Ein Fersensporn ist eine der häufigsten Ursachen für Fersenschmerzen und betrifft vor allem Menschen, die viel stehen, laufen oder Sport treiben. Dabei bildet sich am Fersenbein ein kleiner knöcherner Vorsprung, der in Verbindung mit einer Reizung der Plantarfaszie (Sehnenplatte der Fußsohle) starke Schmerzen auslösen kann. Typisch sind stechende Beschwerden beim Auftreten – besonders morgens nach dem Aufstehen. In diesem Artikel erfährst du, wie ein Fersensporn entsteht, welche Symptome typisch sind, wie die Diagnose gestellt wird und welche Behandlungsmöglichkeiten – von Schonung über Einlagen bis hin zu gezielten Übungen – wirklich helfen.
Was ist ein Fersensporn?
Ein Fersensporn bezeichnet einen kleinen, knöchernen Vorsprung am Fersenbein, der sich meist dort bildet, wo die Plantarfaszie – das kräftige Bindegewebsband an der Fußsohle – ansetzt. Er entsteht häufig als Reaktion auf wiederholte Überlastung und winzige Verletzungen im Gewebe. Wichtig zu wissen: Der Fersensporn selbst verursacht oft nicht die Schmerzen. Diese entstehen vielmehr durch die entzündliche Reizung und Überlastung der umliegenden Weichteile.
Oft wird der Begriff „Fersensporn“ mit Plantarfasziitis gleichgesetzt. Streng genommen handelt es sich dabei jedoch um unterschiedliche Krankheitsbilder: Während die Plantarfasziitis eine schmerzhafte Entzündung der Sehnenplatte beschreibt, ist der Fersensporn die knöcherne Reaktion darauf. Häufig treten beide Beschwerden gemeinsam auf, weshalb sie im Alltag eng miteinander verbunden sind.
Ursachen und Risikofaktoren
Ein Fersensporn entsteht meist durch eine dauerhafte Überlastung der Plantarfaszie, also der Sehnenplatte, die von der Ferse bis zu den Zehen reicht. Wird diese Struktur immer wieder überdehnt oder stark beansprucht, reagiert der Körper mit kleinen Verkalkungen und knöchernen Anlagerungen am Fersenbein.
Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählen:
Langes Stehen oder Gehen im Beruf (z. B. Verkäufer:innen, Pflegekräfte, Handwerker)
Sportarten mit hoher Fußbelastung wie Joggen, Tennis oder Fußball
Ungeeignetes Schuhwerk ohne ausreichende Dämpfung oder Stütze
Übergewicht, das den Druck auf die Ferse zusätzlich verstärkt
Fußfehlstellungen wie Senkfuß, Plattfuß oder Hohlfuß
Alterungsprozesse: Mit zunehmendem Alter verliert das Gewebe an Elastizität
Häufig wirken mehrere dieser Faktoren zusammen und führen über Wochen bis Monate zu einer chronischen Reizung der Ferse. Deshalb ist der Fersensporn keine akute Verletzung, sondern eine Langzeitfolge von Fehl- oder Überbelastungen.
Symptome – so äußert sich ein Fersensporn
Das Leitsymptom eines Fersensporns sind stechende Fersenschmerzen, die vor allem beim ersten Auftreten am Morgen oder nach längeren Ruhepausen auftreten. Viele Betroffene beschreiben das Gefühl, „auf einen Nagel zu treten“.
Typische Beschwerden sind:
Anlaufschmerz: Besonders stark bei den ersten Schritten nach dem Aufstehen
Belastungsschmerzen: Schmerzen nehmen nach langem Stehen, Gehen oder Sport zu
Besserung durch Bewegung: Bei leichter Aktivität lassen die Schmerzen oft kurz nach, kehren aber später im Alltag zurück
Druckschmerz: Empfindlichkeit bei Druck auf die Ferse, insbesondere an der Innenseite
Ausstrahlung: In manchen Fällen ziehen die Schmerzen bis in das Fußgewölbe oder den Unterschenkel
Unbehandelt kann der Fersensporn zu chronischen Beschwerden führen, die Alltag und Beruf deutlich einschränken. Betroffene schonen den Fuß oft unbewusst, was wiederum zu Fehlhaltungen und Folgeproblemen im Knie, in der Hüfte oder im Rücken führen kann.
Diagnose beim Arzt
Die Diagnose eines Fersensporns beginnt in der Regel mit einer gründlichen klinischen Untersuchung. Ärztinnen und Ärzte tasten die Ferse ab, um schmerzhafte Druckpunkte zu lokalisieren und andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen.
