Herniotomie: Wann ist eine OP nötig?

Herniotomie: Wann ist eine OP nötig?

24.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was bedeutet Herniotomie?

Eine Herniotomie ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem ein sogenannter Bruchsack entfernt wird. Der Begriff setzt sich aus den lateinischen Wörtern „hernia“ für Bruch und „-tomie“ für Schnitt zusammen. Gemeint ist damit das operative Öffnen und Ausschneiden des Gewebes, das sich bei einem Leistenbruch oder einer anderen Form von Hernie gebildet hat.

Warum wird eine Herniotomie durchgeführt?

Hernien entstehen, wenn sich Gewebe oder Organe durch eine Schwachstelle in der Bauchwand oder an anderen Stellen des Körpers nach außen vorwölben. Besonders häufig kommt das in der Leistengegend vor, aber auch am Nabel oder an Narben nach früheren Operationen. Die betroffene Stelle wirkt oft als weiche Ausbuchtung unter der Haut, die sich manchmal zurückdrücken lässt.

Im Inneren dieser Ausbuchtung befindet sich der sogenannte Bruchsack. Er besteht meist aus dünner Bauchhaut, die sich durch den Defekt nach außen stülpt. In diesem Bruchsack können sich Fettgewebe oder sogar Teile des Darms befinden. Eine Herniotomie wird notwendig, wenn dieser Bruchsack entfernt werden muss, um Komplikationen zu vermeiden oder die Hernie dauerhaft zu behandeln.

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Ablauf des Eingriffs

Bei einer Herniotomie wird zunächst die betroffene Stelle freigelegt. Der Chirurg öffnet das Gewebe vorsichtig, um den Bruchsack sichtbar zu machen. Anschließend wird der Bruchsack abgetrennt und entfernt. Dabei wird darauf geachtet, dass keine Organe verletzt werden. Häufig wird im Anschluss die Bruchpforte – also die Lücke in der Bauchwand – verschlossen. Dieser Schritt ist jedoch streng genommen nicht Teil der Herniotomie selbst, sondern gehört zur sogenannten Hernioplastik. Die Herniotomie beschränkt sich auf das Entfernen des Bruchsacks.

Für wen kommt die Herniotomie infrage?

Eine Herniotomie wird meist dann durchgeführt, wenn eine Hernie Beschwerden verursacht oder das Risiko besteht, dass sich Organe im Bruchsack einklemmen. Besonders bei Kindern mit Leistenbruch ist die reine Herniotomie üblich, da die Bauchwand in jungen Jahren noch keine Verstärkung benötigt und sich nach Entfernung des Bruchsacks oft von selbst stabilisiert.

Bei Erwachsenen wird die Herniotomie meist mit einer Verstärkung der Bauchwand kombiniert, da hier das Risiko für einen erneuten Bruch (Rezidiv) sonst höher wäre. In seltenen Fällen, etwa wenn keine größere Schwachstelle besteht oder bei bestimmten Hernienformen, kann die reine Herniotomie auch bei Erwachsenen ausreichend sein.

Ist der Eingriff gefährlich?

Die Herniotomie gilt als Routineeingriff und wird weltweit tausendfach durchgeführt. Wie bei jeder Operation bestehen gewisse Risiken, etwa für Blutungen, Infektionen oder Verletzungen benachbarter Strukturen. Insgesamt ist das Komplikationsrisiko jedoch gering, insbesondere wenn der Eingriff von erfahrenen Chirurginnen und Chirurgen vorgenommen wird.

Viele Menschen machen sich Sorgen, ob ein Bruch immer operiert werden muss und wie lange die Erholung dauert. Die Entscheidung für oder gegen eine Operation hängt von verschiedenen Faktoren ab – zum Beispiel dem Alter, der Größe der Hernie und den Beschwerden. Bei kleinen, nicht schmerzhaften Hernien kann manchmal abgewartet werden. Klemmt sich jedoch Gewebe ein oder treten Schmerzen auf, ist eine Operation meistens ratsam.

Was passiert nach der Herniotomie?

Nach dem Eingriff bleibt oft nur eine kleine Narbe zurück. Meistens ist ein kurzer Krankenhausaufenthalt ausreichend, vor allem bei Kindern wird der Eingriff häufig sogar ambulant durchgeführt. Die Heilung verläuft in der Regel unkompliziert. Nach wenigen Tagen ist leichte Bewegung wieder möglich, schweres Heben sollte jedoch für einige Wochen vermieden werden.

Bei Erwachsenen kann es sinnvoll sein, nach der Herniotomie die Bauchwand zusätzlich zu verstärken, um einen erneuten Bruch zu verhindern. In solchen Fällen wird die Operation als „Herniotomie mit Hernioplastik“ bezeichnet.

Was unterscheidet Herniotomie und Hernioplastik?

Oft tauchen beide Begriffe im Arztbrief auf. Die Herniotomie beschreibt ausschließlich das Entfernen des Bruchsacks. Die Hernioplastik hingegen meint die eigentliche Reparatur der Bruchstelle, zum Beispiel durch das Vernähen der Bauchwand oder das Einsetzen eines Kunststoffnetzes. In vielen modernen Operationen werden beide Schritte miteinander kombiniert, vor allem bei Erwachsenen.

Zusammengefasst

Eine Herniotomie ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem der Bruchsack einer Hernie entfernt wird. Sie kommt vor allem bei Leistenbrüchen und anderen Bauchwandbrüchen zum Einsatz. Der Eingriff ist meist unkompliziert und wird besonders bei Kindern häufig als alleinige Maßnahme durchgeführt. Bei Erwachsenen folgt nach der Entfernung des Bruchsacks oft eine Verstärkung der Bauchwand, um das Risiko eines erneuten Bruchs zu senken.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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