Fibrinkleber – Chancen und Risiken im Überblick

Fibrinkleber – Chancen und Risiken im Überblick

15.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Fibrinkleber ist ein medizinischer Klebstoff, der aus Eiweißstoffen des Blutes hergestellt wird und dazu dient, Gewebe miteinander zu verbinden oder Blutungen zu stillen.

Wie funktioniert Fibrinkleber?

Fibrinkleber basiert im Wesentlichen auf den natürlichen Gerinnungsmechanismen des Körpers. Er besteht aus zwei Hauptbestandteilen: Fibrinogen und Thrombin. Beide sind Eiweiße, die normalerweise auch im Blut vorkommen. Kommen diese beiden Komponenten zusammen, entsteht ein feines Netz aus Fibrin – das ist der Stoff, der bei der natürlichen Blutgerinnung eine Art „Kleber“ bildet und so Wunden verschließt.

Im Operationssaal oder bei bestimmten Eingriffen wird Fibrinkleber gezielt aufgetragen. Dort sorgt er dafür, dass Schnittflächen oder verletztes Gewebe schneller zusammenhalten. Gleichzeitig kann er kleinere Blutungen direkt stoppen, indem er wie ein biologisches Pflaster wirkt. Nach kurzer Zeit baut der Körper den Kleber auf natürliche Weise wieder ab.

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Einsatzgebiete in der Medizin

Fibrinkleber kommt in vielen Bereichen zum Einsatz. Besonders häufig wird er bei chirurgischen Eingriffen verwendet, etwa um Wunden an Organen, Haut oder Blutgefäßen zu verschließen. Auch in der Zahnmedizin oder bei kleinen Verletzungen an Schleimhäuten kann er hilfreich sein. Ein großer Vorteil ist, dass Fibrinkleber sehr gezielt wirkt und sich auch an schwer zugänglichen Stellen anwenden lässt, wo klassische Nähte oder Klammern nicht möglich sind.

Ein weiteres Anwendungsfeld ist die Behandlung von Blutungen, die sich mit herkömmlichen Methoden nur schwer kontrollieren lassen. Gerade bei Menschen mit gestörter Blutgerinnung, etwa nach Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten, kann Fibrinkleber helfen, das Risiko von Nachblutungen zu senken.

Vorteile und Besonderheiten

Ein wichtiger Vorteil von Fibrinkleber liegt darin, dass er aus körpereigenen oder gut verträglichen Eiweißstoffen besteht. Dadurch wird das Risiko für allergische Reaktionen oder Abstoßungsreaktionen deutlich reduziert. Der Kleber ist innerhalb weniger Minuten wirksam und wird vom Körper nach und nach abgebaut, ohne Rückstände zu hinterlassen.

Im Vergleich zu anderen Methoden – wie Nähten oder Metallklammern – ist die Anwendung oft schonender für das Gewebe. Sie kann Schmerzen und Narbenbildung verringern. Auch die Gefahr von Infektionen ist meist geringer, da keine Fremdkörper dauerhaft im Körper verbleiben.

Gibt es Risiken oder Nebenwirkungen?

Obwohl Fibrinkleber als sehr gut verträglich gilt, kann es in seltenen Fällen zu Reaktionen kommen. Dazu zählen Überempfindlichkeiten gegenüber Eiweißbestandteilen, die im Kleber enthalten sind. Sehr selten werden leichte Entzündungen oder allergische Reaktionen beschrieben. Da der Kleber aus Blutbestandteilen gewonnen wird, unterliegt die Herstellung strengen Kontrollen, um Infektionen auszuschließen.

Manchmal kann es vorkommen, dass der Kleber nicht die gewünschte Festigkeit erreicht oder sich schneller als geplant abbaut. Das Risiko hängt aber stark vom jeweiligen Einsatzgebiet und den individuellen Voraussetzungen ab.

Was gibt es nach der Anwendung zu beachten?

Nach dem Einsatz von Fibrinkleber ist meist keine besondere Nachsorge nötig. Der Kleber löst sich von selbst auf, sobald die Heilung fortgeschritten ist. In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, die behandelte Stelle für einige Zeit zu schonen, damit das Gewebe optimal zusammenwächst. Ärztinnen und Ärzte geben dazu gezielte Hinweise, je nachdem, wo und wofür der Kleber verwendet wurde.

Sollte es nach dem Eingriff zu ungewöhnlichen Beschwerden wie Rötung, Schwellung oder Schmerzen kommen, lohnt sich eine Rücksprache mit der behandelnden Praxis. Meist verlaufen die Heilung und der Abbau des Klebers jedoch unkompliziert.

Wann wird Fibrinkleber nicht verwendet?

Es gibt einige Situationen, in denen Fibrinkleber nicht zum Einsatz kommt. Bei größeren Blutungen, sehr tiefen Wunden oder Verletzungen, die starken Zugkräften ausgesetzt sind, reicht die Klebekraft oft nicht aus. In solchen Fällen sind Nähte oder andere Methoden notwendig. Auch bei bekannten Allergien gegen Bestandteile des Klebers wird auf alternative Verfahren ausgewichen.

Fibrinkleber ist also kein Allheilmittel, sondern eine gezielte Ergänzung im Spektrum der modernen Wundversorgung. Ob und wann er verwendet wird, entscheidet das Behandlungsteam je nach Befund und Einsatzzweck.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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