Hyperämie – was steckt dahinter?
Hyperämie bezeichnet einen Zustand, bei dem ein bestimmtes Gewebe oder Organ stärker durchblutet wird als normalerweise. Das bedeutet, dass mehr Blut als üblich in einen Bereich des Körpers fließt, wodurch dieser oft gerötet, warm und manchmal auch leicht geschwollen erscheint.
Wie entsteht eine Hyperämie?
Im Körper sorgt das Herz-Kreislauf-System dafür, dass alle Organe und Gewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Manchmal wird in einem bestimmten Bereich mehr Blut benötigt – zum Beispiel bei körperlicher Aktivität, bei Entzündungen oder wenn ein Gewebe nach einer kurzen Durchblutungsstörung wieder mit Blut versorgt wird. In solchen Fällen öffnen sich die kleinen Blutgefäße weit, sodass mehr Blut hindurchströmen kann. Dieser Vorgang wird als Hyperämie bezeichnet.
Es gibt zwei Hauptformen: Bei der sogenannten aktiven Hyperämie weiten sich die Gefäße von selbst, etwa bei körperlicher Belastung, Hitze oder Entzündungsreaktionen. Die reaktive oder passive Hyperämie entsteht, wenn der Blutabfluss aus einem Gebiet behindert ist – etwa durch eine Blockade oder einen Druck auf die Venen. Nach Aufhebung der Blockade strömt dann plötzlich wieder viel Blut in das betroffene Gewebe.
Typische Anzeichen
Eine gesteigerte Durchblutung lässt sich oft an der Haut erkennen. Die betroffene Stelle wirkt gerötet und fühlt sich warm an. Manchmal kommt es zu einer leichten Schwellung oder einem Spannungsgefühl. Bei Entzündungen, wie etwa einem Insektenstich oder einer Prellung, ist diese Rötung ein klassisches Zeichen. Auch nach sportlicher Betätigung oder einem Saunabesuch tritt Hyperämie auf – dann meist großflächig und völlig harmlos.
Wann tritt Hyperämie auf?
Im Alltag begegnet einem Hyperämie häufiger, als vermutet. Sie spielt eine Rolle bei der Abwehr von Krankheitserregern, etwa wenn der Körper auf eine Infektion reagiert und das betroffene Gewebe besser durchblutet, um Abwehrzellen heranzuschaffen. Auch bei Verletzungen, allergischen Reaktionen oder nach längerer Ruhigstellung eines Körperteils kann eine verstärkte Durchblutung auftreten. Nach einer Massage oder Wärmeanwendung zeigt sich ebenfalls häufig eine lokale Hyperämie.
Bestimmte Erkrankungen können mit einer krankhaften Hyperämie einhergehen, zum Beispiel bei chronischen Entzündungen, rheumatischen Beschwerden oder Gefäßerkrankungen. In den meisten Fällen ist Hyperämie jedoch eine normale, sogar sinnvolle Reaktion des Körpers.
Muss man sich Sorgen machen?
Eine Hyperämie ist in den allermeisten Fällen ungefährlich und ein natürlicher Vorgang. Sie zeigt, dass der Körper auf innere oder äußere Reize angemessen reagiert. Bei einer akuten Entzündung, etwa nach einem Insektenstich, sorgt die verstärkte Durchblutung dafür, dass Abwehrzellen und Heilungsstoffe schneller an den Ort des Geschehens gelangen. Auch die Wärme, die dabei entsteht, unterstützt den Heilungsprozess.
Anders sieht es aus, wenn die Hyperämie mit starken Schmerzen, einer ausgeprägten Schwellung, Fieber oder anderen ungewöhnlichen Symptomen einhergeht. Dann kann eine ernstere Ursache dahinterstecken, etwa eine Infektion, ein Gefäßverschluss oder eine andere Erkrankung. In solchen Fällen ist es sinnvoll, eine ärztliche Abklärung in Betracht zu ziehen.
Wie wird Hyperämie festgestellt?
Die Diagnose erfolgt meist durch eine einfache körperliche Untersuchung. Ärztinnen und Ärzte erkennen die verstärkte Durchblutung an der Rötung, Wärme und eventuell Schwellung des betroffenen Bereichs. Je nach Situation können weitere Untersuchungen nötig sein, um die Ursache zu klären – zum Beispiel eine Blutuntersuchung, Ultraschall oder bildgebende Verfahren, falls ein Gefäßproblem vermutet wird.
Gibt es eine Behandlung?
Eine Behandlung ist meist nicht notwendig, weil Hyperämie oft von selbst wieder verschwindet, sobald der auslösende Reiz nachlässt. Bei Entzündungen oder Verletzungen kann es helfen, die betroffene Stelle zu kühlen und ruhigzustellen. Liegt eine zugrunde liegende Erkrankung vor, richtet sich die Therapie nach der jeweiligen Ursache. In den allermeisten Fällen ist die Hyperämie jedoch ein vorübergehendes, harmloses Phänomen.
Was bedeutet Hyperämie im Arztbrief?
Taucht der Begriff Hyperämie in einem Befund oder Arztbrief auf, beschreibt er lediglich eine verstärkte Durchblutung in einem bestimmten Bereich. Das allein ist noch kein Hinweis auf eine gefährliche Krankheit. Entscheidend ist immer der Zusammenhang: Wurde eine Entzündung festgestellt? Gab es eine Verletzung? Oder handelt es sich einfach um eine harmlose Reaktion des Körpers? Die genaue Bedeutung ergibt sich immer aus dem Gesamtbild und dem Kontext des Befundes.
Insgesamt ist Hyperämie ein medizinischer Fachausdruck für ein alltägliches, meist unproblematisches Geschehen im Körper, das in vielen Situationen sogar hilfreich ist.