Die eosinophile Ösophagitis ist eine chronische Entzündung der Speiseröhre, bei der sich bestimmte weiße Blutkörperchen, sogenannte eosinophile Granulozyten, verstärkt in der Schleimhaut ansammeln. Diese Zellen gehören eigentlich zum Immunsystem und spielen vor allem bei allergischen Reaktionen und Abwehr von Parasiten eine Rolle. In der Speiseröhre sind sie jedoch normalerweise kaum zu finden – ihre vermehrte Anwesenheit gilt als Zeichen einer Fehlsteuerung des Immunsystems.
Wenn Schlucken zur Herausforderung wird
Typisch für die eosinophile Ösophagitis sind Beschwerden beim Schlucken. Häufig berichten Betroffene, dass sich Nahrung im Hals „festsetzt“ oder sogar steckenbleibt. Gerade bei festen Speisen wie Brot oder Fleisch kann das Schlucken unangenehm bis schmerzhaft werden. Manche erleben ein Druckgefühl hinter dem Brustbein, andere müssen nach dem Essen würgen oder erbrechen. Bei Kindern kann sich die Erkrankung durch Essverweigerung, Gedeihstörungen oder wiederholtes Erbrechen bemerkbar machen.
Die Symptome entwickeln sich meist schleichend und werden oft mit Sodbrennen, Reflux oder einer „empfindlichen Speiseröhre“ verwechselt. Viele leben jahrelang mit den Beschwerden, ohne dass die eigentliche Ursache erkannt wird. Erst wenn die Probleme zunehmen oder wiederholt Speisen in der Speiseröhre steckenbleiben, erfolgt häufig die gezielte Abklärung.
Was passiert bei dieser Erkrankung?
Die eosinophile Ösophagitis ist keine Infektion, sondern eine sogenannte immunvermittelte Erkrankung. Das bedeutet, das eigene Immunsystem reagiert übermäßig stark auf bestimmte Reize, meist auf Bestandteile der Nahrung oder manchmal auch auf eingeatmete Allergene. In der Folge wandern eosinophile Granulozyten in die Schleimhaut der Speiseröhre ein und lösen dort eine chronische Entzündung aus.
Durch die Entzündung verdickt sich die Schleimhaut, es können kleine Narben und Einengungen entstehen. Die Speiseröhre verliert an Elastizität, was die typischen Schluckbeschwerden verursacht. Im weiteren Verlauf kann es zu Verengungen (Strikturen) kommen, die das Schlucken zusätzlich erschweren.
Ursachen und Auslöser
Ein klarer Auslöser für die eosinophile Ösophagitis lässt sich selten benennen. Häufig spielt eine genetische Veranlagung eine Rolle, die dazu führt, dass das Immunsystem besonders empfindlich auf bestimmte Allergene reagiert. Viele Betroffene leiden gleichzeitig an anderen allergischen Erkrankungen wie Heuschnupfen, Asthma oder Neurodermitis. Bestimmte Nahrungsmittel – etwa Kuhmilch, Eier, Soja, Nüsse oder Weizen – werden immer wieder als mögliche Auslöser diskutiert, aber nicht jeder reagiert auf dieselben Stoffe.
Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten, zeigt sich aber häufig schon im Kindes- oder jungen Erwachsenenalter. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Diagnose der eosinophilen Ösophagitis erfordert eine Magenspiegelung (Gastroskopie), bei der gezielt Gewebeproben aus der Speiseröhre entnommen werden. Nur so lässt sich unter dem Mikroskop nachweisen, dass sich vermehrt eosinophile Granulozyten in der Schleimhaut befinden. Zusätzlich achtet die Ärztin oder der Arzt auf typische Veränderungen wie Längsstreifen, weiße Beläge oder eine verengte Speiseröhre.
Da ähnliche Beschwerden auch bei anderen Erkrankungen der Speiseröhre auftreten können, ist eine sorgfältige Abgrenzung wichtig. Erst wenn andere Ursachen ausgeschlossen und die typischen Zellveränderungen nachgewiesen sind, gilt die Diagnose als gesichert.
Ist eosinophile Ösophagitis gefährlich?
Viele Betroffene fragen sich, wie ernst die Diagnose einzuschätzen ist. Die eosinophile Ösophagitis ist zwar chronisch, führt aber in der Regel nicht zu lebensbedrohlichen Komplikationen. Es handelt sich nicht um Krebs und die Erkrankung ist auch nicht ansteckend. Allerdings können die Beschwerden den Alltag deutlich beeinträchtigen – etwa durch die Angst, dass Speisen steckenbleiben, oder durch ständiges Unwohlsein beim Essen.
Unbehandelt kann die Entzündung zu dauerhaften Einengungen der Speiseröhre führen. In seltenen Fällen droht dann ein vollständiger Verschluss, der eine Notfallbehandlung nötig macht. Eine frühzeitige Diagnose und konsequente Behandlung helfen, solche Komplikationen zu vermeiden.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die Therapie der eosinophilen Ösophagitis verfolgt zwei Ziele: Die Entzündung soll zurückgedrängt und die Schluckbeschwerden gelindert werden. Dafür stehen verschiedene Ansätze zur Verfügung.
Häufig werden spezielle Kortisonpräparate eingesetzt, die als Spray oder Flüssigkeit direkt in die Speiseröhre gelangen. Diese Medikamente wirken entzündungshemmend, werden aber nur lokal angewendet und gelangen kaum in den restlichen Körper. Dadurch sind Nebenwirkungen meist gering.
Ein weiterer Ansatz ist die gezielte Ernährungsumstellung. Durch das Weglassen bestimmter Nahrungsmittel, die als Auslöser in Frage kommen, lässt sich die Entzündung oft deutlich bessern. Welche Stoffe gemieden werden sollten, wird individuell getestet – manchmal durch sogenannte Eliminationsdiäten oder spezielle Allergietests.
Wenn bereits Engstellen in der Speiseröhre bestehen, kann eine vorsichtige Dehnung (Dilatation) im Rahmen einer Magenspiegelung helfen, das Schlucken wieder zu erleichtern.
Leben mit eosinophiler Ösophagitis
Die Diagnose bedeutet meist eine dauerhafte Auseinandersetzung mit der Erkrankung. Viele haben Angst vor wiederkehrenden Beschwerden oder vor Einschränkungen beim Essen. Mit einer individuell angepassten Behandlung und regelmäßigen Kontrollen lässt sich die Lebensqualität jedoch in den meisten Fällen gut erhalten.
Es ist ratsam, die Therapieempfehlungen konsequent umzusetzen und bei neuen oder ungewohnten Beschwerden zeitnah ärztlichen Rat einzuholen. So lässt sich das Risiko für Komplikationen deutlich senken. Ein enger Austausch mit Fachärztinnen und Fachärzten – etwa aus der Gastroenterologie oder Allergologie – erleichtert den Umgang mit der Erkrankung im Alltag.
Die eosinophile Ösophagitis ist zwar nicht heilbar, aber mit den heutigen Behandlungsmöglichkeiten gut kontrollierbar. Ein bewusster Umgang mit Ernährung und regelmäßige medizinische Begleitung helfen, die Beschwerden in den Griff zu bekommen und ein möglichst unbeschwertes Leben zu führen.