Beckenringfraktur – Risiken und Heilungsaussichten

Beckenringfraktur – Risiken und Heilungsaussichten

20.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was ist eine Beckenringfraktur?

Eine Beckenringfraktur bezeichnet einen Bruch im knöchernen Beckenring, also in der Struktur, die das Becken wie ein stabiler Ring zusammenhält. Damit ist gemeint, dass einer oder mehrere Knochen des Beckens durch einen Unfall, Sturz oder eine starke Krafteinwirkung gebrochen sind.

Aufbau und Funktion des Beckenrings

Der Beckenring besteht aus mehreren Knochen, die zusammen eine stabile Einheit bilden. Dazu gehören die beiden Hüftbeine, das Kreuzbein sowie die Verbindung am Schambein. Gemeinsam schützen sie wichtige Organe wie Blase, Darm und Teile der Blutgefäße. Außerdem sorgt das Becken für Stabilität beim Gehen, Stehen und Sitzen.

Bei einer Fraktur kann diese Stabilität beeinträchtigt sein. Je nachdem, wie stark der Bruch ausgeprägt ist, kann der Beckenring weiterhin zusammenhalten oder so instabil werden, dass er seine Aufgabe nicht mehr richtig erfüllt.

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Wie entsteht eine Beckenringfraktur?

Häufig entsteht eine Beckenringfraktur durch starke Gewalteinwirkung. Typische Ursachen sind Verkehrsunfälle, Stürze aus großer Höhe oder schwere Sportunfälle. Bei älteren Menschen kann auch ein vergleichsweise harmloser Sturz – etwa aus dem Stand – zu einem Bruch führen, wenn die Knochen durch Osteoporose bereits geschwächt sind.

Manchmal reicht schon ein Stolpern über die Teppichkante oder ein Ausrutschen im Badezimmer, wenn die Knochendichte stark abgenommen hat. In jüngeren Jahren ist dagegen meist ein sehr heftiger Unfall nötig, um den stabilen Beckenring zu brechen.

Symptome und Anzeichen

Eine Beckenringfraktur kann sich auf verschiedene Arten bemerkbar machen. Typisch sind starke Schmerzen im Bereich des Beckens, vor allem bei Bewegungen oder beim Versuch aufzustehen. Oft fällt das Gehen schwer oder ist gar nicht mehr möglich. Manchmal zeigen sich Blutergüsse, Schwellungen oder eine Fehlstellung im Beckenbereich. In schwereren Fällen können auch Kreislaufprobleme auftreten, weil Blutgefäße im Becken verletzt wurden.

Manche Frakturen werden zunächst gar nicht erkannt, weil die Schmerzen nicht immer eindeutig sind. Vor allem bei älteren Menschen mit Osteoporose kann eine Beckenringfraktur leicht übersehen werden, wenn sie keine deutlichen Symptome verursacht.

Ist eine Beckenringfraktur gefährlich?

Die Frage, wie bedrohlich eine Beckenringfraktur ist, hängt stark vom Ausmaß des Bruchs ab. Es gibt stabile und instabile Formen. Bei einer stabilen Fraktur bleibt der Beckenring insgesamt intakt, die Knochen verschieben sich kaum. Solche Brüche sind zwar schmerzhaft, führen aber selten zu schweren Komplikationen.

Instabile Frakturen dagegen können lebensgefährlich sein. Wenn der Beckenring auseinanderbricht und sich verschiebt, besteht die Gefahr, dass innere Organe, Nerven oder große Blutgefäße verletzt werden. In solchen Fällen kann es zu starken inneren Blutungen kommen, die rasch behandelt werden müssen.

Untersuchungen und Diagnosestellung

Um eine Beckenringfraktur sicher zu erkennen, wird meist zuerst eine Röntgenaufnahme gemacht. Damit lässt sich feststellen, ob und wo der Beckenring gebrochen ist. In manchen Fällen sind ergänzende Untersuchungen wie eine Computertomografie (CT) nötig, um die genaue Ausdehnung des Bruchs und eventuelle Verletzungen von Organen oder Gefäßen zu beurteilen.

Gerade bei älteren Menschen oder bei unklaren Beschwerden kann eine gründliche Diagnostik entscheidend sein, um keine Fraktur zu übersehen.

Behandlungsmöglichkeiten bei Beckenringfraktur

Welche Behandlung notwendig ist, richtet sich nach der Art und dem Schweregrad der Fraktur. Stabile Beckenringfrakturen können häufig ohne Operation behandelt werden. Hier steht die Schmerztherapie im Vordergrund, kombiniert mit vorsichtiger Mobilisierung und krankengymnastischer Unterstützung. Ziel ist es, möglichst schnell wieder aufstehen und sich bewegen zu können, um Komplikationen wie Thrombosen oder Lungenentzündungen zu vermeiden.

Bei instabilen Frakturen ist oft eine Operation erforderlich. Dabei werden die gebrochenen Knochen mit Schrauben, Platten oder Drähten fixiert, damit der Beckenring wieder stabil zusammenwachsen kann. In schweren Fällen – etwa bei inneren Blutungen – kann zusätzlich eine Notfallversorgung nötig sein, um das Leben zu retten.

Nach der Behandlung folgt meist eine längere Phase der Rehabilitation, in der Beweglichkeit, Kraft und Selbstständigkeit wiederhergestellt werden. Je nach Alter und Begleiterkrankungen kann der Heilungsprozess unterschiedlich lange dauern.

Ängste und Sorgen rund um die Diagnose

Die Diagnose Beckenringfraktur löst oft große Unsicherheit aus. Viele fragen sich, ob sie wieder richtig gehen können, wie lange die Heilung dauert oder ob bleibende Schäden zurückbleiben. Gerade bei älteren Menschen besteht die Sorge, durch den Bruch dauerhaft auf Hilfe angewiesen zu sein oder die Selbstständigkeit zu verlieren.

Wichtig ist zu wissen, dass die meisten stabilen Frakturen gut verheilen und die Beweglichkeit vollständig wiedererlangt werden kann. Bei schweren, instabilen Brüchen hängt der Verlauf von vielen Faktoren ab – etwa vom allgemeinen Gesundheitszustand, der Schnelligkeit der Behandlung und möglichen Begleiterkrankungen. Die Prognose ist aber oft besser, als zunächst befürchtet.

Worauf während der Heilungsphase achten?

Während der Genesung ist Geduld gefragt. Schonende Bewegung, eine angepasste Schmerztherapie und gezielte Physiotherapie helfen dabei, den Heilungsprozess zu unterstützen. Es ist wichtig, auf Warnzeichen wie zunehmende Schmerzen, Fieber oder Kreislaufprobleme zu achten und diese frühzeitig ärztlich abklären zu lassen.

Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Flüssigkeit und Unterstützung durch das soziale Umfeld tragen dazu bei, Komplikationen zu vermeiden und die Rückkehr in den Alltag zu erleichtern.

Bei Unsicherheiten oder anhaltenden Beschwerden sollte immer ärztlicher Rat eingeholt werden. Mit der richtigen Behandlung und Unterstützung stehen die Chancen gut, nach einer Beckenringfraktur wieder auf die Beine zu kommen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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