Mitotische Aktivität im Befund richtig einordnen

Mitotische Aktivität im Befund richtig einordnen

27.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Mitotische Aktivität beschreibt in der Medizin, wie häufig sich Zellen in einem Gewebe durch Zellteilung, die sogenannte Mitose, vermehren.

Was passiert bei der Mitose?

Mitose ist ein natürlicher Vorgang, bei dem eine Zelle sich in zwei identische Tochterzellen aufteilt. Dieser Prozess sorgt dafür, dass Gewebe wachsen, sich erneuern oder geschädigte Bereiche reparieren können. Besonders in Organen, die sich regelmäßig erneuern – wie Haut, Schleimhäute oder das Knochenmark – finden ständig Mitosevorgänge statt. Die mitotische Aktivität gibt an, wie viele dieser Zellteilungen in einem bestimmten Zeitraum oder in einem bestimmten Gewebeabschnitt auftreten.

Bedeutung der mitotischen Aktivität in der Medizin

In vielen medizinischen Befunden, vor allem bei der Untersuchung von Gewebeproben unter dem Mikroskop (Histologie), wird die mitotische Aktivität gezielt beurteilt. Sie ist ein wichtiger Hinweis darauf, wie „lebhaft“ oder „aktiv“ sich die Zellen eines Gewebes teilen. Besonders in der Krebsdiagnostik spielt dieser Wert eine große Rolle. Tumorzellen zeigen oft eine deutlich erhöhte mitotische Aktivität, weil sie sich schneller und unkontrolliert vermehren als gesunde Zellen.

Es gibt jedoch auch Gewebe, in denen eine gewisse mitotische Aktivität ganz normal ist. Zum Beispiel ist die Zellteilung in der Darmschleimhaut oder bei der Regeneration der Haut immer vorhanden. Erst wenn die Teilungsrate auffällig hoch oder niedrig ist, wird dies im ärztlichen Bericht besonders erwähnt.

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Wie wird die mitotische Aktivität gemessen?

Pathologinnen und Pathologen bestimmen die mitotische Aktivität, indem sie Gewebeproben unter dem Mikroskop auswerten. Sie zählen, wie viele Zellen sich gerade in der Mitose befinden – meist pro festgelegtem Sichtfeld oder pro Flächeneinheit. Das Ergebnis wird dann zum Beispiel als „Mitosezahl“ angegeben, etwa „5 Mitosen pro 10 Gesichtsfeldern“. Je nach Gewebeart und Fragestellung gibt es unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe.

Eine hohe mitotische Aktivität bedeutet, dass in dem untersuchten Bereich viele Zellen gleichzeitig teilen. Eine niedrige Aktivität zeigt, dass die Zellteilung eher selten stattfindet. Diese Information hilft dabei, einzuschätzen, wie aggressiv oder ruhig ein Gewebe wächst.

Wann ist eine erhöhte mitotische Aktivität auffällig?

Eine auffällige mitotische Aktivität kann ein Hinweis auf krankhafte Veränderungen sein. Besonders bei Tumoren oder Krebserkrankungen wird darauf geachtet, weil aggressive Tumore oft eine sehr hohe Zellteilungsrate zeigen. Das bedeutet nicht automatisch, dass jede hohe Aktivität gefährlich ist – manchmal sind auch Entzündungen oder Heilungsprozesse dafür verantwortlich.

Die genaue Bedeutung hängt immer vom Zusammenhang ab. In einem gutartigen Muttermal etwa ist eine einzelne Mitose meist unbedenklich. In einem bösartigen Tumor dagegen gibt die mitotische Aktivität Hinweise darauf, wie schnell der Tumor wächst und wie wahrscheinlich eine Ausbreitung ist. Deshalb wird dieser Wert in vielen Krebsbefunden ausdrücklich genannt und spielt auch bei der Entscheidung über die weitere Behandlung eine Rolle.

Was bedeutet eine niedrige mitotische Aktivität?

Eine sehr geringe mitotische Aktivität bedeutet, dass sich die Zellen nur selten teilen. Das ist in vielen Geweben ganz normal, zum Beispiel im Gehirn oder im Herzmuskel, wo ausgewachsene Zellen kaum noch erneuert werden. Auch in gutartigen Tumoren oder chronisch ruhigen Entzündungsherden ist die Zellteilung meist niedrig. In diesen Fällen ist eine geringe mitotische Aktivität kein Grund zur Sorge.

Wie wird die Information genutzt?

Die Angabe zur mitotischen Aktivität hilft Ärztinnen und Ärzten, die Eigenschaften eines Gewebes oder Tumors besser einzuschätzen. In der Krebsmedizin fließt dieser Wert oft in die sogenannte Grading-Einstufung ein. Das Grading beschreibt, wie sehr ein Tumor sich von normalem Gewebe unterscheidet und wie aggressiv er wächst. Eine hohe mitotische Aktivität spricht für ein schnelleres Wachstum und kann bedeuten, dass eine intensivere Behandlung nötig ist.

In anderen Situationen – etwa bei Entzündungen, Wundheilung oder gutartigen Veränderungen – gibt die mitotische Aktivität Hinweise darauf, wie aktiv das Gewebe gerade ist. Sie ist also ein wichtiges Werkzeug, um Veränderungen im Körper genauer zu beurteilen.

Zusammenfassung: Keine Diagnose, aber ein wichtiger Hinweis

Mitotische Aktivität ist kein Krankheitsbild, sondern beschreibt, wie lebhaft sich Zellen in einem Gewebe teilen. Sie ist vor allem ein Merkmal, das bei der Untersuchung von Gewebeproben hilft, Veränderungen besser zu bewerten. Erst im Zusammenhang mit anderen Befunden entscheidet sich, ob eine hohe oder niedrige mitotische Aktivität von Bedeutung ist. Die genaue Einschätzung und das weitere Vorgehen hängen immer von der Gesamtsituation und der zugrundeliegenden Fragestellung ab.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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