Hyperreagibles Bronchialsystem im Alltag

Hyperreagibles Bronchialsystem im Alltag

07.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was bedeutet hyperreagibles Bronchialsystem?

Ein hyperreagibles Bronchialsystem beschreibt eine überempfindliche Reaktion der Atemwege auf eigentlich harmlose Reize wie kalte Luft, Rauch, Staub oder körperliche Anstrengung. Die Bronchien, also die luftleitenden Wege in der Lunge, reagieren dabei schneller und stärker als gewöhnlich, indem sie sich zusammenziehen oder Schleim produzieren – obwohl keine direkte Entzündung oder Infektion vorliegt.

Was passiert im Körper?

Normalerweise sind die Bronchien elastisch und passen sich den täglichen Anforderungen problemlos an. Bei einem hyperreagiblen Bronchialsystem sind sie jedoch besonders reizbar. Das bedeutet, schon kleine Auslöser können zu Husten, Engegefühl in der Brust oder sogar Atemnot führen. Oft wird diese Überempfindlichkeit mit einer Art „nervöser“ Reaktion der Bronchien verglichen – sie schlagen zu früh Alarm, obwohl keine echte Gefahr besteht.

Die Schleimhäute der Atemwege sind dabei besonders sensibel. Kommt es zum Kontakt mit kalter Luft, Abgasen, Tierhaaren oder sogar bestimmten Gerüchen, ziehen sich die Bronchien zusammen. Manchmal entsteht dabei vermehrt Schleim, der das Atmen zusätzlich erschwert. Das kann sich durch wiederkehrenden Reizhusten, ein pfeifendes Atemgeräusch (Giemen) oder das Gefühl, nicht richtig durchatmen zu können, bemerkbar machen.

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Ursachen und Zusammenhänge

Ein hyperreagibles Bronchialsystem kann verschiedene Gründe haben. Häufig liegt eine genetische Veranlagung vor – manche Menschen reagieren einfach empfindlicher auf Umweltreize. Auch Infekte der Atemwege, wie eine überstandene Bronchitis oder ein grippaler Infekt, können die Bronchien vorübergehend überempfindlich machen. In manchen Fällen spielt eine Allergie eine Rolle, zum Beispiel gegen Pollen, Hausstaubmilben oder Tierhaare.

Nicht selten taucht der Begriff im Zusammenhang mit Asthma bronchiale auf. Tatsächlich gilt ein hyperreagibles Bronchialsystem als eine Art Vorstufe oder Begleiterscheinung von Asthma, muss aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass sich daraus eine chronische Erkrankung entwickelt. Auch Menschen ohne Asthma können vorübergehend oder dauerhaft unter einer solchen Überempfindlichkeit leiden.

Ist das schlimm?

Viele fragen sich, ob ein hyperreagibles Bronchialsystem gefährlich ist oder ob daraus zwangsläufig Asthma wird. In den meisten Fällen ist die Überempfindlichkeit zwar lästig, aber nicht bedrohlich. Die Beschwerden sind oft belastend, besonders bei körperlicher Aktivität oder in bestimmten Umgebungen. Eine dauerhafte Schädigung der Lunge entsteht dadurch in der Regel nicht.

Allerdings kann ein hyperreagibles Bronchialsystem ein Hinweis darauf sein, dass die Atemwege besonders sensibel sind. Wer wiederholt unter Husten, Atemnot oder Engegefühl leidet, sollte das ärztlich abklären lassen – vor allem, wenn sich die Symptome verschlimmern oder häufig auftreten. In seltenen Fällen kann sich aus der Überempfindlichkeit tatsächlich ein Asthma bronchiale entwickeln, vor allem, wenn weitere Risikofaktoren wie Allergien bestehen.

Was kann helfen?

Die Behandlung richtet sich immer nach der Ursache und dem Ausmaß der Beschwerden. Häufig genügt es, bekannte Auslöser zu meiden – also zum Beispiel auf das Rauchen zu verzichten, staubige Räume zu meiden oder bei Kälte einen Schal vor Mund und Nase zu tragen. Für manche ist auch regelmäßiges Lüften und das Vermeiden von Duftstoffen hilfreich.

Wenn die Beschwerden stärker ausgeprägt sind, können sogenannte bronchienerweiternde Medikamente oder inhalative Kortisonpräparate zum Einsatz kommen. Sie helfen, die Reizbarkeit der Bronchien zu verringern und akute Beschwerden zu lindern. Bei allergischer Ursache kann eine gezielte Allergiebehandlung sinnvoll sein.

Körperliche Bewegung, vor allem an der frischen Luft, kann die Lunge trainieren und die Überempfindlichkeit langfristig verringern – vorausgesetzt, die Belastung wird langsam gesteigert und auf die individuellen Möglichkeiten abgestimmt. Auch Atemübungen oder physiotherapeutische Maßnahmen können helfen, die Atemwege zu stabilisieren.

Was bedeutet das im Alltag?

Mit einem hyperreagiblen Bronchialsystem lässt sich im Alltag meist gut leben, wenn die individuellen Auslöser bekannt sind und möglichst gemieden werden. Viele merken, dass sie in bestimmten Situationen – etwa im Winter, bei Sport oder Kontakt mit Tieren – besonders aufpassen müssen. Ein Tagebuch über Beschwerden und Auslöser kann helfen, Muster zu erkennen und gezielt gegensteuern zu können.

Wichtig ist, nicht aus Angst vor Husten oder Atemnot auf Bewegung zu verzichten. Im Gegenteil: Regelmäßige Aktivität, angepasst an die eigene Belastbarkeit, kann die Atemwege stärken. Bei Unsicherheit hilft ein Gespräch mit einer Lungenfachärztin oder einem Lungenfacharzt, um individuelle Empfehlungen zu bekommen.

Ein hyperreagibles Bronchialsystem ist also kein Grund zur Panik, sondern ein Zeichen dafür, aufmerksam mit den eigenen Atemwegen umzugehen. Wer die Warnsignale des Körpers ernst nimmt und auf sich achtet, kann die Beschwerden meist gut in den Griff bekommen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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