Mesenterialinfarkt: Warnzeichen für den Darm

Mesenterialinfarkt: Warnzeichen für den Darm

01.07.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was ist ein Mesenterialinfarkt?

Ein Mesenterialinfarkt bezeichnet das plötzliche Absterben von Darmgewebe, weil die Blutversorgung im Darmbereich durch eine Verstopfung oder einen Verschluss unterbrochen ist. Dabei sind meist die Blutgefäße betroffen, die den Dünn- oder Dickdarm mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen.

Wenn die Darmdurchblutung plötzlich stoppt

Normalerweise wird der Darm über feine Blutgefäße, die sogenannten Mesenterialarterien, gleichmäßig mit Blut versorgt. Kommt es aber zu einem plötzlichen Verschluss, etwa durch ein Blutgerinnsel oder eine Gefäßverkalkung, erhält ein Abschnitt des Darms nicht mehr genug Sauerstoff. Innerhalb kurzer Zeit beginnen die betroffenen Darmzellen abzusterben. Diese Situation ist ein medizinischer Notfall, weil das abgestorbene Gewebe Entzündungen, Infektionen und sogar einen lebensbedrohlichen Schock auslösen kann.

Häufig geschieht ein Mesenterialinfarkt bei älteren Menschen, vor allem wenn bereits andere Gefäßerkrankungen wie Arteriosklerose vorliegen. Aber auch Herzrhythmusstörungen, zum Beispiel Vorhofflimmern, können das Risiko erhöhen, weil sich dabei leichter Blutgerinnsel bilden, die dann in die Darmgefäße gelangen.

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Typische Beschwerden und erste Anzeichen

Ein Mesenterialinfarkt macht sich meist durch plötzlich einsetzende, sehr starke Bauchschmerzen bemerkbar. Anfangs können diese Schmerzen krampfartig sein und sich im gesamten Bauchraum ausbreiten. Viele Betroffene wirken auffällig unruhig, haben Schweißausbrüche oder einen schnellen Puls. Manchmal lässt der Schmerz nach ein paar Stunden scheinbar nach – das ist jedoch ein Warnsignal, denn in diesem Stadium können bereits Teile des Darms abgestorben sein.

Begleitend können Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall auftreten. Später kommen oft Fieber, Kreislaufprobleme oder ein geblähter Bauch hinzu. In fortgeschrittenen Fällen kann es zu einer Bauchfellentzündung kommen, die sich durch starke Schmerzen bei Berührung und eine harte Bauchdecke zeigt.

Warum ist ein Mesenterialinfarkt so gefährlich?

Viele Menschen fragen sich, wie bedrohlich diese Diagnose ist. Die Antwort ist eindeutig: Ein Mesenterialinfarkt zählt zu den schwerwiegenden Notfällen in der Medizin. Ohne rasche Behandlung drohen schwere Komplikationen, weil abgestorbenes Darmgewebe eine Entzündungsreaktion im ganzen Körper auslösen kann. Im schlimmsten Fall entwickelt sich ein septischer Schock, der lebensbedrohlich ist.

Die Sterblichkeit bei einem unbehandelten Mesenterialinfarkt ist sehr hoch. Selbst mit schneller medizinischer Hilfe bleibt das Risiko für dauerhafte Schäden oder Komplikationen bestehen. Deshalb ist es entscheidend, bei Verdacht sofort ärztliche Hilfe zu suchen – jede Minute zählt.

Ursachen und Risikofaktoren

Die häufigste Ursache für einen Mesenterialinfarkt ist ein Blutgerinnsel, das aus dem Herzen oder anderen Gefäßen in die Darmarterie eingeschwemmt wird. Das passiert zum Beispiel bei Vorhofflimmern, Herzklappenerkrankungen oder nach einem Herzinfarkt. Daneben können auch Verkalkungen und Verengungen der Darmgefäße, wie sie bei Arteriosklerose auftreten, zu einem Verschluss führen.

Weitere Risikofaktoren sind starker Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen, erhöhte Blutfettwerte oder eine bereits bestehende Durchblutungsstörung an anderen Körperstellen. In seltenen Fällen kann auch ein starker Blutdruckabfall – etwa bei großem Blutverlust oder Schock – die Durchblutung des Darms so stark reduzieren, dass ein Infarkt entsteht.

Wie wird ein Mesenterialinfarkt festgestellt?

Die Diagnose ist nicht immer einfach, weil die Beschwerden zunächst an andere Erkrankungen erinnern können. Ärztinnen und Ärzte achten auf die typische Kombination aus plötzlich starken Bauchschmerzen und Risikofaktoren für Gefäßverschlüsse. Eine schnelle Blutuntersuchung kann Hinweise liefern, weil bestimmte Entzündungswerte und Stoffwechselprodukte ansteigen.

Um die Durchblutung des Darms direkt zu beurteilen, wird meist eine Computertomografie (CT) mit Kontrastmittel durchgeführt. Damit lässt sich erkennen, ob und wo ein Gefäß verschlossen ist. In manchen Fällen werden zusätzliche Ultraschalluntersuchungen oder eine Angiografie eingesetzt, um die Gefäße genauer darzustellen.

Behandlungsmöglichkeiten und Therapie

Die Therapie eines Mesenterialinfarkts muss so schnell wie möglich beginnen. Ziel ist es, die Durchblutung des Darms wiederherzustellen und abgestorbenes Gewebe zu entfernen, um Komplikationen zu verhindern.

Je nach Ursache wird zunächst versucht, das verschlossene Gefäß wieder zu öffnen. Das kann durch Medikamente geschehen, die das Blutgerinnsel auflösen, oder durch einen minimal-invasiven Eingriff, bei dem mit einem Katheter das Gerinnsel entfernt wird. In manchen Fällen ist eine Operation nötig, um das betroffene Darmstück zu entfernen und die Durchblutung wiederherzustellen.

Im Anschluss ist eine intensive Überwachung auf der Intensivstation erforderlich. Kreislaufstabilisierende Maßnahmen, Antibiotika und eine engmaschige Kontrolle sind wichtig, um Infektionen und weitere Komplikationen zu vermeiden.

Leben nach einem Mesenterialinfarkt

Viele fragen sich, wie es nach einem solchen Ereignis weitergeht. Die Erholung hängt davon ab, wie schnell die Behandlung begonnen wurde und wie viel Darmgewebe gerettet werden konnte. In manchen Fällen bleibt der Darm weitgehend erhalten, in anderen Fällen müssen größere Abschnitte entfernt werden. Das kann Auswirkungen auf die Verdauung und die Aufnahme von Nährstoffen haben.

Nach einem Mesenterialinfarkt ist es besonders wichtig, die zugrunde liegenden Risikofaktoren zu behandeln. Dazu gehören eine gute Einstellung des Blutdrucks, Kontrolle von Herzrhythmusstörungen, Rauchstopp und gegebenenfalls die Einnahme blutverdünnender Medikamente. Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen helfen, das Risiko für einen erneuten Vorfall zu verringern.

Ein Mesenterialinfarkt ist eine ernste, aber behandelbare Erkrankung, wenn sie frühzeitig erkannt wird. Wer zu den Risikogruppen gehört und plötzlich starke, ungewohnte Bauchschmerzen verspürt, sollte keine Zeit verlieren und sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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