Glukosetoleranz und mögliche Risiken

Glukosetoleranz und mögliche Risiken

03.07.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was bedeutet Glukosetoleranz?

Glukosetoleranz beschreibt die Fähigkeit des Körpers, Zucker – genauer gesagt Glukose – aus dem Blut aufzunehmen und zu verwerten. Gemeint ist damit, wie gut der Organismus nach dem Verzehr von zuckerhaltigen Lebensmitteln oder Getränken in der Lage ist, den Blutzuckerspiegel wieder auf normale Werte zu bringen.

Wie funktioniert die Glukosetoleranz im Körper?

Nach einer Mahlzeit gelangt Glukose aus dem Darm ins Blut und sorgt für einen Anstieg des Blutzuckerspiegels. Damit dieser Wert nicht dauerhaft zu hoch bleibt, schüttet die Bauchspeicheldrüse das Hormon Insulin aus. Insulin wirkt wie ein Schlüssel: Es öffnet die Zellen, damit sie die Glukose aufnehmen und als Energie nutzen können. Bei gesunder Glukosetoleranz sinkt der Blutzucker nach kurzer Zeit wieder in den Normalbereich.

Gibt es Störungen in diesem Ablauf, kann der Körper die Glukose nicht mehr so effizient verwerten. Die Folge: Der Blutzuckerspiegel bleibt länger erhöht als üblich. Das kann ein Hinweis auf eine sogenannte gestörte Glukosetoleranz oder sogar eine Vorstufe von Diabetes sein.

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Wann spricht man von gestörter Glukosetoleranz?

Eine gestörte Glukosetoleranz liegt vor, wenn der Körper nach einer Zufuhr von Zucker nicht mehr in der Lage ist, den Blutzuckerspiegel ausreichend schnell zu regulieren. Das bedeutet, dass die Werte nach einer Zuckergabe – zum Beispiel beim sogenannten oralen Glukosetoleranztest – erhöht bleiben. Diese Situation wird manchmal auch als „Prädiabetes“ bezeichnet.

Häufig bleibt eine gestörte Glukosetoleranz lange unbemerkt, da sie zunächst keine Beschwerden verursacht. Sie kann jedoch ein Warnsignal sein, dass das Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes erhöht ist.

Wann wird die Glukosetoleranz untersucht?

Der Test auf Glukosetoleranz kommt meist dann zum Einsatz, wenn der Verdacht auf eine Störung im Zuckerstoffwechsel besteht. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn bei einer Routineuntersuchung leicht erhöhte Blutzuckerwerte auffallen, familiäre Vorbelastung für Diabetes besteht oder bestimmte Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck oder erhöhte Blutfettwerte vorliegen.

Auch während der Schwangerschaft wird die Glukosetoleranz häufig überprüft, um einen sogenannten Schwangerschaftsdiabetes auszuschließen. Dabei handelt es sich um eine spezielle Form der Zuckerstoffwechselstörung, die nur während der Schwangerschaft auftritt.

Was passiert bei einem Glukosetoleranztest?

Beim oralen Glukosetoleranztest – oft als „Zuckerbelastungstest“ bezeichnet – wird zunächst der Nüchternblutzucker gemessen. Anschließend trinkst du eine definierte Menge Zuckerlösung. In den nächsten zwei Stunden wird mehrmals Blut abgenommen, um zu prüfen, wie stark und wie lange der Blutzuckerspiegel ansteigt. Bleibt der Wert länger erhöht als bei gesunden Menschen, spricht das für eine gestörte Glukosetoleranz.

Was bedeutet eine gestörte Glukosetoleranz für dich?

Viele Menschen fragen sich nach einem entsprechenden Befund: Ist das schon Diabetes? Muss ich mir Sorgen machen? Eine gestörte Glukosetoleranz ist noch kein Diabetes mellitus, aber sie gilt als wichtige Vorstufe. Das Risiko, später einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln, ist deutlich erhöht. Auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann steigen.

Dennoch ist es möglich, mit gezielten Veränderungen im Lebensstil gegenzusteuern. Oft lassen sich die Stoffwechselwerte durch bewusste Ernährung, mehr Bewegung und das Vermeiden von Übergewicht wieder normalisieren. Medikamente werden in dieser Phase in der Regel noch nicht eingesetzt, es sei denn, es bestehen weitere Risikofaktoren oder die Werte verschlechtern sich weiter.

Wodurch kann die Glukosetoleranz beeinflusst werden?

Die Glukosetoleranz hängt von verschiedenen Faktoren ab. Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Übergewicht und bestimmte genetische Veranlagungen können die Fähigkeit des Körpers, Zucker zu verwerten, verschlechtern. Auch hormonelle Veränderungen, einige Medikamente oder Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse spielen eine Rolle.

Wer regelmäßig Sport treibt, sich ausgewogen ernährt und auf ein gesundes Gewicht achtet, unterstützt die Glukosetoleranz und kann das Risiko für spätere Stoffwechselstörungen deutlich senken.

Was tun bei auffälligem Testergebnis?

Ein auffälliger Glukosetoleranztest ist ein Hinweis, dass der Körper beim Umgang mit Zucker bereits aus dem Gleichgewicht geraten ist. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass unmittelbar eine Erkrankung vorliegt. Vielmehr ist es ein Warnsignal, das ernst genommen werden sollte. Die meisten Ärztinnen und Ärzte empfehlen in diesem Fall, die Ernährung umzustellen, mehr Bewegung in den Alltag einzubauen und auf das Körpergewicht zu achten. Regelmäßige Kontrollen helfen, die Entwicklung im Blick zu behalten und rechtzeitig gegenzusteuern.

Eine gestörte Glukosetoleranz muss nicht zwangsläufig zu Diabetes führen. Mit einem bewussten Umgang und kleinen Veränderungen im Alltag lässt sich die Stoffwechsellage häufig wieder stabilisieren.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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