Fistel – Wenn sich unerwartete Verbindungen bilden

Fistel – Wenn sich unerwartete Verbindungen bilden

05.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was ist eine Fistel?

Eine Fistel ist ein unnatürlicher, röhrenförmiger Verbindungsgang zwischen zwei Organen oder zwischen einem Organ und der Körperoberfläche. Normalerweise bestehen solche Verbindungen im Körper nicht – sie entstehen meist durch Entzündungen, Verletzungen oder als Folge bestimmter Erkrankungen.

Wie entsteht eine Fistel?

Im menschlichen Körper sind alle Organe und Gewebe normalerweise voneinander abgegrenzt. Entwickelt sich jedoch eine Entzündung, kann das Gewebe an einer Stelle zerstört werden. Der Körper versucht dann oft, einen Weg für Eiter oder andere Flüssigkeiten nach außen zu schaffen. So bildet sich ein schmaler Kanal, der die entzündete Region mit einer anderen Körperhöhle oder direkt mit der Haut verbindet. Auch nach Operationen oder bei chronischen Erkrankungen wie Morbus Crohn kann sich eine Fistel entwickeln. In seltenen Fällen sind Tumoren oder Verletzungen die Ursache.

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Wo können Fisteln auftreten?

Fisteln können praktisch überall im Körper entstehen, wo entzündliche Prozesse oder Verletzungen auftreten. Besonders häufig kommen sie im Bereich des Darms vor, etwa als sogenannte Analfisteln. Dabei besteht eine Verbindung zwischen dem Enddarm und der Haut rund um den After. Auch zwischen Darm und Blase (enterovesikale Fistel), zwischen Darm und Scheide (rektovaginale Fistel) oder zwischen anderen Organen können solche Kanäle entstehen. In manchen Fällen verbinden Fisteln eine Körperhöhle mit der Haut, sodass Eiter, Flüssigkeit oder sogar Stuhlgang an die Oberfläche gelangen.

Woran erkennt man eine Fistel?

Die Beschwerden hängen stark davon ab, wo sich die Fistel befindet. Typisch sind immer wiederkehrende Entzündungen, Schmerzen, Schwellungen oder das Austreten von Flüssigkeit an ungewöhnlichen Stellen. Bei einer Analfistel kann es zum Beispiel zu wiederholten Abszessen, nässenden Wunden oder unangenehmem Geruch kommen. Fisteln im Bauchraum führen manchmal zu wiederkehrenden Infektionen, Fieber oder Störungen der normalen Organfunktion. Manche Fisteln bleiben lange unbemerkt und werden erst durch Komplikationen entdeckt.

Ist eine Fistel gefährlich?

Viele Menschen machen sich Sorgen, wenn sie den Begriff Fistel in einem Arztbrief lesen. Tatsächlich kann eine Fistel unangenehm sein und das Wohlbefinden stark beeinträchtigen. In manchen Fällen besteht die Gefahr, dass sich die Entzündung ausbreitet oder dass es zu wiederholten Infektionen kommt. Besonders problematisch wird es, wenn Eiter oder Stuhlgang über die Fistel nach außen gelangen. Das erhöht das Risiko für weitere Komplikationen. Dennoch ist eine Fistel in der Regel kein Notfall, sondern ein behandelbares Problem. Entscheidend ist, die Ursache zu finden und gezielt zu behandeln.

Was passiert bei der Behandlung?

Die Therapie einer Fistel richtet sich danach, wo sie liegt und wie ausgeprägt sie ist. In vielen Fällen reicht es nicht aus, nur die Entzündung zu behandeln – der Fistelgang selbst muss meist entfernt oder verschlossen werden. Häufig ist dafür ein kleiner chirurgischer Eingriff nötig. Bei Analfisteln wird der Kanal zum Beispiel operativ eröffnet, damit sich keine neuen Abszesse bilden können. Manchmal kommen spezielle Fäden (Setons) zum Einsatz, die den Gang offen halten, bis die Entzündung vollständig abgeklungen ist.

Bei Fisteln im Bauchraum oder zwischen Organen kann eine Operation komplizierter sein. Hier arbeiten Chirurgen oft eng mit Spezialistinnen und Spezialisten aus anderen Fachbereichen zusammen. In manchen Fällen, etwa bei Morbus Crohn, ist auch eine medikamentöse Behandlung sinnvoll, um die Entzündung zu kontrollieren und neue Fisteln zu verhindern. Antibiotika können helfen, begleitende Infektionen zu bekämpfen.

Was sollte beachtet werden?

Eine Fistel heilt in den allermeisten Fällen nicht von allein wieder ab. Wer wiederholt Schmerzen, ungewöhnliche Schwellungen, nässende Wunden oder andere Auffälligkeiten bemerkt, sollte das ärztlich abklären lassen. Je früher eine Fistel erkannt wird, desto besser kann sie behandelt werden. Die genaue Therapie hängt immer von der Lage, der Ursache und dem Allgemeinzustand ab. Mit einer gezielten Behandlung sind die Aussichten in der Regel gut.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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