Motorik: Wenn Bewegung schwerfällt

Motorik: Wenn Bewegung schwerfällt

30.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Motorik bezeichnet die Fähigkeit des Körpers, Bewegungen gezielt auszuführen und zu steuern. Gemeint ist damit alles, was mit Bewegung zu tun hat – vom Greifen nach einem Stift bis hin zum aufrechten Gehen oder dem Drehen des Kopfes.

Wie funktioniert Motorik eigentlich?

Hinter jeder Bewegung steckt ein Zusammenspiel von Nerven, Muskeln und Gehirn. Das Gehirn gibt den Befehl, bestimmte Körperteile zu bewegen. Über Nervenbahnen wird dieser Impuls an die Muskeln weitergeleitet, die sich daraufhin zusammenziehen oder entspannen. So entstehen gezielte Bewegungen, egal ob sie bewusst gesteuert werden oder automatisch ablaufen.

Es gibt zwei Bereiche, die in der Medizin häufig unterschieden werden: Grobmotorik und Feinmotorik. Grobmotorik beschreibt größere, eher kraftvolle Bewegungen wie Laufen, Springen oder Balancieren. Feinmotorik meint dagegen die kleinen, präzisen Bewegungen – etwa das Knöpfen eines Hemdes, das Schreiben mit einem Stift oder das Zuknoten einer Schleife.

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Warum ist Motorik wichtig?

Ohne funktionierende Motorik wäre der Alltag kaum zu bewältigen. Schon einfache Handlungen wie das Anziehen, das Halten eines Glases oder das Öffnen einer Tür setzen voraus, dass Bewegungen flüssig und koordiniert ablaufen. Auch Sprechen, Kauen und Schlucken zählen zu den motorischen Fähigkeiten, denn sie erfordern ein genaues Zusammenspiel vieler kleiner Muskeln.

Eine gut entwickelte Motorik ist besonders in der Kindheit wichtig, weil sie die Grundlage für Selbstständigkeit und Lernen bildet. Kinder, die sicher laufen, klettern oder malen können, entdecken ihre Umgebung aktiver und entwickeln mehr Selbstvertrauen. Im Erwachsenenalter bleibt Motorik entscheidend für Mobilität, Beruf und Hobbys – bis ins hohe Alter hinein.

Was kann die Motorik beeinflussen?

Verschiedene Faktoren wirken sich darauf aus, wie gut Bewegungen gelingen. Das Alter spielt eine Rolle: Im Säuglingsalter entwickelt sich die Motorik Schritt für Schritt, während sie im Alter durch natürliche Abbauprozesse manchmal wieder nachlässt. Auch Erkrankungen des Nervensystems, Verletzungen oder Muskelschwäche können dazu führen, dass Bewegungen schwerer fallen oder weniger präzise werden.

Manche Menschen bemerken im Alltag plötzlich Schwierigkeiten beim Greifen, Gehen oder Balancieren. Das kann viele Ursachen haben – von harmlosen Trainingsdefiziten bis hin zu neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, Schlaganfall oder Multipler Sklerose. Auch Unfälle, bei denen Nerven oder Muskeln verletzt werden, können die Motorik beeinträchtigen.

Wie wird Motorik untersucht?

In der medizinischen Untersuchung achten Fachleute auf verschiedene Aspekte der Motorik. Bewegungsumfang, Kraft, Geschwindigkeit und Koordination werden geprüft, um festzustellen, ob alles wie gewohnt funktioniert. Dazu gehören einfache Aufgaben wie das Gehen auf einer Linie, das Nachzeichnen von Figuren oder das Greifen nach kleinen Gegenständen. Bei Kindern gibt es spezielle Entwicklungstests, die zeigen, ob die Motorik altersgerecht entwickelt ist.

Wenn Auffälligkeiten bestehen, können weitere Untersuchungen folgen – etwa bildgebende Verfahren wie ein MRT, um das Gehirn und die Nervenbahnen genauer zu betrachten, oder spezielle Tests zur Muskelkraft.

Was bedeutet eine gestörte Motorik?

Eine Störung der Motorik äußert sich zum Beispiel durch Unsicherheit beim Gehen, Schwierigkeiten beim Halten von Gegenständen oder Zittern der Hände. Je nachdem, welche Ursache zugrunde liegt, können die Beschwerden sehr unterschiedlich sein. Manche Störungen sind vorübergehend, etwa nach einer Verletzung oder Operation. Andere, wie bei bestimmten neurologischen Erkrankungen, bleiben länger bestehen oder verschlechtern sich im Verlauf.

Wer Veränderungen der eigenen Beweglichkeit bemerkt, fragt sich oft: Muss ich mir Sorgen machen? Ist das ein Anzeichen für eine ernste Krankheit? In vielen Fällen gibt es harmlose Gründe, doch gerade bei anhaltenden oder plötzlich auftretenden Problemen sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen. So lässt sich frühzeitig erkennen, ob eine gezielte Therapie notwendig ist.

Was kann helfen, die Motorik zu verbessern?

Die Behandlungsmöglichkeiten richten sich immer nach der Ursache der motorischen Einschränkung. Liegt eine Erkrankung zugrunde, wird diese gezielt behandelt. In vielen Fällen helfen Physiotherapie, Ergotherapie oder gezieltes Training, um Bewegungsabläufe zu üben und zu stabilisieren. Gerade nach Verletzungen oder bei bestimmten Erkrankungen kann regelmäßige Bewegung helfen, die Motorik wieder zu stärken und die Selbstständigkeit im Alltag zu bewahren.

Auch im Alltag lässt sich viel für die Motorik tun: Bewegung, Sport und abwechslungsreiche Tätigkeiten fördern die Koordination und halten Muskeln und Nerven fit. Wer regelmäßig neue Bewegungsabläufe ausprobiert, trainiert nicht nur die Muskeln, sondern auch das Gehirn.

Motorik ist also weit mehr als nur Bewegung – sie ist die Grundlage für ein aktives, selbstbestimmtes Leben in jedem Alter.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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