CVI und die Folgen für die Beine

CVI und die Folgen für die Beine

19.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was bedeutet CVI?

CVI steht als medizinische Abkürzung meist für „chronisch-venöse Insuffizienz“. Damit ist eine Erkrankung gemeint, bei der die Venen – vor allem in den Beinen – ihre Aufgabe, das Blut zum Herzen zurückzutransportieren, nicht mehr richtig erfüllen. Das Blut staut sich in den Venen, was auf Dauer zu Beschwerden wie Schwellungen, Hautveränderungen und im fortgeschrittenen Stadium sogar zu offenen Wunden führen kann.

Wie entsteht eine chronisch-venöse Insuffizienz?

Die Venen in den Beinen haben die Aufgabe, das verbrauchte Blut entgegen der Schwerkraft zurück zum Herzen zu leiten. Dafür sorgen kleine Klappen im Inneren der Gefäße, die wie Rückschlagventile funktionieren. Sind diese Klappen geschwächt oder geschädigt, kann das Blut zurückfließen und sich in den Beinen ansammeln. Die Folge: Die Venen werden überdehnt, es entstehen Krampfadern und das umliegende Gewebe wird schlechter mit Sauerstoff versorgt.

Häufig entwickelt sich eine chronisch-venöse Insuffizienz schleichend über viele Jahre. Risikofaktoren sind unter anderem langes Stehen oder Sitzen, Bewegungsmangel, Übergewicht oder eine erbliche Veranlagung zu schwachen Venen. Frauen sind zudem häufiger betroffen als Männer, weil hormonelle Einflüsse das Bindegewebe zusätzlich lockern können.

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Welche Beschwerden können auftreten?

Im Frühstadium macht sich eine chronisch-venöse Insuffizienz oft durch müde, schwere Beine bemerkbar – besonders am Abend oder nach längerem Stehen. Viele berichten dann von Spannungsgefühlen, leichten Schwellungen an den Knöcheln oder sichtbaren, erweiterten Venen.

Mit der Zeit können die Beschwerden zunehmen. Die Haut an den Unterschenkeln wird dünner, verfärbt sich bräunlich und es entstehen sogenannte „Stauungsdermatosen“. Im fortgeschrittenen Stadium kann sich ein „offenes Bein“ entwickeln, also ein schlecht heilendes Geschwür am Unterschenkel. Auch nächtliche Wadenkrämpfe oder Juckreiz treten häufiger auf.

Ist eine CVI gefährlich?

Viele machen sich Sorgen, wenn die Diagnose „chronisch-venöse Insuffizienz“ im Arztbrief steht. Die Erkrankung ist zwar meist nicht lebensbedrohlich, kann aber die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Unbehandelt schreitet sie in der Regel langsam voran, sodass die Beschwerden und das Risiko für Komplikationen zunehmen.

Besonders gefürchtet sind offene Stellen am Bein, die sich entzünden und schlecht heilen. In seltenen Fällen kann es auch zu einer Thrombose kommen – also einem Blutgerinnsel in den tiefen Venen. Wer also Veränderungen an den Beinen bemerkt, sollte nicht zögern, dies ärztlich abklären zu lassen.

Behandlungsmöglichkeiten bei chronisch-venöser Insuffizienz

Die Therapie richtet sich danach, wie ausgeprägt die Beschwerden sind. Im Mittelpunkt steht meist die sogenannte Kompressionstherapie: Spezielle Kompressionsstrümpfe üben Druck auf die Beine aus und helfen so, den Blutfluss zu verbessern und Schwellungen zu verringern. Bewegung ist ebenfalls zentral – regelmäßiges Gehen, Radfahren oder Schwimmen unterstützen die Venenfunktion.

Bei stärker ausgeprägten Krampfadern kann ein kleiner Eingriff sinnvoll sein. Hier gibt es verschiedene Methoden, etwa das Veröden mit einem Medikament, das Entfernen der betroffenen Vene oder minimalinvasive Techniken mit Laser oder Radiowellen. Ziel ist immer, den Rückfluss des Blutes zu verhindern und die Beschwerden zu lindern.

Zur Hautpflege werden oft feuchtigkeitsspendende Cremes empfohlen, um die empfindliche Haut zu schützen und Entzündungen vorzubeugen. Bei offenen Wunden ist eine fachgerechte Wundversorgung wichtig, manchmal auch kombiniert mit Kompressionsverbänden.

Was kann man selbst tun?

Wer die Diagnose CVI erhält, kann selbst viel dazu beitragen, das Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen. Bewegung im Alltag ist besonders wertvoll – schon regelmäßige Spaziergänge bringen die Venenpumpe in Schwung. Hochlagerung der Beine, wann immer möglich, entlastet die Gefäße. Auch das Vermeiden von langem Stehen oder Sitzen ohne Bewegungspausen hilft.

Das Tragen von Kompressionsstrümpfen nach ärztlicher Empfehlung ist zwar manchmal ungewohnt, aber sehr wirksam. Auf das eigene Gewicht zu achten, unterstützt die Venen zusätzlich. Wer raucht, tut seinen Gefäßen einen Gefallen, wenn er den Nikotinkonsum reduziert oder aufgibt.

Gibt es noch andere Bedeutungen von CVI?

In seltenen Fällen kann CVI auch für andere medizinische Begriffe stehen. So wird die Abkürzung manchmal für „cerebrovaskuläre Insuffizienz“ verwendet, was eine Durchblutungsstörung im Gehirn beschreibt. Auch die „kortikale visuelle Impairment“ – eine Form der Sehstörung durch Schädigung der Sehrinde im Gehirn – wird im englischsprachigen Raum mit CVI abgekürzt.

Im deutschsprachigen Raum ist jedoch in den meisten Berichten mit CVI die chronisch-venöse Insuffizienz gemeint. Die genaue Bedeutung sollte immer im Zusammenhang mit dem Befund oder dem Arztbrief betrachtet werden.

Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

Wer anhaltende Schwellungen, Hautveränderungen oder Schmerzen in den Beinen bemerkt, sollte dies zeitnah ärztlich abklären lassen. Besonders, wenn plötzlich eine starke Schwellung, Rötung, Überwärmung oder Schmerzen auftreten, ist rasches Handeln gefragt – hier könnte eine Thrombose vorliegen, die dringend behandelt werden muss.

Im Alltag hilft es, auf Warnzeichen zu achten und bei Unsicherheiten lieber einmal mehr nachzufragen. Die meisten Beschwerden lassen sich mit konsequenter Behandlung gut in den Griff bekommen, sodass die Lebensqualität erhalten bleibt.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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