Harnstau: Wenn der Urin stockt

Harnstau: Wenn der Urin stockt

15.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Harnstau bedeutet, dass der Urin im Körper nicht wie gewohnt abfließen kann und sich in den ableitenden Harnwegen – also Nieren, Harnleitern oder Blase – aufstaut.

Wie entsteht ein Harnstau?

Normalerweise wird der Urin in den Nieren gebildet, fließt durch die Harnleiter in die Blase und wird beim Wasserlassen ausgeschieden. Ein Harnstau entsteht, wenn irgendwo auf diesem Weg eine Blockade auftaucht. Das kann zum Beispiel eine Verengung, ein Stein, eine Entzündung oder – seltener – ein Tumor sein. Auch angeborene Fehlbildungen oder Narben nach Operationen können den Urinabfluss behindern.

Bei Kindern ist häufig eine angeborene Engstelle am Übergang von Nierenbecken zu Harnleiter der Grund. Bei Erwachsenen sind Harnsteine, eine vergrößerte Prostata oder Tumoren typische Auslöser. Manchmal entsteht ein Harnstau auch durch Komplikationen nach Operationen oder durch Verletzungen.

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Was bedeutet das für den Körper?

Wenn Urin nicht abfließen kann, staut er sich zurück bis zur Niere. Die Niere wird dadurch gedehnt und kann Schaden nehmen, wenn der Zustand länger anhält. Kurzfristig kann ein Harnstau schmerzhaft sein, etwa durch einen plötzlichen Verschluss mit Nierenkolik. Bleibt der Harnstau unbehandelt, drohen aber auch dauerhafte Schäden an der Niere – im schlimmsten Fall kann die Funktion teilweise oder ganz verloren gehen.

Oft macht sich ein Harnstau durch Schmerzen im Rücken oder in der Flanke bemerkbar, manchmal auch durch Fieber, Übelkeit oder Probleme beim Wasserlassen. Nicht immer treten jedoch sofort Beschwerden auf. Gerade bei langsam entstehenden Engstellen bleibt ein Harnstau anfangs oft unbemerkt und wird nur zufällig bei einer Ultraschalluntersuchung entdeckt.

Ist ein Harnstau gefährlich?

Ein Harnstau sollte immer ernst genommen werden. Die größte Sorge besteht darin, dass sich die Niere entzünden oder dauerhaft geschädigt werden kann. Besonders gefährlich wird es, wenn zusätzlich Fieber, Schüttelfrost oder starke Schmerzen auftreten – dann besteht Verdacht auf eine sogenannte Nierenbeckenentzündung oder sogar eine Blutvergiftung. In solchen Fällen ist schnelles Handeln wichtig, um Komplikationen zu verhindern.

Werden beide Nieren gleichzeitig gestaut oder ist nur noch eine funktionsfähige Niere vorhanden, kann es sogar zu einem Nierenversagen kommen. Das ist ein medizinischer Notfall. Deshalb ist es wichtig, bei entsprechenden Beschwerden möglichst rasch eine ärztliche Abklärung zu suchen.

Wie wird ein Harnstau festgestellt?

Die Diagnose beginnt meist mit einer körperlichen Untersuchung und einem Gespräch über die Beschwerden. Ein Ultraschall der Nieren und Harnwege zeigt, ob sich Urin aufgestaut hat. Auch Blut- und Urinuntersuchungen liefern Hinweise darauf, ob die Niere noch gut arbeitet oder eine Entzündung vorliegt. In manchen Fällen sind weiterführende Bildgebungen wie eine Computertomografie oder eine spezielle Röntgenuntersuchung nötig, um die genaue Ursache zu finden.

Behandlungsmöglichkeiten bei Harnstau

Die Therapie hängt davon ab, wodurch der Harnstau verursacht wird. Ziel ist es immer, den Urinabfluss schnellstmöglich wiederherzustellen und die Niere zu entlasten. Bei einem akuten Verschluss, etwa durch einen Stein, kann ein Katheter gelegt oder eine Schiene (sogenannter DJ-Stent) eingesetzt werden, um den Urin abzuleiten. Manchmal müssen Steine zertrümmert oder operativ entfernt werden.

Liegt die Ursache in einer vergrößerten Prostata, kommen oft Medikamente oder – falls nötig – eine Operation infrage. Entzündungen werden mit Antibiotika behandelt. Bei angeborenen Engstellen, etwa bei Kindern, kann ein kleiner Eingriff helfen. In seltenen Fällen ist eine größere Operation nötig, um den Harnweg dauerhaft zu erweitern.

Was tun bei Verdacht auf Harnstau?

Wer plötzlich starke Schmerzen im Rücken, Flanke oder Unterbauch spürt, Probleme beim Wasserlassen hat oder Fieber bekommt, sollte zeitnah ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Je früher ein Harnstau erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Aussichten, dass die Nieren keinen bleibenden Schaden nehmen.

Nach erfolgreicher Behandlung ist es wichtig, die Ursache weiter abzuklären und regelmäßig zu kontrollieren, ob der Urin wieder ungehindert abfließt. Manchmal sind Nachuntersuchungen nötig, um Rückfälle oder erneute Engstellen rechtzeitig zu erkennen.

Ein Harnstau ist also kein Grund zur Panik, aber ein klarer Fall für eine rasche medizinische Abklärung und gezielte Therapie. So kann die Nierenfunktion erhalten bleiben und Komplikationen werden vermieden.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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