Hereditär – Ursprung von Krankheiten und Merkmalen

Hereditär – Ursprung von Krankheiten und Merkmalen

07.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Hereditär bedeutet, dass eine Eigenschaft, Krankheit oder Veränderung durch Vererbung von den Eltern an die Kinder weitergegeben wird. Das Wort stammt aus dem Lateinischen „hereditarius“ und steht für „erblich“ oder „durch die Gene bestimmt“.

Was steckt hinter dem Begriff?

In medizinischen Texten taucht „hereditär“ häufig auf, wenn es darum geht, ob eine Erkrankung oder ein bestimmtes Merkmal durch die Gene beeinflusst ist. Das Gegenteil wäre „erworben“, also etwas, das erst im Laufe des Lebens entsteht – etwa durch Umwelteinflüsse, Infektionen oder Verletzungen. Wenn in einem Arztbrief oder Befund steht, dass eine Erkrankung hereditär ist, bedeutet das also, dass die Ursache in den Erbanlagen liegt und nicht durch äußere Faktoren oder Lebensstil ausgelöst wurde.

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Wie funktioniert Vererbung?

Gene sind winzige Abschnitte auf der DNA, die in jeder Körperzelle zu finden sind. Sie enthalten die Bauanleitung für viele Eigenschaften, zum Beispiel Haarfarbe, Augenfarbe oder bestimmte Stoffwechselvorgänge. Jeder Mensch bekommt seine Gene zur Hälfte von der Mutter und zur Hälfte vom Vater. Wenn eine Veränderung, also eine Mutation, in einem dieser Gene vorliegt, kann sie an die nächste Generation weitergegeben werden – das ist der Kern des hereditären Prinzips.

Nicht alle erblichen Merkmale führen zu Krankheiten. Viele sind völlig unproblematisch oder sogar vorteilhaft. Erst wenn eine genetische Veränderung die Funktion von Organen oder Stoffwechselprozessen stört, kann daraus eine sogenannte Erbkrankheit entstehen.

Wann ist eine Krankheit hereditär?

Von einer hereditären Erkrankung spricht man immer dann, wenn die Ursache eindeutig in den Genen liegt. Klassische Beispiele sind Mukoviszidose, Sichelzellanämie oder die Bluterkrankheit (Hämophilie). Auch manche Formen von Krebs, etwa bestimmte Brustkrebsarten, können durch vererbte Genveränderungen begünstigt werden.

Häufig werden in Befunden Formulierungen wie „hereditäre Komponente“ oder „hereditäre Prädisposition“ verwendet. Das heißt, dass die Veranlagung zwar in den Genen steckt, aber nicht jeder Betroffene tatsächlich erkranken muss. Oft spielen weitere Faktoren wie Lebensstil, Ernährung oder Umwelt eine Rolle, ob eine Krankheit tatsächlich ausbricht.

Welche Bedeutung hat das für dich?

Wenn der Begriff hereditär in einem medizinischen Bericht auftaucht, stellt sich oft die Frage, ob andere Familienmitglieder ebenfalls betroffen sein könnten. Das kann verunsichern, gerade wenn es um schwere oder chronische Erkrankungen geht. Es bedeutet aber nicht automatisch, dass eine Krankheit in jeder Generation auftritt oder dass alle Nachkommen erkranken müssen. Die Wahrscheinlichkeit hängt von der Art der Vererbung ab – manche Veränderungen werden dominant weitergegeben, andere nur, wenn beide Elternteile das veränderte Gen tragen.

Wer wissen möchte, wie hoch das eigene Risiko ist, kann sich an eine humangenetische Beratung wenden. Dort lässt sich klären, ob eine genetische Testung sinnvoll ist und wie mit dem Ergebnis umzugehen ist. Viele Menschen empfinden es als entlastend, mehr über die Zusammenhänge zu erfahren und gezielt Vorsorge zu treffen.

Hereditär – ein Begriff mit vielen Facetten

Nicht jede Krankheit, bei der der Begriff hereditär fällt, ist zwangsläufig schwer oder nicht behandelbar. Oft gibt es gute Möglichkeiten, mit einer erblichen Veranlagung umzugehen oder das Risiko zu senken. In manchen Fällen reicht es, regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrzunehmen oder bestimmte Lebensstilfaktoren zu beachten.

Manche hereditären Erkrankungen werden schon bei Neugeborenen erkannt und können frühzeitig behandelt werden. Andere zeigen sich erst im Erwachsenenalter. Die moderne Medizin bietet heute viele Möglichkeiten, genetische Risiken besser einzuschätzen und individuell zu begleiten.

Wann ist der Begriff wichtig?

Der Hinweis „hereditär“ taucht besonders oft auf, wenn Ärztinnen und Ärzte nach den Ursachen einer Erkrankung suchen. Auch bei der Familienanamnese, also dem Erfassen von Krankheiten in der Verwandtschaft, spielt das Thema eine große Rolle. Wer weiß, dass in der Familie bestimmte Erkrankungen gehäuft auftreten, kann dies bei Vorsorge und Behandlung berücksichtigen.

Zusammengefasst beschreibt „hereditär“ alles, was durch Vererbung weitergegeben wird. Ob es sich dabei um harmlose Merkmale oder ernsthafte Erkrankungen handelt, hängt immer vom jeweiligen Zusammenhang ab. Der Begriff selbst sagt zunächst nur aus, dass die Ursache in den Genen liegt.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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