Häufig reicht die körperliche Untersuchung bereits aus, um die Diagnose zu stellen. Zur Bestätigung können jedoch bildgebende Verfahren eingesetzt werden:
Röntgenaufnahmen: machen den knöchernen Vorsprung am Fersenbein sichtbar
Ultraschall (Sonografie): zeigt Entzündungen und Veränderungen im Weichteilgewebe
MRT (Magnetresonanztomografie): wird nur in unklaren Fällen eingesetzt, um andere Ursachen wie Sehnen- oder Gelenkerkrankungen auszuschließen
Wichtig ist: Nicht jeder sichtbare Fersensporn verursacht Beschwerden. Manche Menschen haben einen Sporn im Röntgenbild, ohne je Schmerzen zu verspüren. Umgekehrt können starke Fersenschmerzen bestehen, obwohl der Sporn selbst kaum sichtbar ist. Entscheidend ist daher die klinische Symptomatik in Kombination mit den Bildbefunden.
Behandlung und Therapie des Fersensporns
Die Behandlung eines Fersensporns richtet sich in erster Linie nach der Linderung der Schmerzen und der Entlastung der Plantarfaszie. In über 90 % der Fälle helfen konservative Maßnahmen – eine Operation ist nur selten notwendig.
Konservative Therapieformen
Schonung und Entlastung: Vermeide langes Stehen oder Gehen auf harten Böden und reduziere sportliche Überlastungen.
Geeignetes Schuhwerk und Einlagen: Weich gepolsterte Schuhe sowie orthopädische Einlagen mit Fersenpolstern reduzieren den Druck auf die Ferse.
Physiotherapie: Gezielte Dehnübungen für die Wadenmuskulatur und Plantarfaszie entlasten das Gewebe. Kräftigungsübungen stabilisieren zusätzlich das Fußgewölbe.
Medikamente: Entzündungshemmende Schmerzmittel (z. B. Ibuprofen) können akute Beschwerden lindern.
Kältetherapie: Kühlpacks oder Eisflaschenrollen auf der Fußsohle verringern Entzündungen.
Erweiterte Behandlungsmöglichkeiten
Stoßwellentherapie (ESWT): Studien zeigen, dass diese Methode bei hartnäckigen Fällen wirksam die Schmerzen reduziert.
Kortison-Injektionen: können kurzfristig helfen, sind aber wegen möglicher Nebenwirkungen nur als Ausnahme sinnvoll.
Taping und Bandagen: stabilisieren die Fußsohle und reduzieren Zugkräfte auf die Sehnenplatte.
Operative Therapie
Wenn konservative Maßnahmen über Monate keinen Erfolg zeigen, kann in seltenen Fällen eine Operation erwogen werden. Dabei wird entweder der knöcherne Sporn entfernt oder die Plantarfaszie teilweise gelöst, um die Spannung zu verringern. Aufgrund möglicher Risiken (Narben, Nervenverletzungen) wird dieser Schritt nur in Ausnahmefällen empfohlen.
Übungen bei Fersensporn
Gezielte Übungen gegen Fersensporn sind ein zentraler Bestandteil der Therapie. Sie entlasten die Plantarfaszie, dehnen die Wadenmuskulatur und verbessern die Stabilität des Fußgewölbes. Wer die Übungen regelmäßig durchführt, kann Schmerzen lindern und einem Rückfall vorbeugen.
1. Dehnung der Plantarfaszie mit Flasche oder Ball
Setze dich auf einen Stuhl und rolle die Fußsohle über eine gekühlte Wasserflasche oder einen Tennisball.
Übe leichten Druck aus und rolle 2–3 Minuten vor und zurück. Wirkung: lockert die Sehnenplatte, lindert Schmerzen.
2. Waden- und Achillessehnendehnung
Stelle dich mit den Händen an eine Wand (Gesicht zu Wand).
Ein Bein nach vorne, das andere gestreckt nach hinten setzen.
Die Ferse des hinteren Fußes bleibt am Boden.
30 Sekunden halten, 3 Wiederholungen pro Seite. Wirkung: reduziert Zugspannung auf die Plantarfaszie.
3. Handtuchziehen mit den Zehen
Lege ein Handtuch auf den Boden.
Setze dich hin und versuche, das Handtuch nur mit den Zehen heranzuziehen. Wirkung: kräftigt die Fußmuskulatur und stabilisiert das Fußgewölbe.
4. Faszien- und Dehnübung im Sitzen
Lege den betroffenen Fuß über das andere Knie.
Ziehe die Zehen vorsichtig nach oben, bis du eine Spannung an der Fußsohle spürst.
20–30 Sekunden halten, mehrmals wiederholen. Wirkung: gezielte Dehnung der Plantarfaszie.
Tipp: Am effektivsten sind die Übungen, wenn sie täglich durchgeführt werden. Viele Patient:innen berichten bereits nach wenigen Wochen über eine spürbare Verbesserung.
