Was bedeutet eGFR?
Die Abkürzung eGFR steht für „estimated Glomerular Filtration Rate“, auf Deutsch: geschätzte glomeruläre Filtrationsrate. Dieser Wert beschreibt, wie gut die Nieren das Blut filtern und damit Abfallstoffe sowie überschüssiges Wasser aus dem Körper entfernen.
Die Rolle der Nieren im Körper
Nieren übernehmen eine wichtige Aufgabe: Sie reinigen das Blut von Giftstoffen und regulieren den Wasser- sowie Salzhaushalt. In den sogenannten Glomeruli, winzigen Gefäßknäueln in den Nieren, wird das Blut gefiltert. Die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) gibt an, wie viel Blut pro Minute von diesen Filtern gereinigt wird. Da es schwierig ist, die genaue GFR direkt zu messen, wird sie meist anhand von Blutwerten geschätzt – daher das „e“ für „estimated“.
Wie wird die eGFR berechnet?
Um die eGFR zu bestimmen, wird in der Regel der Kreatininwert im Blut gemessen. Kreatinin ist ein Abfallprodukt, das beim Muskelstoffwechsel entsteht und normalerweise über die Nieren ausgeschieden wird. Je höher der Kreatininspiegel, desto schlechter arbeiten die Nieren. Mithilfe von Formeln, die Alter, Geschlecht, Körpergröße und manchmal auch das Gewicht berücksichtigen, lässt sich die eGFR aus dem Kreatininwert berechnen. Der Wert wird in Milliliter pro Minute (ml/min) angegeben.
Was sagt der eGFR-Wert aus?
Ein normaler eGFR-Wert liegt bei gesunden Erwachsenen meist über 90 ml/min. Werte unterhalb dieser Grenze deuten darauf hin, dass die Nierenfunktion eingeschränkt ist. Je niedriger der Wert, desto schlechter arbeiten die Nieren. Die eGFR wird in verschiedene Stufen eingeteilt, die Hinweise auf das Ausmaß einer möglichen Nierenerkrankung geben.
Ein leicht erniedrigter Wert kann zum Beispiel bei älteren Menschen vorkommen, ohne dass eine behandlungsbedürftige Erkrankung vorliegt. Sinkt der Wert jedoch deutlich ab, kann das auf eine chronische Nierenerkrankung oder eine akute Störung der Nierenfunktion hindeuten.
Häufige Fragen und Sorgen rund um die eGFR
Viele fragen sich: Ist ein erniedrigter eGFR-Wert gefährlich? Was bedeutet das für den Alltag? Muss sofort eine Behandlung erfolgen? Nicht jeder Wert außerhalb des Normbereichs ist automatisch bedrohlich. Die eGFR kann schwanken, etwa bei Flüssigkeitsmangel oder nach körperlicher Belastung. Auch das Alter spielt eine Rolle: Mit den Jahren nimmt die Nierenfunktion oft langsam ab, ohne dass Beschwerden auftreten.
Ein einmalig leicht verringerter Wert ist meist noch kein Grund zur Sorge. Erst wenn die eGFR dauerhaft niedrig bleibt oder weiter sinkt, sollte genauer hingeschaut werden. Dann prüft die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt, ob eine chronische Nierenerkrankung vorliegt und ob weitere Tests oder Kontrollen nötig sind.
Was tun bei einer eingeschränkten Nierenfunktion?
Wird eine dauerhaft erniedrigte eGFR festgestellt, hängt das weitere Vorgehen davon ab, wie stark die Nierenfunktion eingeschränkt ist und ob Beschwerden bestehen. Häufig reicht es zunächst, die Werte regelmäßig zu kontrollieren und auf bestimmte Risikofaktoren zu achten. Dazu zählen zum Beispiel Bluthochdruck, Diabetes oder bestimmte Medikamente, die die Nieren zusätzlich belasten können.
Mit einer angepassten Ernährung, ausreichend Flüssigkeitszufuhr und dem Vermeiden von nierenschädigenden Substanzen lässt sich oft viel erreichen. In manchen Fällen werden Medikamente eingesetzt, um den Blutdruck oder den Blutzucker optimal einzustellen. Ziel ist es, das Fortschreiten einer möglichen Nierenerkrankung zu verlangsamen und Komplikationen zu verhindern.
Erst bei einer sehr ausgeprägten Einschränkung der Nierenfunktion – wenn die eGFR stark absinkt – kommen spezielle Therapien wie die Dialyse oder in seltenen Fällen eine Nierentransplantation in Betracht. Das betrifft jedoch nur einen kleinen Teil der Betroffenen.
Wann sollte die eGFR kontrolliert werden?
Die eGFR wird häufig im Rahmen von Routineuntersuchungen bestimmt, vor allem bei Menschen mit erhöhtem Risiko für Nierenerkrankungen. Dazu zählen Personen mit Diabetes, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder einer familiären Vorbelastung. Auch bei unklaren Beschwerden wie Wassereinlagerungen, Müdigkeit oder Bluthochdruck kann die Überprüfung der Nierenfunktion sinnvoll sein.
Wer Medikamente einnimmt, die die Nieren belasten können – etwa bestimmte Schmerzmittel oder Blutdrucksenker – sollte die eGFR regelmäßig überprüfen lassen. Das gilt auch, wenn bereits eine chronische Nierenerkrankung bekannt ist.
Was beeinflusst den eGFR-Wert?
Verschiedene Faktoren können die eGFR beeinflussen. Alter, Geschlecht und Muskelmasse spielen eine große Rolle, da sie den Kreatininspiegel im Blut mitbestimmen. Auch starke körperliche Belastung, eine eiweißreiche Ernährung oder Flüssigkeitsmangel können den Wert vorübergehend verändern. Deshalb ist es wichtig, den eGFR immer im Zusammenhang mit weiteren Laborwerten und der persönlichen Situation zu betrachten.
Ein einzelner Wert sagt oft wenig aus – erst die Entwicklung über die Zeit gibt Aufschluss darüber, ob eine Nierenerkrankung vorliegt oder nicht.
Was bedeutet eGFR im Arztbrief?
Taucht die Abkürzung eGFR im Arztbrief oder Laborbefund auf, handelt es sich um einen wichtigen Hinweis auf die Nierenfunktion. Bei normalen Werten besteht kein Grund zur Sorge. Ist der Wert erniedrigt, muss das nicht automatisch eine schwere Erkrankung bedeuten. Die genaue Interpretation hängt immer vom Gesamtbild ab: Alter, Begleiterkrankungen, andere Laborwerte und mögliche Beschwerden.
Wer unsicher ist, was der eigene eGFR-Wert bedeutet, sollte das Gespräch mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt suchen. Oft lassen sich viele Fragen und Unsicherheiten im direkten Austausch klären.