Bifaszikulärer Block – Auswirkungen für das Herz

Bifaszikulärer Block – Auswirkungen für das Herz

25.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was bedeutet bifaszikulärer Block?

Ein bifaszikulärer Block beschreibt eine Störung der elektrischen Erregungsleitung im Herzen, bei der zwei von drei wichtigen Leitungsbahnen (Faszikel) im sogenannten Reizleitungssystem blockiert sind. Das Herz kann dadurch elektrische Impulse nicht mehr wie gewohnt weiterleiten, was sich auf den Herzrhythmus auswirken kann.

Wie funktioniert die Erregungsleitung im Herzen?

Das Herz schlägt nicht zufällig, sondern folgt einem präzisen Ablauf. Elektrische Impulse entstehen im sogenannten Sinusknoten, wandern über den AV-Knoten und werden dann über ein spezielles Leitungssystem in die Herzkammern weitergegeben. Dieses System besteht aus dem sogenannten His-Bündel, das sich in einen rechten und einen linken Schenkel aufteilt. Der linke Schenkel teilt sich wiederum in zwei Äste, die als vorderer (anteriorer) und hinterer (posteriorer) Faszikel bezeichnet werden. Insgesamt gibt es also drei Leitungsbahnen, die für eine koordinierte Anspannung der Herzkammern sorgen.

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Was passiert bei einem bifaszikulären Block?

Wenn zwei dieser Leitungsbahnen gleichzeitig gestört sind, spricht man von einem bifaszikulären Block. Am häufigsten ist dabei der komplette Ausfall des rechten Schenkels (Rechtsschenkelblock) zusammen mit einer Blockade eines der beiden Äste des linken Schenkels. Das bedeutet, die elektrische Erregung muss Umwege nehmen, um die Herzkammern zu aktivieren. Das lässt sich im EKG (Elektrokardiogramm) erkennen, weil die typische Kurvenform verändert ist.

Ist ein bifaszikulärer Block gefährlich?

Die Diagnose klingt zunächst beunruhigend, weil sie auf eine Störung im Herzen hinweist. In vielen Fällen verursacht ein bifaszikulärer Block jedoch keine Beschwerden und bleibt lange unbemerkt. Oft wird er zufällig bei einer Routineuntersuchung entdeckt. Die eigentliche Gefahr besteht darin, dass sich aus einem bifaszikulären Block ein kompletter Block aller Leitungsbahnen entwickeln kann – ein sogenannter AV-Block dritten Grades. In diesem Fall kommt die elektrische Erregung gar nicht mehr in den Herzkammern an, und das Herz schlägt dann viel zu langsam. Das kann zu Schwindel, Ohnmacht oder sogar plötzlichem Bewusstseinsverlust führen.

Was bedeutet das für den Alltag?

Viele Menschen mit einem bifaszikulären Block merken nichts von ihrer Herzleitungsstörung. Es gibt keine typischen Symptome, solange das Herz weiterhin regelmäßig schlägt. Erst wenn zusätzliche Störungen auftreten oder der Block fortschreitet, können Beschwerden wie Schwächegefühl, Schwindel oder kurze Aussetzer des Bewusstseins entstehen. Die meisten Betroffenen benötigen lediglich regelmäßige Kontrollen beim Kardiologen, um zu beobachten, ob sich die Blockade verschlechtert.

Wie wird ein bifaszikulärer Block festgestellt?

Die Diagnose erfolgt meist durch ein EKG, das die elektrischen Aktivitäten des Herzens aufzeichnet. Ärztinnen und Ärzte erkennen typische Veränderungen, die auf einen Block in zwei Leitungsbahnen hinweisen. Manchmal wird zusätzlich ein Langzeit-EKG empfohlen, um den Herzrhythmus über einen längeren Zeitraum zu überwachen. Das hilft, vorübergehende Aussetzer oder Rhythmusstörungen zu erkennen, die im normalen EKG vielleicht nicht auffallen.

Welche Ursachen gibt es?

Ein bifaszikulärer Block entsteht häufig im Rahmen von altersbedingten Veränderungen des Herzens. Auch Erkrankungen wie Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen, eine koronare Herzkrankheit oder bestimmte Entzündungen können die Leitungsbahnen schädigen. In seltenen Fällen sind angeborene Störungen die Ursache. Nicht immer lässt sich eine genaue Erklärung finden, warum die Blockade entsteht.

Behandlung und Therapie

Ob eine Behandlung nötig ist, hängt davon ab, ob Beschwerden auftreten oder das Risiko für einen kompletten Leitungsblock besteht. Solange keine Symptome vorhanden sind und das Herz ansonsten stabil arbeitet, reicht es oft aus, regelmäßig die Herzfunktion zu kontrollieren. Kommt es zu Schwindel, Ohnmacht oder einer deutlichen Verlangsamung des Herzschlags, kann das Einsetzen eines Herzschrittmachers erforderlich werden. Dieser übernimmt dann die Aufgabe, den Herzrhythmus zuverlässig zu steuern.

Was tun bei Unsicherheit?

Die Diagnose kann verunsichern, vor allem wenn Begriffe wie „Block“ oder „Störung“ im Raum stehen. Wichtig ist, dass ein bifaszikulärer Block nicht automatisch bedeutet, dass das Herz versagt. Viele Menschen leben ohne Einschränkung damit. Entscheidend ist die individuelle Einschätzung durch eine Fachärztin oder einen Facharzt. Regelmäßige Kontrollen stellen sicher, dass Veränderungen frühzeitig erkannt und behandelt werden können. Bei neuen Beschwerden wie Schwindel, Schwäche oder plötzlicher Bewusstlosigkeit sollte immer ärztlicher Rat eingeholt werden.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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