Hydrops – Flüssigkeit wo sie nicht hingehört

Hydrops – Flüssigkeit wo sie nicht hingehört

30.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Hydrops bezeichnet eine krankhafte Ansammlung von Flüssigkeit in einem Gewebe oder Hohlraum des Körpers. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Wassersucht“ oder „Wasseransammlung“. In der Medizin wird damit ein Zustand beschrieben, bei dem sich ungewöhnlich viel Flüssigkeit dort sammelt, wo sie normalerweise nicht hingehört.

Verschiedene Formen und Bedeutungen

Der Ausdruck Hydrops ist kein Name für eine einzelne Krankheit, sondern beschreibt ein Symptom, das bei ganz unterschiedlichen Erkrankungen auftreten kann. Welche Körperregion betroffen ist, wird meist durch einen Zusatz genauer angegeben. So steht etwa „Hydrops fetalis“ für eine Flüssigkeitsansammlung beim ungeborenen Kind im Mutterleib, „Hydrops articulorum“ für Wasseransammlungen in den Gelenken oder „Hydrops cochleae“ für einen Flüssigkeitsüberschuss im Innenohr.

In vielen Arztbriefen oder Befunden taucht der Begriff allein oder in Kombination mit einer genauen Lokalisation auf. Ohne Zusatz bleibt oft unklar, wo die Flüssigkeit sitzt. Erst der Zusammenhang mit weiteren Angaben verrät, welches Organ oder Gewebe betroffen ist.

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Wie entsteht eine Wasseransammlung?

Im Körper herrscht normalerweise ein feines Gleichgewicht zwischen Flüssigkeitsaufnahme, -verteilung und -ausscheidung. Verschiedene Mechanismen sorgen dafür, dass nicht zu viel Flüssigkeit in Geweben oder Hohlräumen verbleibt. Gerät dieses Gleichgewicht aus dem Takt, kann es zu einem Hydrops kommen.

Ursachen gibt es viele: Bei Herzschwäche oder Nierenerkrankungen kann das Blut nicht mehr richtig zirkulieren oder überschüssiges Wasser wird nicht ausgeschieden. Entzündungen oder Verletzungen führen dazu, dass kleine Blutgefäße durchlässiger werden – Flüssigkeit tritt ins umliegende Gewebe aus. Auch Störungen im Lymphsystem, Infektionen oder bestimmte Medikamente können eine Rolle spielen.

Typische Beschwerden und mögliche Folgen

Welche Beschwerden auftreten, hängt davon ab, wo sich die Flüssigkeit ansammelt und wie stark die Schwellung ausgeprägt ist. Ein Hydrops im Kniegelenk zeigt sich meist durch eine sichtbare Schwellung, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Im Innenohr kann ein Hydrops zu Schwindel, Hörproblemen oder Ohrgeräuschen führen. Bei einem Hydrops fetalis, also einer Flüssigkeitsansammlung beim ungeborenen Kind, kann die Entwicklung des Babys beeinträchtigt sein.

Je nach Ausmaß der Wasseransammlung können lebenswichtige Funktionen gestört werden. Staut sich zum Beispiel Flüssigkeit im Brustkorb (Hydrops thoracis), kann die Atmung erschwert sein. In anderen Fällen bleibt ein Hydrops lange unbemerkt, weil die Schwellung nur gering ist oder langsam zunimmt.

Ist ein Hydrops gefährlich?

Die Frage, ob ein Hydrops bedrohlich ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Entscheidend ist, welche Ursache dahintersteckt und wie stark die Wasseransammlung ausgeprägt ist. Ein leichter Hydrops im Gelenk nach einer Überlastung kann harmlos sein und von allein wieder verschwinden. Bei schweren Formen, etwa bei einem Hydrops fetalis oder einer starken Flüssigkeitsansammlung in der Lunge, kann jedoch rasches Handeln nötig sein.

Viele Menschen fragen sich, ob ein Hydrops immer operiert werden muss oder ob bleibende Schäden drohen. Das hängt ganz von der zugrunde liegenden Erkrankung ab. In manchen Fällen genügt es, die Ursache zu behandeln oder die Flüssigkeit abzusaugen. In anderen Situationen ist eine umfassendere Therapie notwendig, um Komplikationen zu vermeiden.

Wie wird ein Hydrops festgestellt?

Um herauszufinden, ob tatsächlich ein Hydrops vorliegt, greifen Ärztinnen und Ärzte meist auf eine Kombination aus körperlicher Untersuchung, bildgebenden Verfahren und Laborwerten zurück. Eine Ultraschalluntersuchung kann zeigen, ob und wo sich Flüssigkeit angesammelt hat. Bei Gelenkbeschwerden wird manchmal eine Probe der Flüssigkeit entnommen, um Infektionen oder Entzündungen auszuschließen. Je nach vermuteter Ursache können weitere Untersuchungen wie Röntgen, MRT oder Bluttests folgen.

Die genaue Diagnose ist wichtig, um gezielt behandeln zu können und keine ernsthaften Erkrankungen zu übersehen.

Behandlungsmöglichkeiten und was selbst getan werden kann

Die Therapie richtet sich immer nach der Ursache und dem Schweregrad des Hydrops. Liegt eine Entzündung vor, können entzündungshemmende Medikamente helfen. Bei Infektionen kommen oft Antibiotika zum Einsatz. Ist eine Herz- oder Nierenschwäche der Auslöser, stehen entwässernde Medikamente (Diuretika) oder eine Anpassung der Grunderkrankung im Vordergrund. In manchen Fällen muss überschüssige Flüssigkeit direkt entfernt werden, zum Beispiel durch Punktion eines Gelenks oder Ableitung aus dem Brustkorb.

Wer zu Wasseransammlungen neigt, kann manchmal selbst vorbeugen: Viel Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und das Vermeiden von langem Stehen oder Sitzen können helfen, den Flüssigkeitshaushalt im Gleichgewicht zu halten. Bei bestimmten Vorerkrankungen ist es wichtig, die ärztlichen Empfehlungen genau zu beachten und regelmäßige Kontrollen wahrzunehmen.

Ein Hydrops ist also keine eigenständige Krankheit, sondern immer ein Hinweis darauf, dass im Körper etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Die genaue Bedeutung und das weitere Vorgehen hängen davon ab, wo die Wasseransammlung sitzt und was sie ausgelöst hat.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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