Kaltschweißigkeit – Plötzlicher kalter Schweiß erklärt

Kaltschweißigkeit – Plötzlicher kalter Schweiß erklärt

05.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Kaltschweißigkeit beschreibt das plötzliche Auftreten von kaltem, feuchtem Schweiß auf der Haut, oft begleitet von einem unangenehmen Gefühl wie Schwäche, Unwohlsein oder Schwindel. Die Haut fühlt sich dabei nicht warm, sondern eher kühl und klamm an. Im medizinischen Sprachgebrauch wird Kaltschweißigkeit häufig als Warnsignal für eine akute körperliche Belastung oder eine Störung im Körper betrachtet.

Was steckt hinter Kaltschweißigkeit?

Im Gegensatz zu normalem Schwitzen bei Hitze oder Anstrengung tritt Kaltschweißigkeit meist unabhängig von der Umgebungstemperatur oder körperlicher Aktivität auf. Sie entsteht, wenn das vegetative Nervensystem – der Teil des Nervensystems, der Körperfunktionen wie Herzschlag, Atmung und Schweißproduktion steuert – plötzlich überreagiert. Dabei verengen sich die Blutgefäße in der Haut, wodurch sie abkühlt, während die Schweißdrüsen gleichzeitig aktiviert werden. Das Ergebnis ist eine feuchte, kühle Haut.

Kaltschweißigkeit ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom. Sie kann bei vielen verschiedenen Erkrankungen oder Situationen auftreten. Besonders häufig wird sie bei Kreislaufproblemen, Schockzuständen, starken Schmerzen oder bei Angst und Panik beobachtet.

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Mögliche Ursachen und Zusammenhänge

Kaltschweißigkeit kann auf ganz unterschiedliche Auslöser zurückgehen. Einer der bekanntesten ist der sogenannte Kreislaufschock, bei dem der Blutdruck plötzlich stark abfällt und die Organe nicht mehr ausreichend durchblutet werden. Auch ein Herzinfarkt, eine schwere allergische Reaktion (anaphylaktischer Schock) oder ein starker Blutverlust können zu Kaltschweißigkeit führen. In solchen Fällen ist sie oft ein Alarmsignal, das auf eine lebensbedrohliche Situation hindeuten kann.

Aber auch weniger dramatische Ursachen sind möglich. Viele Menschen erleben Kaltschweißigkeit bei starker Angst, Aufregung oder als Begleiterscheinung von Schmerzen, etwa bei Migräneattacken oder Koliken. Auch Unterzuckerung, zum Beispiel bei Menschen mit Diabetes, kann zu kaltem Schweiß führen. Infektionen mit hohem Fieber, Kreislaufschwäche oder sogar plötzlicher Stress können ebenfalls dahinterstecken.

Wann wird Kaltschweißigkeit gefährlich?

Kaltschweißigkeit allein muss nicht immer auf eine schwere Erkrankung hinweisen. Häufig verschwindet das Symptom von selbst, sobald sich der Kreislauf oder die Stresssituation wieder normalisiert. Trotzdem sollte sie ernst genommen werden – insbesondere, wenn sie zusammen mit anderen Beschwerden wie Brustschmerzen, Atemnot, starkem Schwindel, Bewusstseinsstörungen oder Herzrasen auftritt.

Das plötzliche, unerklärliche Auftreten von kaltem Schweiß kann ein Hinweis auf einen Notfall sein, etwa einen Herzinfarkt oder Schock. In solchen Fällen ist schnelle medizinische Hilfe entscheidend. Auch wenn Unsicherheit besteht, ob eine gefährliche Ursache dahintersteckt, sollte lieber einmal mehr ein Arzt oder Notruf kontaktiert werden.

Was passiert im Körper?

Die Entstehung von Kaltschweißigkeit ist eng mit der sogenannten Stressreaktion des Körpers verbunden. Bei plötzlichem Blutdruckabfall oder Schmerz schüttet der Körper vermehrt Stresshormone wie Adrenalin aus. Diese sorgen dafür, dass Blut zu den lebenswichtigen Organen umgeleitet wird, während die Haut schlechter durchblutet und gleichzeitig die Schweißproduktion angekurbelt wird. Das Resultat: Die Haut fühlt sich feucht und kalt an.

Diese Reaktion ist eigentlich ein Schutzmechanismus, der dem Körper helfen soll, mit einer akuten Gefahrensituation umzugehen. Gerät der Kreislauf aber dauerhaft aus dem Gleichgewicht oder ist der Auslöser sehr schwerwiegend, kann Kaltschweißigkeit Teil eines bedrohlichen Krankheitsbildes werden.

Was tun bei Kaltschweißigkeit?

Wenn Kaltschweißigkeit plötzlich auftritt, ist es wichtig, auf den eigenen Körper zu achten und mögliche Begleitsymptome ernst zu nehmen. Tritt zusätzlich Brustschmerz, Atemnot, Bewusstseinsverlust oder starke Schwäche auf, sollte umgehend ärztliche Hilfe gerufen werden. Auch bei bekannter Diabeteserkrankung und Verdacht auf Unterzuckerung kann schnelles Handeln wichtig sein.

In weniger bedrohlichen Situationen, etwa bei kurzfristigem Schwindel oder Aufregung, reicht es oft aus, sich hinzusetzen oder hinzulegen, tief durchzuatmen und abzuwarten, bis sich der Kreislauf wieder stabilisiert hat. Flüssigkeitszufuhr und Ruhe helfen, den Körper zu entlasten.

Wie wird die Ursache abgeklärt?

Um herauszufinden, was hinter der Kaltschweißigkeit steckt, wird in der Regel eine gründliche Befragung und körperliche Untersuchung durchgeführt. Ärztinnen und Ärzte achten auf Hinweise wie Blutdruck, Puls, Hautfarbe und mögliche Begleitsymptome. Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen wie ein EKG, Blutuntersuchungen oder Ultraschall notwendig werden.

Die Behandlung richtet sich immer nach der zugrunde liegenden Ursache. Liegt zum Beispiel ein Herzinfarkt oder eine schwere Infektion vor, muss sofort medizinisch eingegriffen werden. Bei Kreislaufschwäche, Stress oder leichter Unterzuckerung stehen andere Maßnahmen im Vordergrund.

Kaltschweißigkeit: Ein Symptom mit vielen Gesichtern

Kaltschweißigkeit ist ein unspezifisches, aber oft sehr auffälliges Zeichen, dass im Körper etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Sie kann harmlose Ursachen haben, aber auch auf ernste oder sogar lebensbedrohliche Zustände hinweisen. Besonders in Kombination mit anderen Warnzeichen sollte sie nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Wer unsicher ist oder sich ernsthaft krank fühlt, sollte lieber einmal mehr ärztlichen Rat einholen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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