Metaplasie – Wenn Gewebe sich verändert

Metaplasie – Wenn Gewebe sich verändert

23.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Metaplasie bezeichnet eine Veränderung von Zellen, bei der ein ausgereifter Zelltyp durch einen anderen, ebenfalls ausgereiften Zelltyp ersetzt wird, der normalerweise an dieser Stelle nicht vorkommt.

Was steckt hinter dem Begriff?

Im Körper erfüllen Zellen ganz unterschiedliche Aufgaben – je nachdem, in welchem Organ sie sich befinden. Jede Zellart ist dabei auf ihre Funktion spezialisiert, wie zum Beispiel Drüsenzellen im Magen oder Flimmerhärchen tragende Zellen in den Atemwegen. Von Metaplasie spricht man, wenn sich das Gewebe so umbaut, dass an einer bestimmten Stelle plötzlich eine andere Zellart entsteht. Das passiert nicht zufällig, sondern meist als Reaktion auf einen länger bestehenden Reiz oder eine chronische Belastung.

Diese Veränderung ist kein Zufallsprodukt, sondern ein geordneter Prozess, bei dem die Zellen ihre Eigenschaften an veränderte Bedingungen anpassen. Häufig geschieht das, wenn das ursprüngliche Gewebe über längere Zeit gereizt oder geschädigt wird. Ein Beispiel ist die Schleimhaut in den Bronchien von Rauchern: Dort können sich die spezialisierten Flimmerzellen in widerstandsfähigere Plattenepithelzellen umwandeln, weil diese den Schadstoffen besser standhalten.

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Wo tritt Metaplasie auf?

Metaplasie kann in verschiedenen Organen auftreten. Besonders bekannt ist sie aus dem Magen-Darm-Trakt und den Atemwegen. Im Magen kann sich zum Beispiel die Magenschleimhaut so verändern, dass sie Zellen bildet, die eher an den Dünndarm erinnern. In der Speiseröhre kommt es manchmal dazu, dass die Schleimhaut Zellen entwickelt, die normalerweise im Magen zu finden sind – das wird dann als Barrett-Ösophagus bezeichnet.

Auch in den Atemwegen ist Metaplasie ein häufiges Phänomen, vor allem bei Menschen, die regelmäßig Schadstoffen wie Zigarettenrauch ausgesetzt sind. Hier tauscht die Schleimhaut ihre Flimmerhärchen tragenden Zellen gegen robustere Plattenepithelzellen aus. Das kann die Schutzfunktion der Atemwege verändern.

Warum entsteht Metaplasie?

Die Entstehung von Metaplasie ist meist eine Anpassungsreaktion des Körpers. Chronische Reize wie Entzündungen, chemische Einflüsse oder mechanische Belastungen sorgen dafür, dass das ursprüngliche Gewebe nicht mehr optimal funktioniert. Der Körper versucht, das betroffene Areal widerstandsfähiger zu machen, indem er den Zelltyp austauscht. So kann das Gewebe den Belastungen besser standhalten, verliert aber oft auch spezielle Fähigkeiten.

Ein Beispiel: Die Flimmerhärchen in den Atemwegen transportieren Schleim und Fremdstoffe ab. Werden sie durch Metaplasie ersetzt, geht diese Reinigungsfunktion verloren. Im Magen oder in der Speiseröhre kann die neue Zellart weniger widerstandsfähig gegen Magensäure sein, was wiederum andere Probleme mit sich bringt.

Ist Metaplasie gefährlich?

Metaplasie selbst ist zunächst keine Krebserkrankung. Sie zeigt aber an, dass das Gewebe über längere Zeit belastet oder gereizt wurde. In vielen Fällen bleibt es bei dieser Zellveränderung und es entstehen keine weiteren Komplikationen. Allerdings kann Metaplasie ein Hinweis darauf sein, dass das Gewebe anfälliger für weitere Veränderungen wird.

Manche Formen der Metaplasie gelten als sogenannte Vorstufen für Krebserkrankungen – das heißt, sie können das Risiko für die Entwicklung von Tumoren erhöhen, wenn die auslösenden Reize weiterhin bestehen. Ein bekanntes Beispiel ist der Barrett-Ösophagus, der mit einem erhöhten Risiko für Speiseröhrenkrebs verbunden ist. Auch in anderen Organen kann eine langanhaltende Metaplasie unter bestimmten Umständen zu weiteren Zellveränderungen führen.

Wie wird Metaplasie festgestellt?

Meist wird Metaplasie im Rahmen einer Gewebeuntersuchung entdeckt, zum Beispiel bei einer Magenspiegelung, Darmspiegelung oder Bronchoskopie. Dabei entnimmt die Ärztin oder der Arzt eine kleine Gewebeprobe, die anschließend unter dem Mikroskop untersucht wird. So lässt sich genau feststellen, ob und welche Art von Zellveränderung vorliegt.

Oft bleibt Metaplasie ohne Beschwerden und wird nur zufällig bei einer Untersuchung gefunden. In manchen Fällen können aber auch Symptome auftreten, die mit der Grunderkrankung oder dem auslösenden Reiz zusammenhängen – etwa Sodbrennen, chronischer Husten oder Magenschmerzen.

Was bedeutet die Diagnose für den Alltag?

Eine festgestellte Metaplasie ist in erster Linie ein Hinweis darauf, dass sich das Gewebe angepasst hat, um einer Belastung besser zu widerstehen. Es ist jedoch wichtig, die Ursache für die Veränderung zu finden und – wenn möglich – zu beseitigen. Das kann bedeuten, auf das Rauchen zu verzichten, eine chronische Entzündung zu behandeln oder den Kontakt mit bestimmten Schadstoffen zu vermeiden.

Regelmäßige Kontrollen sind oft sinnvoll, um zu beobachten, wie sich das Gewebe weiterentwickelt. In manchen Fällen empfehlen Ärztinnen oder Ärzte, die betroffene Stelle in bestimmten Abständen zu kontrollieren, um mögliche weitere Veränderungen frühzeitig zu erkennen.

Eine Metaplasie ist kein Grund zur Panik, aber sie sollte ernst genommen werden – vor allem, wenn weitere Risikofaktoren vorliegen oder die Ursache nicht behoben werden kann. Die genaue Bedeutung und das weitere Vorgehen hängen immer davon ab, wo die Metaplasie auftritt und welche Begleitumstände bestehen. Ein persönliches Gespräch mit einer Fachärztin oder einem Facharzt kann helfen, Unsicherheiten zu klären und die nächsten Schritte zu besprechen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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