Bigeminus – Herz schlägt doppelt

Bigeminus – Herz schlägt doppelt

22.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was bedeutet Bigeminus?

Bigeminus beschreibt eine spezielle Form des Herzrhythmus, bei der nach jedem normalen Herzschlag ein zusätzlicher, meist vorzeitiger Herzschlag auftritt. Das Herz schlägt dabei abwechselnd normal und dann wieder ungewöhnlich früh, sodass ein typisches „Doppel-Schlag“-Muster entsteht.

Wie entsteht dieses Phänomen?

Normalerweise arbeitet das Herz in einem gleichmäßigen Rhythmus. Bei einem Bigeminus tauchen jedoch sogenannte Extrasystolen auf – das sind zusätzliche Herzschläge, die außerhalb des regulären Takts entstehen. Nach jedem normalen Schlag folgt direkt ein solcher Extraschlag. Dieses Wechselspiel von „normal – vorzeitig – normal – vorzeitig“ ist charakteristisch für den Bigeminus.

Die Ursache liegt meist darin, dass bestimmte Bereiche des Herzens elektrische Impulse zu früh aussenden. Diese Extraschläge können entweder aus den Vorhöfen (supraventrikulär) oder aus den Herzkammern (ventrikulär) stammen. Besonders häufig entstehen sie in den Herzkammern – dann spricht man von einem ventrikulären Bigeminus.

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Wie macht sich ein Bigeminus bemerkbar?

Viele Menschen spüren einen Bigeminus gar nicht. Wird er bemerkt, äußert er sich oft als Herzstolpern, ein Gefühl von „Aussetzern“ oder auch als kräftiger Schlag im Brustkorb. Manche beschreiben es wie ein kurzes Flattern oder ein dumpfes Pochen. In seltenen Fällen kann das Herzrasen oder leichte Schwindelgefühle auslösen, besonders wenn die Extraschläge gehäuft auftreten.

Im EKG – einer Untersuchung, bei der die elektrische Aktivität des Herzens aufgezeichnet wird – lässt sich das Muster sehr gut erkennen: Auf jeden normalen Herzschlag folgt ein vorzeitiger, und so weiter.

Ist ein Bigeminus gefährlich?

Allein das Auftreten eines Bigeminus ist nicht automatisch ein Grund zur Sorge. Gerade bei gesunden Menschen können gelegentliche Extraschläge völlig harmlos sein. Häufig treten sie in Situationen auf, in denen das Herz besonders beansprucht wird – etwa bei Stress, nach dem Konsum von Koffein, Alkohol oder Nikotin, bei Schlafmangel oder nach körperlicher Anstrengung.

Viele stellen sich die Frage, ob ein Bigeminus auf eine ernsthafte Herzerkrankung hindeutet. Entscheidend ist hier, wie häufig die Extraschläge auftreten, ob Beschwerden bestehen und ob bekannte Vorerkrankungen vorliegen. In den meisten Fällen sind einzelne oder gelegentliche Bigemini ungefährlich und verschwinden von selbst wieder.

Anders sieht es aus, wenn der Bigeminus sehr häufig auftritt, Beschwerden wie Schwindel, Ohnmacht oder starke Herzrasen-Attacken auftreten oder bereits eine Herzerkrankung bekannt ist. Dann sollte unbedingt ärztlich abgeklärt werden, ob eine zugrunde liegende Störung vorliegt.

Wie wird die Ursache abgeklärt?

Um zu beurteilen, ob ein Bigeminus harmlos ist oder auf ein Problem hinweist, erfolgt meist eine gründliche Untersuchung. Dazu gehört in der Regel ein EKG, manchmal auch ein Langzeit-EKG über 24 Stunden, um das Herz über längere Zeit zu beobachten. So lässt sich feststellen, wie oft und in welchem Zusammenhang die Extraschläge auftreten.

Ergänzend kann ein Ultraschall des Herzens (Echokardiografie) sinnvoll sein, um die Herzstruktur und Pumpfunktion zu überprüfen. Blutuntersuchungen helfen, Störungen im Elektrolythaushalt oder Schilddrüsenprobleme auszuschließen, die Extraschläge begünstigen können.

Was kann man selbst tun?

Oft hilft es schon, auf bestimmte Auslöser zu achten. Koffein, Alkohol, Rauchen und starker Stress können Extraschläge fördern. Wer feststellt, dass nach dem Kaffeegenuss oder in stressigen Phasen Herzstolpern auftritt, kann versuchen, diese Auslöser zu meiden oder zu reduzieren. Auch ausreichend Schlaf und regelmäßige Bewegung wirken sich positiv auf den Herzrhythmus aus.

Wenn der Bigeminus keine Beschwerden verursacht und keine Herzerkrankung vorliegt, ist meist keine Behandlung nötig. Das Wissen, dass solche Extraschläge häufig harmlos sind, nimmt vielen die Angst.

Wann ist ärztlicher Rat wichtig?

Sobald Symptome wie anhaltender Schwindel, Ohnmacht, starke Brustschmerzen oder Atemnot auftreten, sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen. Auch bei bekannter Herzerkrankung oder wenn die Extraschläge sehr häufig und belastend sind, empfiehlt sich eine Untersuchung. Ärztinnen und Ärzte können dann gezielt prüfen, ob eine Behandlung notwendig ist.

In manchen Fällen, etwa bei sehr häufigem oder belastendem Bigeminus, kommen Medikamente zum Einsatz, die den Herzrhythmus stabilisieren. Das ist jedoch selten erforderlich und wird individuell entschieden.

Zusammengefasst

Bigeminus beschreibt ein Herzrhythmusmuster mit abwechselnd normalen und vorzeitigen Herzschlägen. In den meisten Fällen ist das harmlos und verschwindet von selbst wieder. Nur wenn Beschwerden oder Vorerkrankungen bestehen, ist eine genauere Abklärung sinnvoll. Wer auf Auslöser achtet und bei Unsicherheiten eine Fachperson aufsucht, kann meist beruhigt sein.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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