Prognose und Heilungsdauer
Ein Fersensporn heilt in den meisten Fällen gut aus, wenn die Behandlung konsequent umgesetzt wird. Wichtig zu verstehen ist jedoch, dass die Beschwerden oft nicht über Nacht verschwinden. Da es sich um eine chronische Überlastung der Plantarfaszie handelt, benötigt das Gewebe Zeit zur Regeneration.
Kurzfristig (Tage bis Wochen): Erste Verbesserungen sind oft schon durch Entlastung, Kühlung und geeignete Einlagen spürbar.
Mittelfristig (6–12 Wochen): Regelmäßige Dehn- und Kräftigungsübungen sowie physiotherapeutische Maßnahmen führen bei den meisten Patient:innen zu einer deutlichen Schmerzlinderung.
Langfristig (3–6 Monate): In vielen Fällen ist eine weitgehende Beschwerdefreiheit erreichbar – vorausgesetzt, Belastungsfaktoren werden dauerhaft reduziert.
Die Heilungsdauer hängt von mehreren Faktoren ab:
Schwere der Überlastung
Konsequenz bei Übungen und Schonung
Körpergewicht und Schuhwerk
Vorliegen von Fußfehlstellungen
In hartnäckigen Fällen, in denen konservative Maßnahmen nicht ausreichen, kann die Behandlung länger dauern. Eine Operation bleibt jedoch die Ausnahme. Insgesamt gilt: Mit Geduld, konsequenter Therapie und Anpassungen im Alltag lassen sich die meisten Fersensporne erfolgreich behandeln.
Vorbeugung – so kannst du Fersenschmerzen vermeiden
Ein Fersensporn entsteht meist durch langfristige Überlastung der Plantarfaszie. Mit einfachen Maßnahmen kannst du das Risiko deutlich senken und erneuten Beschwerden vorbeugen.
Praktische Tipps zur Vorbeugung
Geeignetes Schuhwerk tragen Achte auf gut gedämpfte Schuhe mit stabiler Sohle. Für Sport eignen sich Modelle mit spezieller Fersenunterstützung. Abgetragene Schuhe sollten rechtzeitig ersetzt werden.
Orthopädische Einlagen nutzen Bei Fußfehlstellungen (z. B. Senkfuß oder Plattfuß) können individuell angepasste Einlagen helfen, die Belastung gleichmäßig zu verteilen.
Regelmäßige Dehnübungen Tägliche Übungen für Waden und Fußsohle halten die Plantarfaszie elastisch und beugen Überlastungen vor.
Übergewicht vermeiden Jedes zusätzliche Kilo erhöht den Druck auf die Ferse. Schon eine moderate Gewichtsreduktion kann die Beschwerden deutlich verbessern.
Belastung dosieren Wechsel zwischen Stehen, Gehen und Sitzen. Vermeide extreme sportliche Belastungen auf hartem Untergrund ohne passende Schuhe.
Mit diesen vorbeugenden Maßnahmen lassen sich nicht nur Fersenschmerzen verhindern, sondern auch andere Überlastungsprobleme am Fuß deutlich reduzieren.
Leben mit Fersensporn – Tipps für den Alltag
Ein Fersensporn kann den Alltag spürbar einschränken, doch mit einigen Anpassungen lassen sich die Beschwerden gut in den Griff bekommen. Entscheidend ist, die Belastung zu reduzieren, ohne dabei komplett auf Bewegung zu verzichten.
Alltagstipps für Betroffene
Schuhwerk bewusst wählen Trage weiche, gut gepolsterte Schuhe. Fersenpolster oder Silikoneinlagen können zusätzlich entlasten.
Aktivitäten anpassen Vermeide langes Stehen oder Gehen auf hartem Boden. Sportarten mit hoher Stoßbelastung (z. B. Joggen, Ballsport) sollten in akuten Phasen pausiert werden. Gelenkschonende Alternativen wie Schwimmen oder Radfahren sind besser geeignet.
Pausen einbauen Wenn beruflich viel gestanden oder gelaufen werden muss, sind regelmäßige kurze Pausen mit Dehnübungen sinnvoll.
Hausmittel nutzen Kälteanwendungen (z. B. Kühlpads oder Rollen über eine gefrorene Flasche) können Schmerzen im Alltag schnell lindern.
Unterstützung suchen Austausch mit Ärzt:innen, Physiotherapeut:innen oder in Selbsthilfegruppen hilft, individuelle Strategien zu finden und motiviert zur langfristigen Übungsroutine.
Mit der richtigen Kombination aus angepasstem Alltag, gezielten Übungen und professioneller Begleitung ist es in den meisten Fällen möglich, trotz Fersensporn aktiv und weitgehend schmerzfrei zu bleiben.
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