Hämolysegrad und veränderte Laborwerte einfach erklärt

Hämolysegrad und veränderte Laborwerte einfach erklärt

17.04.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was bedeutet Hämolysegrad?

Der Begriff Hämolysegrad beschreibt, wie stark rote Blutkörperchen (Erythrozyten) in einer Blutprobe zerstört wurden. In der Medizin wird damit angegeben, wie ausgeprägt die sogenannte Hämolyse ist – also der Zerfall von roten Blutkörperchen, bei dem ihr roter Blutfarbstoff (Hämoglobin) ins Blutplasma übertritt.

Was passiert bei einer Hämolyse?

Normalerweise zirkulieren die roten Blutkörperchen unbeschadet im Blut und sorgen dafür, dass Sauerstoff zu den Organen gelangt. Werden sie jedoch beschädigt, etwa durch äußere Einflüsse, Krankheiten oder Fehler bei der Blutabnahme, platzen ihre Zellmembranen. Das Hämoglobin, das eigentlich im Inneren der Zellen bleiben sollte, verteilt sich dann frei im Blutplasma. Im Labor ist das daran zu erkennen, dass das Blutserum oder -plasma eine rötliche Färbung annimmt.

Der Hämolysegrad gibt an, wie stark dieser Effekt ausgeprägt ist. Laboratorien stufen die Hämolyse meist in verschiedene Grade ein, zum Beispiel: keine Hämolyse, leichte, mittlere oder starke Hämolyse. Diese Einteilung hilft dabei, die Qualität der Blutprobe zu beurteilen.

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Warum ist der Hämolysegrad wichtig?

Der Hämolysegrad spielt vor allem bei der Auswertung von Blutproben eine entscheidende Rolle. Ist eine Probe stark hämolysiert, können viele Laborwerte verfälscht sein. Das liegt daran, dass durch die zerstörten Zellen Stoffe freigesetzt werden, die normalerweise nicht im Blutplasma vorkommen oder nur in sehr geringen Mengen. Dazu zählen zum Beispiel Kalium, LDH (Laktatdehydrogenase) oder bestimmte Enzyme.

Für die Ärztin oder den Arzt ist der Hämolysegrad daher ein Hinweis darauf, wie zuverlässig die gemessenen Werte sind. Bei starker Hämolyse kann es nötig sein, die Blutabnahme zu wiederholen, um ein genaues Ergebnis zu bekommen.

Wie entsteht Hämolyse im Labor?

Eine Hämolyse kann aus ganz verschiedenen Gründen auftreten. Häufig passiert das schon bei der Blutentnahme, etwa wenn das Blut zu lange gestaut wird, zu dünne Nadeln verwendet werden oder die Probe zu heftig geschüttelt wird. Auch beim Transport oder bei der Lagerung der Blutproben kann es zu Zellschäden kommen.

In seltenen Fällen steckt eine Erkrankung dahinter, bei der die roten Blutkörperchen im Körper selbst zerstört werden – das nennt sich dann intravaskuläre Hämolyse. Meistens bezieht sich der Hämolysegrad im Labor jedoch auf die Qualität der Probe und nicht auf eine Krankheit.

Was bedeutet ein erhöhter Hämolysegrad für die Blutuntersuchung?

Ein erhöhter Hämolysegrad kann dazu führen, dass bestimmte Laborwerte verfälscht sind. Besonders betroffen sind Werte wie Kalium, LDH, AST oder Bilirubin. Die Folge: Es kann so aussehen, als wären diese Werte im Körper erhöht, obwohl sie in Wirklichkeit nur durch die Hämolyse in der Probe angestiegen sind.

Deshalb vermerken Laboratorien den Hämolysegrad oft direkt auf dem Befund oder geben eine Warnung aus, wenn die Probe stark hämolysiert ist. In solchen Fällen wird empfohlen, die Blutabnahme zu wiederholen, damit eine zuverlässige Beurteilung möglich ist.

Ist ein hoher Hämolysegrad schlimm?

Ein erhöhter Hämolysegrad in der Blutprobe ist in den allermeisten Fällen kein Hinweis auf eine Erkrankung, sondern ein technisches Problem bei der Probengewinnung oder -verarbeitung. Das bedeutet: Die meisten Menschen müssen sich keine Sorgen machen, wenn im Laborbefund ein erhöhter Hämolysegrad vermerkt ist.

Nur sehr selten steckt eine krankhafte Hämolyse im Körper dahinter. In diesem Fall würde die Ärztin oder der Arzt gezielt nach weiteren Hinweisen suchen, etwa durch zusätzliche Blutuntersuchungen oder eine genaue Befragung nach Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Gelbfärbung der Haut oder dunklem Urin.

Wie wird mit einer hämolysierten Probe umgegangen?

Wenn der Hämolysegrad erhöht ist, wird das Labor meist angeben, welche Werte eventuell nicht aussagekräftig sind. Oft steht im Befund dann ein Hinweis wie „Hämolyse: mittelgradig – einige Werte können verfälscht sein“. In so einem Fall wird empfohlen, die Blutabnahme zu wiederholen, um ein klares Bild zu bekommen.

Für viele andere Werte bleibt die Probe dennoch verwertbar, etwa für die Bestimmung des Blutzuckers oder bestimmter Hormone. Die genaue Auswirkung hängt davon ab, welche Werte gemessen werden sollen und wie empfindlich diese auf Hämolyse reagieren.

Wann ist der Hämolysegrad tatsächlich krankheitsrelevant?

Nur wenn die Hämolyse im Körper selbst stattfindet, kann das gesundheitliche Folgen haben. Dann sprechen Fachleute von einer sogenannten Hämolyseanämie, bei der zu viele rote Blutkörperchen zerstört werden. Das ist jedoch eine eigene Erkrankung und wird nicht allein durch den Hämolysegrad in einer Laborprobe festgestellt. In solchen Fällen treten meist weitere Symptome auf, und es werden gezielte Untersuchungen durchgeführt.

Im Alltag der Labormedizin ist der Hämolysegrad in erster Linie ein Qualitätsmerkmal der Blutprobe und selten ein Hinweis auf eine Krankheit.

Zusammengefasst: Was tun bei erhöhtem Hämolysegrad?

Ein vermerkter Hämolysegrad im Laborbefund bedeutet meistens, dass die Probe bei der Blutabnahme oder im Labor beschädigt wurde. Die wichtigsten Laborwerte können dadurch verfälscht sein, weswegen oft eine neue Blutabnahme empfohlen wird. Nur selten steckt eine Erkrankung dahinter. Der Hämolysegrad hilft Ärztinnen und Ärzten dabei, die Aussagekraft der gemessenen Werte richtig einzuschätzen und gegebenenfalls weitere Schritte einzuleiten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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