyse verstehen: Möglichkeiten und Grenzen

Neurolyse verstehen: Möglichkeiten und Grenzen

03.07.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was bedeutet Neurolyse?

Neurolyse bezeichnet ein medizinisches Verfahren, bei dem ein Nerv gezielt behandelt wird, um Schmerzen zu lindern oder eine Funktionsstörung zu beheben. Dabei wird entweder der Nerv selbst oder das Gewebe um den Nerv herum beeinflusst, sodass die Weiterleitung von Schmerzsignalen unterbrochen oder dauerhaft reduziert wird.

Wie funktioniert eine Neurolyse?

Das Grundprinzip der Neurolyse besteht darin, einen Nerv so zu verändern, dass er keine oder weniger Schmerzreize mehr weiterleiten kann. Dies geschieht auf unterschiedliche Weise: Häufig wird der Nerv durch Hitze, Kälte, Alkohol oder spezielle Medikamente behandelt. Ziel ist es, die Nervenfasern zu zerstören oder ihre Funktion gezielt zu blockieren. Die Behandlung kann entweder vorübergehend oder dauerhaft wirken, je nach eingesetzter Methode und Art des betroffenen Nervs.

In den meisten Fällen wird die Neurolyse minimal-invasiv durchgeführt. Das bedeutet, dass keine großen Schnitte nötig sind. Stattdessen wird eine feine Nadel, manchmal unter Ultraschall- oder Röntgenkontrolle, an die gewünschte Stelle geführt. Dort erfolgt dann die eigentliche Behandlung, zum Beispiel durch Einspritzen eines Medikaments oder durch Erhitzen mittels Radiofrequenz.

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Wann wird eine Neurolyse angewendet?

Neurolyse kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn starke, chronische Schmerzen bestehen, die mit anderen Methoden nicht ausreichend gelindert werden können. Besonders häufig wird das Verfahren bei Schmerzen nach Tumorerkrankungen, bei Nervenschmerzen nach Operationen oder Verletzungen, sowie bei bestimmten Rückenschmerzen eingesetzt. Auch bei Schmerzen durch Entzündungen oder durch Erkrankungen des Bewegungsapparates kann eine Neurolyse in Betracht gezogen werden.

In manchen Fällen wird die Methode auch genutzt, um unkontrollierte Muskelzuckungen oder Spastiken zu behandeln, etwa bei neurologischen Erkrankungen. Hier kann die gezielte Blockade eines Nervs die Beweglichkeit verbessern und Beschwerden lindern.

Fragen und Sorgen rund um die Neurolyse

Die Vorstellung, dass ein Nerv gezielt „zerstört“ oder „stillgelegt“ wird, kann erst einmal beunruhigen. Es tauchen Fragen auf: Ist das gefährlich? Was passiert, wenn der Nerv nicht mehr funktioniert? Bleiben dauerhafte Schäden zurück?

Grundsätzlich gilt: Die Entscheidung für eine Neurolyse wird immer sorgfältig abgewogen. Sie kommt meist erst dann in Frage, wenn andere Schmerztherapien nicht ausreichend geholfen haben oder nicht möglich sind. Die Behandlung zielt darauf ab, die Lebensqualität zu verbessern, indem quälende Schmerzen gelindert werden. Die betroffenen Nerven sind in der Regel für das Schmerzempfinden, nicht aber für die Bewegung oder wichtige Körperfunktionen zuständig. Dennoch kann es – je nach Lage und Funktion des behandelten Nervs – zu Taubheitsgefühlen oder einem veränderten Empfinden im betroffenen Bereich kommen.

Komplikationen sind insgesamt selten, aber wie bei jedem medizinischen Eingriff nicht völlig ausgeschlossen. Dazu zählen Blutergüsse, Infektionen oder in sehr seltenen Fällen auch unerwünschte Lähmungen. Deshalb wird vor einer Neurolyse immer genau geprüft, ob der Nutzen die möglichen Risiken überwiegt.

Ablauf der Behandlung

Vor einer Neurolyse findet eine ausführliche Beratung und Untersuchung statt. Dabei wird geprüft, ob das Verfahren für die jeweilige Situation geeignet ist. Häufig erfolgt zunächst ein sogenannter Testblock: Dabei wird der betroffene Nerv vorübergehend betäubt, um zu sehen, ob die Schmerzen tatsächlich nachlassen. Erst wenn dieser Test erfolgreich ist, wird die eigentliche Neurolyse geplant.

Am Tag des Eingriffs erfolgt die Behandlung meist unter örtlicher Betäubung. Über eine feine Nadel wird die entsprechende Substanz an den Nerv gebracht oder der Nerv mittels Hitze oder Kälte behandelt. Die meisten Menschen können die Praxis oder Klinik noch am selben Tag wieder verlassen. Nach dem Eingriff kann es zu einem leichten Taubheitsgefühl oder vorübergehenden Beschwerden kommen, die aber in der Regel nach kurzer Zeit wieder abklingen.

Was passiert nach der Neurolyse?

Direkt nach dem Eingriff wird beobachtet, wie gut die Schmerzen gelindert werden konnten. In vielen Fällen stellt sich eine deutliche Besserung ein, manchmal sogar völlige Schmerzfreiheit. Die Wirkung kann unterschiedlich lange anhalten – von mehreren Monaten bis hin zu einer dauerhaften Linderung. Manchmal ist eine Wiederholung der Behandlung nötig, wenn die Schmerzen nach einiger Zeit zurückkehren.

Wichtig ist die regelmäßige Nachsorge, um mögliche Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen und die weitere Behandlung optimal anzupassen. In manchen Fällen wird die Neurolyse mit anderen Therapien kombiniert, etwa mit Physiotherapie oder Medikamenten, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

Wann ist eine Neurolyse nicht geeignet?

Nicht immer ist eine Neurolyse die richtige Wahl. Wenn der betroffene Nerv wichtige Funktionen für Bewegung oder Gefühl übernimmt, wird das Verfahren meist nicht angewendet, um dauerhafte Schäden zu vermeiden. Auch bei bestimmten Vorerkrankungen, Infektionen oder Blutgerinnungsstörungen kann die Behandlung nicht durchgeführt werden. Die genaue Entscheidung trifft die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt nach gründlicher Abwägung aller Faktoren.

Bedeutung für den Alltag

Für viele Menschen mit chronischen Schmerzen kann die Neurolyse eine deutliche Erleichterung bringen. Wenn andere Therapien ausgeschöpft sind, eröffnet das Verfahren neue Möglichkeiten, den Alltag wieder aktiver und selbstbestimmter zu gestalten. Es bleibt jedoch wichtig, die eigenen Beschwerden genau zu beobachten und gemeinsam mit der behandelnden Fachperson regelmäßig zu besprechen, ob und wie die Behandlung fortgesetzt werden soll.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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