Dysembryoplastischer neuroepithelialer Tumor bei Kindern

Dysembryoplastischer neuroepithelialer Tumor bei Kindern

27.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Dysembryoplastischer neuroepithelialer Tumor, kurz DNET, bezeichnet eine gutartige, langsam wachsende Geschwulst im Gehirn, die meist bei Kindern oder jungen Erwachsenen entdeckt wird und typischerweise mit epileptischen Anfällen einhergeht.

Was steckt hinter einem DNET?

Ein dysembryoplastischer neuroepithelialer Tumor entsteht aus Zellen, die sich während der Entwicklung des Gehirns nicht richtig ausgereift haben. Daher stammt auch der Name: „Dysembryoplastisch“ bedeutet, dass schon während der Embryonalzeit, also in der frühen Entwicklung im Mutterleib, etwas bei der Bildung des Nervengewebes nicht wie geplant verlaufen ist. „Neuroepithelial“ beschreibt die Zelltypen, aus denen der Tumor besteht – nämlich Zellen des Nervengewebes.

Im Gegensatz zu vielen anderen Tumoren im Gehirn handelt es sich beim DNET nicht um eine bösartige (maligne) Veränderung. Diese Tumoren wachsen nur sehr langsam und breiten sich nicht in andere Körperregionen aus. Sie entstehen meist im Bereich der Großhirnrinde, häufig im Schläfenlappen, der für Gedächtnis und Sprache eine wichtige Rolle spielt.

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Typische Beschwerden und erste Hinweise

Oft fällt ein DNET durch wiederkehrende epileptische Anfälle auf, die sich meist schon im Kindes- oder Jugendalter bemerkbar machen. Diese Anfälle können unterschiedlich stark ausgeprägt sein – von kurzen Bewusstseinsstörungen bis hin zu Krampfanfällen. In vielen Fällen sind die Anfälle schwer medikamentös zu kontrollieren. Weitere Symptome hängen davon ab, wo genau der Tumor im Gehirn sitzt. Manchmal treten Sprachstörungen, Gedächtnisprobleme oder Veränderungen im Verhalten auf. Kopfschmerzen oder andere Beschwerden sind eher selten, da der Tumor meist nur langsam wächst und das umliegende Gewebe nicht verdrängt.

Wie wird ein DNET festgestellt?

Meistens führt der Weg zur Diagnose über eine neurologische Untersuchung und eine Bildgebung des Gehirns, in der Regel eine Magnetresonanztomografie (MRT). Auf den Bildern zeigt sich der Tumor oft als gut abgrenzbare, zystische (flüssigkeitsgefüllte) Struktur, die sich von anderen, aggressiveren Hirntumoren gut unterscheiden lässt. Um sicherzugehen, dass es sich tatsächlich um einen dysembryoplastischen neuroepithelialen Tumor handelt, ist eine feingewebliche Untersuchung nach einer Operation erforderlich. Erst unter dem Mikroskop lassen sich die typischen Zellstrukturen eindeutig erkennen.

Ist ein DNET gefährlich?

Die Diagnose eines Hirntumors löst verständlicherweise große Sorgen aus. Im Fall eines DNET besteht jedoch kein Grund zur Panik. Diese Tumorart ist gutartig, wächst langsam und neigt nicht dazu, in andere Gewebe zu streuen. Auch eine bösartige Entartung ist extrem selten. Das größte Problem sind meist die epileptischen Anfälle, die den Alltag stark beeinträchtigen können. Der Tumor selbst bedroht das Leben nur in äußerst seltenen Fällen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die wichtigste Therapie bei einem DNET ist in den meisten Fällen die operative Entfernung. Ziel der Operation ist es, den Tumor möglichst vollständig herauszunehmen, ohne dabei wichtige Hirnfunktionen zu beeinträchtigen. Nach erfolgreicher Operation verschwinden die epileptischen Anfälle oft oder lassen sich mit Medikamenten deutlich besser kontrollieren. In manchen Fällen ist es nicht möglich, den Tumor vollständig zu entfernen, etwa wenn er in sehr empfindlichen Hirnregionen liegt. Dann wird das weitere Vorgehen individuell besprochen. Eine Bestrahlung oder Chemotherapie ist bei DNET normalerweise nicht erforderlich, da der Tumor nicht bösartig ist und nach vollständiger Entfernung nur sehr selten wiederkehrt.

Leben mit der Diagnose DNET

Die Aussicht auf einen Hirntumor ist immer beängstigend, besonders wenn sie Kinder oder Jugendliche betrifft. Im Fall des dysembryoplastischen neuroepithelialen Tumors gibt es jedoch gute Gründe zur Zuversicht. Nach einer erfolgreichen Operation können viele Menschen ein normales Leben führen. Die epileptischen Anfälle verschwinden häufig ganz oder werden deutlich seltener. Regelmäßige Nachkontrollen beim Neurologen oder Neurochirurgen sind wichtig, um mögliche Rückfälle frühzeitig zu erkennen.

Ein DNET ist kein Schicksal, das das gesamte Leben überschattet. Mit der richtigen Behandlung und Betreuung stehen die Chancen auf eine gute Lebensqualität sehr hoch.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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