Hirnödem – Wenn das Gehirn anschwillt

Hirnödem – Wenn das Gehirn anschwillt

23.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Ein Hirnödem bezeichnet eine Schwellung des Gehirns, die durch eine vermehrte Ansammlung von Flüssigkeit im Gehirngewebe entsteht.

Wie kommt es zu einem Hirnödem?

Im Inneren des Schädels gibt es nur wenig Platz. Das Gehirn wird von einer festen Schädelknochenhülle umgeben. Wenn sich dort Flüssigkeit ansammelt, kann das Gewebe anschwellen und der Druck im Schädel steigt. Die Ursachen für ein Hirnödem sind vielfältig. Häufig tritt es nach einer Kopfverletzung auf, etwa durch einen Unfall oder Sturz. Auch Schlaganfälle, Gehirntumoren, Infektionen wie eine Hirnhautentzündung oder Vergiftungen können zu einer solchen Schwellung führen. In manchen Fällen entwickelt sich ein Hirnödem auch im Rahmen schwerer Stoffwechselstörungen oder als Reaktion auf Sauerstoffmangel.

Die Flüssigkeit, die sich im Hirngewebe ansammelt, stammt entweder aus den Blutgefäßen, weil deren Wände undicht werden, oder sie entsteht durch Störungen im Zellstoffwechsel. Je nach Ursache unterscheidet man verschiedene Formen des Hirnödems, zum Beispiel das sogenannte vasogene oder das zytotoxische Ödem.

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Welche Symptome können auftreten?

Ein Hirnödem macht sich meist durch eine rasche Verschlechterung des Allgemeinzustands bemerkbar. Typisch sind starke Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Viele Menschen werden zunehmend schläfrig oder verwirrt. Im weiteren Verlauf kann es zu Bewusstseinsstörungen kommen – von Benommenheit bis hin zur Bewusstlosigkeit. Je nachdem, welcher Bereich des Gehirns betroffen ist, können auch Lähmungen, Sprachstörungen, Sehstörungen oder Krampfanfälle auftreten.

Besonders gefährlich wird es, wenn der Druck im Schädel so stark ansteigt, dass wichtige Hirnareale abgedrückt werden. Das kann lebensbedrohliche Folgen haben, da zum Beispiel die Atmung oder der Kreislauf im Hirnstamm gesteuert werden. Deshalb ist ein Hirnödem immer ein medizinischer Notfall.

Ist ein Hirnödem schlimm?

Die Diagnose Hirnödem ist für viele Menschen zunächst ein Schock. Die Vorstellung, dass das eigene Gehirn anschwillt und unter Druck gerät, löst verständlicherweise große Ängste aus. Wie bedrohlich die Situation tatsächlich ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Wie stark ist das Ödem ausgeprägt? Wie schnell entwickelt es sich? Welche Ursache steckt dahinter? Und wie rasch kann eine Behandlung eingeleitet werden?

In einigen Fällen lässt sich die Schwellung gut kontrollieren, besonders wenn sie früh erkannt und behandelt wird. Manchmal bleibt jedoch trotz aller Maßnahmen ein bleibender Schaden zurück, etwa durch einen Sauerstoffmangel im Gehirn. Entscheidend ist immer, wie schnell und gezielt das Hirnödem behandelt werden kann.

Wie wird ein Hirnödem festgestellt?

Das wichtigste Hilfsmittel zur Diagnose ist die Bildgebung. Mit einer Computertomografie (CT) oder einer Magnetresonanztomografie (MRT) lässt sich erkennen, wie stark das Gehirn geschwollen ist und ob bestimmte Bereiche besonders betroffen sind. Zusätzlich werden Blutuntersuchungen durchgeführt, um mögliche Ursachen wie Entzündungen, Infektionen oder Stoffwechselprobleme zu erkennen. In manchen Fällen wird auch der Augenhintergrund untersucht, weil sich ein erhöhter Hirndruck dort zeigen kann.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Behandlung richtet sich immer nach der Ursache und dem Ausmaß der Schwellung. Zunächst geht es darum, den Druck im Schädel so schnell wie möglich zu senken. Dazu werden oft Medikamente eingesetzt, die überschüssige Flüssigkeit aus dem Gehirn abtransportieren oder die Durchlässigkeit der Gefäße verringern. In schweren Fällen kann es notwendig sein, überschüssige Flüssigkeit durch eine Punktion oder eine Drainage abzuleiten.

Wenn das Hirnödem durch eine Infektion, einen Tumor oder eine Blutung ausgelöst wird, muss die Grunderkrankung gezielt behandelt werden. Bei schweren Verläufen kann auch eine Operation notwendig werden, um den Druck zu entlasten – zum Beispiel durch das Entfernen eines Blutgerinnsels oder das Öffnen des Schädels (Dekompressionskraniektomie).

Die Behandlung erfolgt immer auf einer Intensivstation, da lebenswichtige Funktionen wie Atmung und Kreislauf überwacht und unterstützt werden müssen.

Wie geht es nach einem Hirnödem weiter?

Nach erfolgreicher Behandlung hängt der weitere Verlauf davon ab, wie groß die Schädigung des Gehirns war und wie schnell das Hirnödem behandelt werden konnte. Manche Menschen erholen sich vollständig, andere behalten bleibende Einschränkungen zurück, etwa in der Bewegung, beim Sprechen oder im Gedächtnis. Oft ist eine längere Rehabilitation notwendig, um verlorene Fähigkeiten wiederzuerlangen oder Komplikationen vorzubeugen.

Wichtig ist, die Ursache des Hirnödems zu kennen und – wenn möglich – gezielt zu behandeln, um ein erneutes Auftreten zu verhindern. Bei manchen Erkrankungen, wie bestimmten Stoffwechselstörungen oder Tumoren, ist deshalb eine langfristige medizinische Betreuung erforderlich.

Ein Hirnödem ist immer eine ernstzunehmende Diagnose, die eine schnelle und gezielte Behandlung erfordert. Dank moderner Medizin gibt es heute jedoch gute Möglichkeiten, die Schwellung zu kontrollieren und Folgeschäden zu begrenzen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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