Erregungsrückbildungsstörung und ihre Bedeutung fürs Herz

Erregungsrückbildungsstörung und ihre Bedeutung fürs Herz

19.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Erregungsrückbildungsstörung beschreibt eine Auffälligkeit im Elektrokardiogramm (EKG), bei der die elektrische Erholung des Herzmuskels nach einem Herzschlag gestört ist. Das Herz arbeitet mit elektrischen Impulsen, die dafür sorgen, dass es sich zusammenzieht und wieder entspannt – so wird Blut durch den Körper gepumpt. Nach jeder Kontraktion muss sich der Herzmuskel elektrisch „erholen“, bevor der nächste Schlag erfolgen kann. Genau diese Phase nennt sich Erregungsrückbildung.

Was passiert bei einer Erregungsrückbildungsstörung?

Im EKG lässt sich die Erregungsrückbildung anhand bestimmter Kurvenabschnitte erkennen, insbesondere der sogenannten ST-Strecke und T-Welle. Eine Erregungsrückbildungsstörung bedeutet, dass diese Abschnitte verändert sind. Das kann sich zum Beispiel als Senkung oder Hebung der ST-Strecke oder als abgeflachte oder negativ gewordene T-Welle zeigen. Solche Veränderungen weisen darauf hin, dass die elektrische Entspannung des Herzens nicht so abläuft, wie es normalerweise der Fall wäre.

Ein EKG mit dieser Auffälligkeit gibt dem Arzt oder der Ärztin einen Hinweis darauf, dass im Herzmuskel etwas nicht ganz wie erwartet funktioniert. Die Ursachen dafür sind sehr unterschiedlich und reichen von harmlosen Einflüssen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen.

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Welche Ursachen kommen infrage?

Eine Erregungsrückbildungsstörung kann viele Gründe haben. Häufig sind sie vorübergehend und durch harmlose Umstände bedingt, etwa durch Stress, starke körperliche Belastung, einen Infekt oder bestimmte Medikamente. Auch Elektrolytstörungen – also Veränderungen im Salzhaushalt des Körpers, wie zu wenig Kalium oder Magnesium – können das EKG beeinflussen.

Allerdings können auch Erkrankungen des Herzens dahinterstecken. Dazu zählen zum Beispiel Durchblutungsstörungen am Herzen (koronare Herzkrankheit), Entzündungen des Herzmuskels oder Herzklappenfehler. Manchmal treten die Veränderungen auch nach einem Herzinfarkt auf oder deuten auf eine Überlastung des Herzens hin. In seltenen Fällen steckt eine angeborene Besonderheit dahinter.

Muss das gefährlich sein?

Der Begriff selbst beschreibt zunächst nur eine Beobachtung im EKG, keine Diagnose und auch keine Krankheit für sich. Ob eine Erregungsrückbildungsstörung gefährlich ist, hängt stark von der Ursache ab. In vielen Fällen sind die Veränderungen harmlos und verschwinden von selbst wieder, etwa nach Sport, Fieber oder Stress. Oft werden solche Veränderungen sogar zufällig festgestellt, ohne dass Beschwerden vorliegen.

Andererseits kann eine Erregungsrückbildungsstörung auch auf eine ernstere Herzerkrankung hinweisen. Deshalb ist es wichtig, den Befund im Zusammenhang mit Beschwerden, Vorerkrankungen und weiteren Untersuchungsergebnissen zu bewerten. Treten zum Beispiel Brustschmerzen, Luftnot, Herzrasen oder Ohnmachtsanfälle auf, sollte die Ursache unbedingt weiter abgeklärt werden.

Wie geht es nach dem Befund weiter?

Wird eine Erregungsrückbildungsstörung im EKG festgestellt, folgt meist eine genauere Untersuchung. Dazu gehören ein ausführliches Gespräch, körperliche Untersuchung und eventuell weitere Tests wie ein Belastungs-EKG, Ultraschall des Herzens oder Blutuntersuchungen. Ziel ist es herauszufinden, ob eine harmlose Ursache vorliegt oder ob eine Herzerkrankung dahintersteckt.

Manchmal reicht es, den Befund im Verlauf zu kontrollieren, etwa mit einem weiteren EKG nach einigen Tagen. In anderen Fällen kann es sinnvoll sein, den Salzhaushalt im Blut zu überprüfen oder Medikamente anzupassen. Bei Verdacht auf eine ernsthafte Herzkrankheit werden gezielt weitere Untersuchungen eingeleitet.

Was bedeutet der Befund für den Alltag?

So lange keine Beschwerden bestehen und die Ursache als harmlos eingeschätzt wird, ist eine Erregungsrückbildungsstörung meist kein Grund zur Sorge. Viele Menschen leben jahrelang mit solchen Veränderungen im EKG, ohne dass das Herz Schaden nimmt. Wichtig ist, regelmäßig ärztlich kontrollieren zu lassen, ob sich der Befund verändert oder neue Symptome auftreten.

Wenn die Ursache gefunden und behandelt wird – etwa durch die Korrektur eines Elektrolyt-Mangels oder das Absetzen eines auslösenden Medikaments – normalisiert sich das EKG häufig wieder. Liegt eine Herzerkrankung vor, richtet sich die weitere Behandlung nach der genauen Diagnose.

Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

Treten Beschwerden wie Brustschmerzen, Atemnot, Herzstolpern oder Schwindel auf, ist es ratsam, zeitnah eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen. Auch bei Unsicherheit über die Bedeutung des Befunds oder wenn weitere Erkrankungen bekannt sind, hilft ein klärendes Gespräch, um die nächsten Schritte zu besprechen.

Die Erregungsrückbildungsstörung ist also kein abschließendes Urteil, sondern ein Hinweis, dem auf den Grund gegangen werden sollte – je nach Situation kann sie harmlos sein oder auf eine behandlungsbedürftige Erkrankung hindeuten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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