Hirnatrophie und ihre Folgen für das Gehirn

Hirnatrophie und ihre Folgen für das Gehirn

17.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was bedeutet Hirnatrophie?

Hirnatrophie beschreibt den fortschreitenden Abbau von Gehirngewebe, bei dem Nervenzellen und deren Verbindungen verloren gehen. Dadurch schrumpft das Volumen bestimmter Bereiche oder sogar des gesamten Gehirns. Dieser Prozess kann ganz unterschiedliche Ursachen haben und tritt vor allem bei verschiedenen Erkrankungen, aber auch im Rahmen des normalen Alterns auf.

Wenn das Gehirn an Substanz verliert

Das menschliche Gehirn besteht aus Milliarden von Nervenzellen, die über feine Ausläufer miteinander kommunizieren. Mit zunehmendem Alter nimmt die Zahl dieser Zellen langsam ab – das ist ein ganz natürlicher Vorgang und meist unbedenklich. Von Hirnatrophie wird jedoch gesprochen, wenn der Verlust an Gehirnsubstanz deutlich über das altersübliche Maß hinausgeht oder ungewöhnlich früh beginnt.

Auf Bildern aus der Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) zeigt sich Hirnatrophie daran, dass die Hirnwindungen schmaler werden und die sogenannten Hirnkammern, die mit Flüssigkeit gefüllt sind, sich vergrößern. Das Gehirn wirkt insgesamt „ausgedünnt“. Je nachdem, welche Regionen besonders betroffen sind, können unterschiedliche Beschwerden auftreten.

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Mögliche Ursachen und Auslöser

Hirnatrophie ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Symptom oder eine Folge verschiedener Grunderkrankungen. Besonders häufig tritt sie bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder anderen Demenzen auf. Auch chronischer Alkoholmissbrauch, Durchblutungsstörungen, schwere Kopfverletzungen oder bestimmte Infektionen können einen solchen Gewebeabbau verursachen. In manchen Fällen sind Entzündungen, Autoimmunerkrankungen oder seltene genetische Störungen beteiligt.

Nicht immer lässt sich eine eindeutige Ursache finden. Auch ein langjähriger Mangel an wichtigen Nährstoffen oder chronische Belastungen wie starker Stress können das Gehirn auf Dauer schädigen. In den meisten Fällen ist jedoch eine zugrunde liegende Erkrankung der Auslöser.

Welche Beschwerden können auftreten?

Ob und welche Symptome auftreten, hängt davon ab, wie stark und an welchen Stellen das Gehirn betroffen ist. Bei einer leichten Hirnatrophie, wie sie im Alter häufig vorkommt, zeigen sich meist keine auffälligen Veränderungen. Erst wenn größere Bereiche geschädigt sind, kann es zu Gedächtnisproblemen, Konzentrationsschwierigkeiten oder Veränderungen des Verhaltens kommen.

Ist die Atrophie in den Bewegungszentren ausgeprägt, können auch Gangunsicherheit, Koordinationsprobleme oder sogar Lähmungen entstehen. In manchen Fällen sind Sprachstörungen, Orientierungsprobleme oder Persönlichkeitsveränderungen zu bemerken. Wird das Gehirn insgesamt kleiner, kann sich das auf viele Bereiche des Denkens und Handelns auswirken.

Ist Hirnatrophie gefährlich?

Viele Menschen erschrecken, wenn sie in einem Arztbrief oder Befund das Wort Hirnatrophie lesen. Die Vorstellung, dass das eigene Gehirn „schrumpft“, löst oft Ängste aus. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass ein gewisses Maß an Gewebeabbau ganz normal ist und im höheren Lebensalter bei fast allen Menschen nachweisbar ist. Erst wenn der Prozess sehr ausgeprägt ist oder mit Beschwerden einhergeht, besteht Anlass zur Sorge.

Ob eine Hirnatrophie bedrohlich ist, hängt vor allem von der Ursache und dem Tempo der Veränderungen ab. Bei langsam fortschreitenden Formen, wie sie etwa bei Alzheimer vorkommen, können die Symptome über Jahre hinweg zunehmen. In anderen Fällen bleibt der Befund lange stabil, ohne dass größere Einschränkungen entstehen. Entscheidend ist, ob und wie stark der Alltag beeinträchtigt wird.

Wie wird Hirnatrophie festgestellt?

Am zuverlässigsten lässt sich Hirnatrophie mit bildgebenden Verfahren wie MRT oder CT erkennen. Ärztinnen und Ärzte beurteilen dabei die Größe und Form der verschiedenen Hirnareale und vergleichen sie mit altersentsprechenden Normwerten. Neben der Bildgebung spielen auch neurologische Untersuchungen und Gespräche über Gedächtnis, Verhalten und Alltagsfähigkeit eine wichtige Rolle.

Häufig wird die Diagnose im Rahmen der Abklärung von Gedächtnisproblemen, nach einem Schlaganfall oder bei auffälligen neurologischen Symptomen gestellt. Manchmal fällt eine leichte Hirnatrophie auch zufällig im Rahmen einer Routineuntersuchung auf, ohne dass Beschwerden bestehen.

Behandlungsmöglichkeiten und Verlauf

Eine bereits eingetretene Hirnatrophie lässt sich in der Regel nicht rückgängig machen. Die wichtigste Maßnahme besteht darin, die zugrunde liegende Ursache zu erkennen und – soweit möglich – zu behandeln. Bei Durchblutungsstörungen etwa können blutverdünnende Medikamente oder eine Umstellung des Lebensstils helfen, das Fortschreiten zu bremsen. Bei Alzheimer oder anderen Demenzen stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, die den Verlauf verlangsamen und Symptome lindern können.

Wichtig ist es außerdem, das Gehirn aktiv zu fordern und zu fördern. Geistige Aktivitäten, soziale Kontakte, Bewegung und eine ausgewogene Ernährung können dazu beitragen, den weiteren Abbau zu verlangsamen. In manchen Fällen helfen auch gezielte Ergotherapie, Logopädie oder Physiotherapie, um Alltagsfähigkeiten möglichst lange zu erhalten.

Was tun, wenn der Befund verunsichert?

Wer zum ersten Mal die Diagnose Hirnatrophie liest, fühlt sich oft hilflos oder ratlos. Viele fragen sich, ob sie nun zwangsläufig an einer Demenz erkranken werden oder wie schnell sich die Veränderungen verschlimmern. Solche Sorgen sind verständlich, doch nicht jede Hirnatrophie führt zu schweren Einschränkungen. Entscheidend ist, wie groß die Veränderungen sind, ob Beschwerden bestehen und welche Grunderkrankung vorliegt.

Es lohnt sich, die Ergebnisse immer gemeinsam mit einer Ärztin oder einem Arzt zu besprechen. Nur so lässt sich einschätzen, welche Bedeutung der Befund im individuellen Fall hat und ob weitere Untersuchungen oder Maßnahmen sinnvoll sind. Wer selbst aktiv bleibt, auf einen gesunden Lebensstil achtet und bei Bedarf Unterstützung in Anspruch nimmt, kann das Gehirn oft noch lange leistungsfähig halten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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