Der Musculus abductor pollicis brevis ist ein kurzer Muskel der Hand, der dafür sorgt, dass der Daumen seitlich vom Rest der Hand abgespreizt werden kann.
Aufbau und Lage des Muskels
Der Musculus abductor pollicis brevis gehört zur sogenannten Daumenballenmuskulatur, die auf der Innenseite der Handfläche liegt. Dort bildet er zusammen mit weiteren kleinen Muskeln den weichen Wulst unterhalb des Daumens, den sogenannten Thenar. Direkt unter der Haut verlaufend, ist dieser Muskel relativ oberflächlich gelegen und kann manchmal sogar beim Bewegen des Daumens leicht ertastet werden.
Sein Ursprung liegt am Handwurzelknochen (dem sogenannten Os scaphoideum) sowie an einem festen Band, das die Handwurzel stabilisiert. Von dort zieht der Muskel schräg nach unten und setzt an der Basis des ersten Daumengliedes an.
Funktion im Alltag
Die Hauptaufgabe des Musculus abductor pollicis brevis besteht darin, den Daumen von der Handfläche wegzubewegen – also ihn abzuspreizen. Das ist besonders wichtig, wenn der Daumen für präzise Bewegungen oder zum Greifen eingesetzt wird. Ob beim Aufheben einer Münze, beim Schreiben oder beim Bedienen eines Smartphones: Ohne diesen Muskel wäre die typische Beweglichkeit des Daumens nicht möglich.
Zusätzlich unterstützt der Muskel die sogenannte Opposition des Daumens. Das bedeutet, dass der Daumen den anderen Fingern gegenübergestellt werden kann, was das Umfassen und Halten von Gegenständen erst erlaubt. Gerade diese Fähigkeit unterscheidet die menschliche Hand von den meisten anderen Lebewesen.
Wann ist der Muskel von Bedeutung?
Der Musculus abductor pollicis brevis wird meist nur dann im medizinischen Kontext erwähnt, wenn es um anatomische Beschreibungen, Verletzungen oder bestimmte Erkrankungen der Hand geht. In Arztbriefen oder Befunden taucht der Name oft bei Schilderungen von Handverletzungen, Nervenstörungen oder nach Operationen auf.
Eine wichtige Rolle spielt der Muskel auch bei bestimmten neurologischen Untersuchungen. Wird zum Beispiel der sogenannte Medianusnerv – ein Hauptnerv der Hand – geschädigt, kann die Funktion des Musculus abductor pollicis brevis beeinträchtigt sein. Ärztinnen und Ärzte testen dann gezielt, ob der Daumen noch wie gewohnt abgespreizt werden kann.
Was bedeutet eine Schädigung?
Wenn der Musculus abductor pollicis brevis nicht mehr richtig funktioniert, fällt es schwer, den Daumen seitlich wegzubewegen. Das kann zum Beispiel nach Verletzungen, bei Entzündungen oder durch Nervenprobleme auftreten. Besonders bekannt ist das sogenannte Karpaltunnelsyndrom, bei dem der Medianusnerv im Bereich der Handwurzel eingeengt wird. In solchen Fällen kann der Muskel schwächer werden oder sogar teilweise seine Funktion verlieren.
Die Folge: Präzise Bewegungen mit dem Daumen, wie das Greifen kleiner Gegenstände, werden schwieriger. In schweren Fällen kann sich der Daumenballen sichtbar zurückbilden, weil der Muskel dünner wird.
Bedeutung im Befund
Wenn im Befund der Musculus abductor pollicis brevis erwähnt wird, handelt es sich meist um eine Beschreibung der Handfunktion oder um einen Hinweis auf eine mögliche Nervenschädigung. Es geht dabei nicht um eine eigenständige Krankheit, sondern um die genaue Beurteilung der Beweglichkeit und Muskelkraft des Daumens.
In der Regel gibt ein solcher Vermerk lediglich Auskunft darüber, wie gut der Daumen abgespreizt werden kann oder wie kräftig der Muskel noch ist. Das hilft Ärztinnen und Ärzten, die Ursache von Handbeschwerden besser einzugrenzen.
Zusammengefasst
Der Musculus abductor pollicis brevis ist ein kurzer, aber sehr wichtiger Muskel des Daumenballens. Seine Hauptaufgabe ist das Abspreizen des Daumens – eine Bewegung, die für viele alltägliche Handgriffe unverzichtbar ist. In medizinischen Texten taucht sein Name meist im Zusammenhang mit der Funktion der Hand oder bei Untersuchungen auf, wenn die Beweglichkeit oder Kraft des Daumens geprüft wird.