Hintere Beckenringfraktur: Risiken und Beschwerden

Hintere Beckenringfraktur: Risiken und Beschwerden

17.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was ist eine hintere Beckenringfraktur?

Eine hintere Beckenringfraktur bezeichnet einen Bruch im hinteren Bereich des knöchernen Beckens, meist im Bereich von Kreuzbein oder Darmbein, und betrifft damit die stabilisierenden Strukturen des Beckens. Das Becken bildet die knöcherne Basis zwischen Wirbelsäule und Beinen und schützt wichtige Organe im Unterbauch. Bei einer Fraktur im hinteren Beckenring sind die tragenden Knochenverbindungen im hinteren Beckenbereich betroffen, was Auswirkungen auf Stabilität und Beweglichkeit haben kann.

Wie entsteht eine solche Fraktur?

Meist ist eine hintere Beckenringfraktur die Folge eines Unfalls mit großer Krafteinwirkung. Typische Ursachen sind Stürze aus größerer Höhe, Verkehrsunfälle oder schwere Stürze im höheren Lebensalter, oft in Verbindung mit Osteoporose. Bei älteren Menschen kann schon ein vergleichsweise harmloser Sturz, etwa aus dem Stand, zu einer solchen Fraktur führen, wenn die Knochensubstanz geschwächt ist. Seltener entstehen diese Brüche durch sportliche Belastungen oder bei bestimmten Erkrankungen, die die Knochenstruktur schwächen.

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Symptome und Anzeichen

Hintere Beckenringfrakturen machen sich häufig durch starke Schmerzen im unteren Rücken, im Gesäß oder im Bereich der Hüfte bemerkbar. Das Gehen oder Stehen fällt schwer, manchmal ist es kaum möglich. Auch beim Drehen im Bett oder beim Sitzen können sich die Schmerzen verstärken. In manchen Fällen treten Blutergüsse oder Schwellungen im betroffenen Bereich auf. Bei schweren Verletzungen kann es zusätzlich zu Taubheitsgefühlen, Lähmungserscheinungen oder Problemen beim Wasserlassen und Stuhlgang kommen, wenn Nerven oder Organe in Mitleidenschaft gezogen werden.

Ist eine hintere Beckenringfraktur gefährlich?

Viele Menschen erschrecken, wenn sie den Begriff „Fraktur“ im Zusammenhang mit dem Becken hören. Das ist verständlich, denn das Becken übernimmt zentrale Aufgaben für den aufrechten Gang und schützt lebenswichtige Organe. Nicht jede Fraktur im hinteren Beckenring ist jedoch automatisch lebensbedrohlich. Die Schwere der Verletzung hängt davon ab, wie stark die Knochen verschoben sind und ob zusätzlich Bänder, Gefäße oder Nerven verletzt wurden.

Stabile Frakturen, bei denen die Knochen nur angerissen oder wenig verschoben sind, lassen sich meist gut behandeln und verheilen mit entsprechender Schonung. Instabile oder stark verschobene Brüche können jedoch Komplikationen verursachen und erfordern oft eine intensivere Therapie. Besonders dann, wenn innere Blutungen oder Verletzungen von Organen auftreten, ist rasches ärztliches Handeln wichtig.

Wie wird eine hintere Beckenringfraktur festgestellt?

Die Diagnose beginnt meist mit einer gründlichen körperlichen Untersuchung und der Schilderung der Beschwerden. Um den genauen Ort und das Ausmaß des Bruchs festzustellen, werden bildgebende Verfahren eingesetzt. Ein Röntgenbild gibt einen ersten Überblick, reicht aber nicht immer aus, da die hinteren Beckenanteile auf normalen Röntgenaufnahmen schwer zu erkennen sind. Häufig wird deshalb zusätzlich eine Computertomografie (CT) durchgeführt, um die Bruchlinien und mögliche Verschiebungen genau zu beurteilen. In manchen Fällen kann eine Magnetresonanztomografie (MRT) sinnvoll sein, insbesondere wenn auch Bänder oder Weichteile betroffen sein könnten.

Behandlungsmöglichkeiten und Heilungschancen

Die Therapie richtet sich nach der Art und Schwere der Fraktur. Bei stabilen Brüchen, bei denen die Knochen nicht oder nur wenig verschoben sind, genügt oft eine konservative Behandlung. Das bedeutet: Schonung, Schmerzmedikamente und – je nach Belastbarkeit – eine schrittweise Mobilisation. In den ersten Tagen kann Bettruhe nötig sein, danach wird mit gezielter Krankengymnastik begonnen, um die Beweglichkeit zu erhalten und Muskelschwund vorzubeugen.

Bei instabilen oder stark verschobenen Frakturen kann eine Operation notwendig werden. Ziel ist es, die Knochen wieder in die richtige Position zu bringen und mit Schrauben oder Platten zu stabilisieren. So wird das Becken wieder belastbar und das Risiko von Spätfolgen verringert. Nach einer Operation folgt in der Regel eine Phase der Rehabilitation, in der das Gehen und Stehen unter Anleitung langsam wieder aufgebaut wird.

Die Heilungschancen sind bei rechtzeitiger und passender Behandlung meist gut. Allerdings kann der Heilungsprozess, besonders bei älteren Menschen oder bei Begleiterkrankungen, mehrere Wochen bis Monate dauern. In dieser Zeit ist Geduld gefragt, da das Becken eine zentrale Rolle für die Bewegung spielt.

Was kann im Alltag helfen?

Im Alltag nach einer hinteren Beckenringfraktur ist es wichtig, die Anweisungen der behandelnden Fachpersonen genau zu beachten. Eine schrittweise Steigerung der Belastung, angepasst an die Schmerzen und die Stabilität des Bruchs, steht im Vordergrund. Gehhilfen wie Unterarmstützen oder Rollatoren können in der ersten Zeit unterstützen. Physiotherapie hilft, die Muskulatur zu stärken und die Beweglichkeit zurückzugewinnen.

Auch die Vorbeugung weiterer Stürze spielt eine wichtige Rolle, besonders bei älteren Menschen. Eine Anpassung der Wohnumgebung, das Tragen von rutschfesten Schuhen und gezieltes Training des Gleichgewichts können helfen, das Risiko für erneute Stürze zu senken.

Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

Bei anhaltenden, starken Schmerzen, Gefühlsstörungen, Problemen beim Wasserlassen oder Stuhlgang oder bei Unsicherheit über die Belastbarkeit des Beckens ist eine rasche ärztliche Abklärung wichtig. Auch bei Fieber, Schwellungen oder Rötungen im Bereich des Beckens sollte eine Infektion ausgeschlossen werden. Die enge Zusammenarbeit mit Fachärztinnen und Fachärzten sowie Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten ist entscheidend für eine gute Genesung.

Eine hintere Beckenringfraktur ist eine ernstzunehmende Verletzung, aber mit der richtigen Behandlung und etwas Geduld bestehen gute Chancen auf eine vollständige Erholung.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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