Was bedeutet „hämodynamisch relevante Stenose“?
Eine hämodynamisch relevante Stenose beschreibt eine Verengung eines Blutgefäßes, die den Blutfluss so stark behindert, dass es zu einer spürbaren Beeinträchtigung der Durchblutung kommt. Das Wort „hämodynamisch“ bezieht sich auf die Strömungslehre des Blutes im Körper, während „Stenose“ einfach eine Engstelle oder Verengung meint.
Wenn Blut nicht mehr ungehindert fließen kann
Im Körper transportieren Blutgefäße Sauerstoff und Nährstoffe zu den Organen und Geweben. Manchmal lagern sich an den Innenwänden von Arterien – das sind die Gefäße, die das Blut vom Herzen in den Körper bringen – Stoffe wie Fett oder Kalk ab. Dadurch kann sich das Gefäß nach und nach verengen. Solche Engstellen werden als Stenosen bezeichnet.
Nicht jede Stenose ist automatisch problematisch. Erst wenn die Verengung so ausgeprägt ist, dass der Blutstrom deutlich eingeschränkt wird und das dahinterliegende Gewebe nicht mehr ausreichend versorgt wird, spricht man von einer hämodynamisch relevanten Stenose. Das bedeutet: Die Engstelle ist so gravierend, dass sie die Durchblutung messbar oder spürbar stört.
Wo treten solche Engstellen am häufigsten auf?
Hämodynamisch relevante Stenosen finden sich oft in den Herzkranzgefäßen (Koronararterien), den Halsschlagadern (Karotiden) oder in den Arterien der Beine. Besonders kritisch wird es, wenn lebenswichtige Organe wie das Herz oder das Gehirn betroffen sind, weil diese auf eine ständige, ausreichende Blutversorgung angewiesen sind.
Im Bereich der Herzkranzgefäße kann eine solche Engstelle zum Beispiel zu Brustschmerzen oder sogar zu einem Herzinfarkt führen, wenn das Herz nicht mehr genügend Sauerstoff bekommt. An den Halsschlagadern kann sie das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen. In den Beinen äußert sich eine relevante Stenose oft durch Schmerzen beim Gehen, weil die Muskeln nicht mehr ausreichend durchblutet werden.
Wie wird festgestellt, ob eine Stenose hämodynamisch relevant ist?
Nicht jede Verengung muss sofort behandelt werden. Entscheidend ist, wie stark der Blutfluss tatsächlich beeinträchtigt ist. Um das herauszufinden, nutzen Ärztinnen und Ärzte verschiedene Untersuchungen. Häufig kommen bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) zum Einsatz, um die Engstelle sichtbar zu machen.
Zusätzlich kann mit speziellen Messungen geprüft werden, wie viel Blut noch durch das verengte Gefäß fließt. Bei Herzkatheteruntersuchungen wird zum Beispiel der sogenannte „Druckabfall“ vor und nach der Engstelle gemessen. Ist der Unterschied groß, gilt die Stenose als hämodynamisch relevant. Auch Belastungstests, bei denen das Herz oder die Beine unter Anstrengung beobachtet werden, geben Hinweise darauf, ob die Engstelle tatsächlich die Durchblutung beeinträchtigt.
Was bedeutet das für die Gesundheit?
Die Diagnose einer hämodynamisch relevanten Stenose sorgt oft für Verunsicherung. Die Frage steht im Raum, ob die Engstelle gefährlich ist oder sogar akute Risiken birgt. Tatsächlich hängt das Risiko vor allem davon ab, wo die Stenose liegt und wie stark sie den Blutfluss einschränkt.
Im Herzbereich kann eine solche Engstelle zu Angina pectoris (Brustenge) oder im schlimmsten Fall zu einem Herzinfarkt führen, wenn ein Gefäß plötzlich komplett verschlossen wird. An den Halsschlagadern steigt die Gefahr für einen Schlaganfall, weil kleine Blutgerinnsel durch die Engstelle ins Gehirn geschwemmt werden können. In den Beinen kann eine unzureichende Durchblutung zu Schmerzen, Wunden oder im Extremfall zum Absterben von Gewebe führen.
Typische Beschwerden und Warnsignale
Nicht immer macht sich eine hämodynamisch relevante Stenose sofort bemerkbar. Oft treten Beschwerden erst bei körperlicher Belastung auf, weil dann mehr Blut benötigt wird. Typische Symptome sind zum Beispiel Brustschmerzen, Atemnot, Schmerzen oder Schwäche in den Beinen beim Gehen oder plötzliche Sehstörungen und Sprachprobleme, wenn die Halsschlagadern betroffen sind.
Bleiben solche Warnsignale bestehen oder treten sie immer wieder auf, sollte unbedingt eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden. Je früher eine relevante Stenose erkannt wird, desto besser lassen sich Komplikationen verhindern.
Behandlungsmöglichkeiten bei relevanten Engstellen
Die Therapie richtet sich immer danach, wie stark die Durchblutung eingeschränkt ist und welche Gefäße betroffen sind. Oft lässt sich mit Medikamenten schon viel erreichen. Blutverdünner, Mittel zur Senkung des Blutdrucks oder Cholesterins und Medikamente, die das Herz entlasten, gehören zu den Standardmaßnahmen.
Wenn die Engstelle sehr ausgeprägt ist oder Beschwerden trotz Medikamenten bestehen bleiben, kommen manchmal auch Eingriffe infrage. Bei Herzkranzgefäßen kann zum Beispiel ein sogenannter Stent eingesetzt werden – eine kleine Gefäßstütze, die das Gefäß wieder offen hält. Auch an anderen Stellen im Körper können Ballonkatheter oder Gefäßprothesen verwendet werden, um die Engstelle zu beseitigen. In manchen Fällen ist eine Operation nötig, etwa eine Bypass-Operation am Herzen oder eine Ausschälung der Halsschlagader.
Wichtig ist, dass die Entscheidung für oder gegen eine Behandlung immer individuell getroffen wird. Nicht jede Engstelle muss sofort behandelt werden – entscheidend ist, wie groß die Gefahr für Komplikationen ist und wie stark die Beschwerden ausgeprägt sind.
Was kann selbst getan werden?
Auch der eigene Lebensstil spielt eine wichtige Rolle. Wer sich ausgewogen ernährt, regelmäßig bewegt, auf das Rauchen verzichtet und Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes gut einstellt, kann das Fortschreiten von Gefäßverengungen bremsen. Schon kleine Veränderungen im Alltag können helfen, die Gesundheit der Blutgefäße zu erhalten und das Risiko für schwerwiegende Folgen zu senken.
Eine hämodynamisch relevante Stenose ist also mehr als nur eine Engstelle im Gefäß. Sie zeigt, dass die Durchblutung an einer bestimmten Stelle so stark eingeschränkt ist, dass Handlungsbedarf besteht – sei es durch Medikamente, einen Eingriff oder gezielte Veränderungen im Lebensstil.