Dyskinesie – Wenn Bewegungen aus dem Gleichgewicht sind

Dyskinesie – Wenn Bewegungen aus dem Gleichgewicht sind

13.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Dyskinesie beschreibt eine Störung der Bewegungsabläufe, bei der sich unwillkürliche, unkontrollierte oder abnormale Bewegungen zeigen. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus „dys“ für „gestört“ und „kinesis“ für „Bewegung“ zusammen. Gemeint ist damit, dass Bewegungen nicht mehr so ablaufen, wie sie eigentlich sollten.

Was passiert bei Dyskinesien?

Bei einer Dyskinesie geraten die Bewegungen aus dem Gleichgewicht. Es kann zu Zuckungen, Grimassen, unwillkürlichem Zappeln, Schleudern von Armen oder Beinen oder auch zu wiederholten, ruckartigen Bewegungen kommen. Manchmal sind auch nur bestimmte Körperteile betroffen, etwa die Hände, das Gesicht oder die Beine. Die Bewegungen lassen sich nicht bewusst steuern und treten unabhängig vom eigenen Willen auf.

Solche Bewegungsstörungen können in ganz unterschiedlichen Situationen auftreten. Häufig werden sie im Zusammenhang mit neurologischen Erkrankungen wie der Parkinson-Krankheit beobachtet, aber auch als Nebenwirkung bestimmter Medikamente. Die Ausprägung kann sehr unterschiedlich sein: Von kaum sichtbaren, leichten Zuckungen bis hin zu deutlich störenden, großflächigen Bewegungen.

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Warum entstehen Dyskinesien?

Die Ursachen für Dyskinesien sind vielfältig. Besonders bekannt ist die sogenannte „medikamenteninduzierte Dyskinesie“, die vor allem bei der Behandlung der Parkinson-Krankheit mit dem Wirkstoff L-Dopa auftreten kann. Hierbei kommt es durch Veränderungen im Gleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn zu unkontrollierten Bewegungen. Auch andere Medikamente, zum Beispiel bestimmte Neuroleptika oder Mittel gegen Übelkeit, können als Nebenwirkung Dyskinesien auslösen.

Daneben gibt es angeborene oder genetisch bedingte Bewegungsstörungen, bei denen Dyskinesien als Symptom auftreten. In seltenen Fällen können auch Hirnschädigungen, Stoffwechselerkrankungen oder Infektionen eine Rolle spielen. Manchmal bleibt die genaue Ursache trotz aufwendiger Untersuchungen unklar.

Wie äußern sich Dyskinesien im Alltag?

Unkontrollierte Bewegungen können im Alltag sehr belastend sein. Sie erschweren gezielte Handlungen, wie das Greifen nach Gegenständen, das Schreiben oder das Gehen. Besonders auffällig sind Grimassen, Schmatzbewegungen oder Zuckungen im Gesicht, was im sozialen Umfeld zu Unsicherheit führen kann. Auch das Sprechen oder Schlucken kann beeinträchtigt sein, wenn die Muskulatur im Mund- und Rachenbereich betroffen ist.

Nicht selten wechseln sich Phasen mit vielen Bewegungsstörungen mit ruhigeren Zeiten ab. Manchmal werden die Symptome durch Stress, Müdigkeit oder bestimmte Medikamente verstärkt. In anderen Fällen treten sie vor allem dann auf, wenn die Wirkung einer Parkinson-Medikation besonders stark ist.

Ist eine Dyskinesie gefährlich?

Viele Menschen sind verunsichert, wenn sie den Begriff Dyskinesie in einem Arztbrief lesen. Die gute Nachricht: Dyskinesien sind meist nicht lebensbedrohlich. Allerdings können sie im Alltag stark einschränken und das Wohlbefinden deutlich beeinträchtigen. Die Angst, aufzufallen oder nicht mehr richtig kontrollieren zu können, wie sich der Körper bewegt, ist verständlich.

In seltenen Fällen kann eine schwere Dyskinesie zu Verletzungen führen, etwa wenn Stürze oder unkontrollierte Bewegungen auftreten. Auch das Risiko für Muskelverspannungen oder Schmerzen steigt, wenn bestimmte Körperteile ständig in Bewegung sind. Bei sehr ausgeprägten Formen kann das Essen, Trinken oder Sprechen erschwert werden.

Was lässt sich gegen Dyskinesien tun?

Die Behandlung von Dyskinesien richtet sich nach der Ursache. Stehen Medikamente im Verdacht, die Bewegungsstörung auszulösen, kann eine Anpassung der Dosis oder ein Wechsel des Mittels helfen. Besonders bei Parkinson-Patienten wird oft versucht, die Medikation so einzustellen, dass die Bewegungen möglichst gleichmäßig und kontrolliert bleiben. Das ist manchmal ein Balanceakt, weil eine zu niedrige Medikamentendosis die Parkinson-Symptome verstärken kann, während eine zu hohe Dosis Dyskinesien begünstigt.

Neben der Anpassung der Medikamente gibt es weitere Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern. In manchen Fällen helfen spezielle Physiotherapie-Übungen, um die Bewegungsabläufe zu verbessern und die Kontrolle über den eigenen Körper zu stärken. Auch Entspannungstechniken, Ergotherapie oder gezielte Trainingseinheiten können sinnvoll sein.

Bei sehr schweren, therapieresistenten Dyskinesien wird gelegentlich ein operativer Eingriff in Betracht gezogen, zum Beispiel die Tiefe Hirnstimulation. Dabei werden bestimmte Hirnareale gezielt elektrisch stimuliert, um die Bewegungsstörungen zu verringern. Solche Eingriffe sind jedoch nur nach sorgfältiger Abwägung und bei ausgewählten Patientinnen und Patienten sinnvoll.

Leben mit einer Dyskinesie

Mit einer Dyskinesie umzugehen, ist oft eine Herausforderung. Es braucht Zeit, Geduld und manchmal auch kreative Lösungen, um den Alltag möglichst selbstbestimmt zu gestalten. Wichtig ist, offen mit behandelnden Ärztinnen und Therapeuten über die Beschwerden zu sprechen. Manchmal hilft es, ein Tagebuch über die Bewegungsstörungen zu führen, um Muster zu erkennen und die Behandlung besser anzupassen.

Auch das soziale Umfeld spielt eine große Rolle. Verständnis und Unterstützung durch Familie, Freunde oder Selbsthilfegruppen können helfen, mit Unsicherheiten und Ängsten besser umzugehen. Die meisten Menschen mit Dyskinesien entwickeln im Laufe der Zeit Strategien, um sich trotz der Bewegungsstörungen im Alltag zurechtzufinden.

Dyskinesien sind zwar oft störend, aber in vielen Fällen gut behandelbar. Mit einer individuell angepassten Therapie und einem unterstützenden Umfeld lässt sich die Lebensqualität meist deutlich verbessern.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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