Erythroplakie – Warnsignal im Mund

Erythroplakie – Warnsignal im Mund

23.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Erythroplakie beschreibt eine auffällig rote, meist samtig wirkende Veränderung der Schleimhaut im Mund oder Rachen, die sich nicht durch eine andere bekannte Ursache erklären lässt. Der Begriff setzt sich aus den griechischen Wörtern „erythros“ für „rot“ und „plax“ für „Fleck“ zusammen – gemeint ist also eine gerötete Fläche, die bei der Untersuchung auffällt und nicht abwischbar ist.

Was steckt hinter einer Erythroplakie?

Im Mundraum gibt es verschiedene harmlose Veränderungen, doch eine Erythroplakie gilt als Warnsignal. Sie zeigt sich meist als deutlich abgegrenzter, intensiv roter Fleck auf der Schleimhaut – häufig am Gaumen, an der Zunge oder im Bereich des Mundbodens. Im Gegensatz zu anderen Veränderungen, wie etwa einer Entzündung oder einer Pilzinfektion, lässt sich dieser Fleck nicht einfach abstreifen oder wegwischen. Die Oberfläche wirkt oft samtig oder leicht samtartig glänzend, manchmal ist sie auch leicht eingesunken.

Diese Veränderung ist deshalb so bedeutsam, weil sie ein Hinweis auf eine ernsthafte Störung der Schleimhaut sein kann. Erythroplakien entstehen, wenn die oberste Schicht der Mundschleimhaut ausdünnt oder sich verändert. Das darunterliegende Gewebe scheint dann rötlicher durch, weshalb die betroffene Stelle so auffällig erscheint.

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Warum macht eine Erythroplakie Angst?

Wer beim Zähneputzen, beim Blick in den Spiegel oder durch Zufall beim Zahnarzt einen solchen roten Fleck entdeckt, ist oft verunsichert. Schnell taucht die Frage auf: Ist das gefährlich? Muss man sich Sorgen machen? Tatsächlich gilt die Erythroplakie als eine der auffälligsten Veränderungen im Mund, die unbedingt ärztlich abgeklärt werden sollte. Sie wird als sogenannte „präkanzeröse“ oder „potenziell bösartige“ Veränderung eingestuft. Das bedeutet, dass aus einer Erythroplakie mit höherer Wahrscheinlichkeit als bei anderen Schleimhautveränderungen ein Mundhöhlenkrebs entstehen kann – allerdings nicht zwangsläufig.

Die Unsicherheit ist verständlich, denn im Gegensatz zu vielen anderen Veränderungen macht eine Erythroplakie meist keine Beschwerden. Sie tut nicht weh, blutet selten und wird oft nur zufällig entdeckt. Gerade das macht sie so tückisch – und erklärt, warum Ärztinnen und Ärzte bei dieser Diagnose besonders aufmerksam sind.

Wie wird eine Erythroplakie festgestellt?

Entdeckt wird eine Erythroplakie häufig im Rahmen einer Routineuntersuchung beim Zahnarzt oder HNO-Arzt. Die Diagnose erfolgt zunächst durch die genaue Betrachtung der Schleimhaut. Entscheidend ist, dass die rote Fläche nicht durch eine andere Ursache – wie eine mechanische Verletzung, eine Entzündung, eine Pilzinfektion oder eine Blutung – erklärt werden kann. Erst wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen sind, spricht man von einer Erythroplakie.

Um sicherzugehen, wird in aller Regel eine kleine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen. Diese Probe wird unter dem Mikroskop untersucht, um festzustellen, ob tatsächlich Vorstufen von Krebs oder schon bösartige Zellen vorhanden sind. Die feingewebliche Untersuchung ist der wichtigste Schritt, um das Risiko richtig einzuschätzen und die weitere Behandlung zu planen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Therapie richtet sich danach, was die feingewebliche Untersuchung ergibt. Zeigt sich, dass die Zellen bereits auffällig verändert sind oder sogar Krebszellen vorliegen, wird die betroffene Stelle meist operativ entfernt. Ist die Veränderung noch im Frühstadium, genügt oft schon ein kleiner, gezielter Eingriff. Ziel ist immer, das verdächtige Gewebe vollständig zu beseitigen und so das Risiko für eine Krebsentwicklung zu minimieren.

Manchmal reicht es auch, die betroffene Stelle engmaschig zu kontrollieren, wenn keine oder nur sehr geringe Veränderungen festgestellt werden. In jedem Fall ist es wichtig, regelmäßige Nachkontrollen wahrzunehmen, da Erythroplakien dazu neigen, wieder aufzutreten oder sich weiterzuentwickeln.

Was kann zur Entstehung beitragen?

Die genauen Ursachen sind nicht immer eindeutig zu benennen. Es gibt jedoch einige Risikofaktoren, die die Entstehung einer Erythroplakie begünstigen können. Dazu zählen vor allem Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum. Auch eine dauerhaft gereizte Schleimhaut – etwa durch schlecht sitzende Zahnprothesen oder Zähne, die an der Schleimhaut reiben – kann eine Rolle spielen. In seltenen Fällen sind chronische Entzündungen oder Infektionen beteiligt.

Wer diese Risiken kennt, kann gezielt gegensteuern. Der Verzicht auf Tabak und Alkohol, eine gute Mundhygiene und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind die wichtigsten Maßnahmen, um das eigene Risiko zu senken.

Warum ist eine frühe Diagnose so wichtig?

Gerade weil eine Erythroplakie meist keine Schmerzen verursacht und leicht übersehen werden kann, ist die regelmäßige Kontrolle beim Zahnarzt oder HNO-Arzt entscheidend. Je früher eine Veränderung entdeckt und abgeklärt wird, desto besser sind die Chancen, Komplikationen zu vermeiden. Frühzeitig behandelt, lassen sich schwerwiegende Folgen meist verhindern.

Wer eine auffällige rote Stelle im Mund bemerkt, sollte sie nicht auf die leichte Schulter nehmen. Auch wenn nicht hinter jeder Rötung eine ernste Erkrankung steckt, ist es immer besser, einmal mehr nachsehen zu lassen. Nur so kann im Zweifel schnell und gezielt gehandelt werden.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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