Barrett Syndrom – Wie riskant ist die Diagnose?

Barrett Syndrom – Wie riskant ist die Diagnose?

19.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Das Barrett-Syndrom bezeichnet eine krankhafte Veränderung der Schleimhaut in der Speiseröhre, bei der sich das normale Gewebe durch eine spezielle Zellart ersetzt, die eigentlich im Magen vorkommt.

Was passiert bei dieser Veränderung?

Im gesunden Zustand ist die Speiseröhre mit einer widerstandsfähigen Schleimhaut ausgekleidet, die auf den Transport von Nahrung aus dem Mund in den Magen spezialisiert ist. Kommt es jedoch über längere Zeit immer wieder zu einem Rückfluss von Magensäure – etwa bei chronischem Sodbrennen oder einer sogenannten Refluxkrankheit –, kann die Schleimhaut der Speiseröhre geschädigt werden. Der Körper versucht dann, sich zu schützen, indem er die ursprünglichen Zellen durch widerstandsfähigere Zellen ersetzt. Diese neuen Zellen ähneln denen der Magenschleimhaut und sind besser gegen die aggressive Säure gewappnet. Fachleute sprechen in diesem Fall von einer sogenannten Metaplasie – das bedeutet, dass sich Gewebe in eine andere Form umwandelt.

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Warum entsteht das Barrett-Syndrom?

Der häufigste Auslöser ist eine langanhaltende Refluxerkrankung. Dabei gelangt immer wieder Magensäure in die Speiseröhre. Die Schleimhaut wird dadurch gereizt und kann sich entzünden. Im Laufe der Zeit kommt es zu den beschriebenen Umbauprozessen. Übergewicht, bestimmte Ernährungsgewohnheiten, Rauchen und Alkoholkonsum können das Risiko zusätzlich erhöhen. Nicht jeder Mensch mit Sodbrennen entwickelt ein Barrett-Syndrom – doch je länger und ausgeprägter die Beschwerden sind, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit.

Was bedeutet die Diagnose für den Alltag?

Viele Menschen erschrecken, wenn sie in ihrem Befund vom Barrett-Syndrom lesen. Die Bezeichnung klingt ungewohnt und löst oft die Sorge aus, dass eine ernste Erkrankung vorliegt. Tatsächlich handelt es sich um eine gutartige, aber chronische Veränderung der Schleimhaut. Die meisten Betroffenen haben keine Beschwerden, die über das bekannte Sodbrennen hinausgehen. Das Barrett-Syndrom selbst verursacht in der Regel keine Schmerzen oder neuen Symptome. Es ist meist ein Zufallsbefund bei einer Magenspiegelung, die wegen anderer Beschwerden – etwa anhaltendem Sodbrennen – durchgeführt wurde.

Ist das Barrett-Syndrom gefährlich?

Eine der häufigsten Fragen ist, ob das Barrett-Syndrom „schlimm“ ist oder wie riskant diese Veränderung werden kann. Der Grund für die Sorge: Das Barrett-Syndrom gilt als sogenannte Krebsvorstufe. Das bedeutet, dass sich aus den veränderten Zellen in seltenen Fällen ein bösartiger Tumor der Speiseröhre entwickeln kann. Allerdings geschieht das nur bei einem sehr kleinen Teil der Betroffenen. Die meisten Menschen mit Barrett-Syndrom erkranken niemals an Speiseröhrenkrebs. Dennoch ist es wichtig, die Schleimhaut regelmäßig kontrollieren zu lassen, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen.

Wie wird das Barrett-Syndrom festgestellt?

Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine Magenspiegelung, bei der die Schleimhaut der Speiseröhre genau betrachtet und kleine Gewebeproben entnommen werden. Diese Proben untersucht ein Pathologe unter dem Mikroskop, um die typischen Zellveränderungen nachzuweisen. Nur so lässt sich sicher feststellen, ob tatsächlich ein Barrett-Syndrom vorliegt und ob bereits weitere Veränderungen, wie sogenannte Dysplasien, bestehen.

Was tun nach der Diagnose?

Nach der Diagnose ist es wichtig, die Refluxbeschwerden zu behandeln. Ziel ist es, den Rückfluss von Magensäure zu verringern und die Schleimhaut zu schützen. Meist kommen dafür Medikamente zum Einsatz, die die Säureproduktion im Magen hemmen. Sogenannte Protonenpumpenhemmer werden häufig verschrieben. In manchen Fällen kann eine Anpassung der Ernährung oder eine Gewichtsreduktion helfen, die Beschwerden zu lindern. Nur in seltenen Situationen, wenn sich die Schleimhaut weiter verändert oder eine Krebsvorstufe entsteht, werden spezielle endoskopische Therapien oder eine Operation notwendig.

Regelmäßige Kontrolle – warum ist sie so wichtig?

Wer ein Barrett-Syndrom hat, sollte regelmäßig zur Magenspiegelung gehen. So lassen sich Veränderungen der Schleimhaut früh erkennen. Die Abstände zwischen den Untersuchungen legt die behandelnde Ärztin oder der Arzt fest – je nachdem, wie ausgeprägt die Veränderungen sind und ob bereits Zellveränderungen festgestellt wurden. Wird bei den Kontrollen alles stabil gefunden, reicht oft eine Kontrolle alle paar Jahre aus.

Umgang mit Ängsten und Unsicherheiten

Viele Menschen sind beunruhigt, wenn sie vom Barrett-Syndrom erfahren. Die Angst vor einer Krebserkrankung steht dabei oft im Vordergrund. Es hilft, sich klarzumachen: Die Wahrscheinlichkeit, dass aus einem Barrett-Syndrom tatsächlich Krebs entsteht, ist sehr gering. Durch die regelmäßigen Kontrollen kann im Fall von auffälligen Veränderungen frühzeitig eingegriffen werden. Ein gesunder Lebensstil, der Verzicht auf Rauchen und Alkohol sowie das Vermeiden von Übergewicht helfen zusätzlich, das Risiko weiter zu senken.

Das Barrett-Syndrom ist eine häufige, meist gutartige Veränderung bei Menschen mit chronischem Sodbrennen. Mit einer gezielten Behandlung der Reflux-Beschwerden und regelmäßigen Kontrollen lässt sich das Risiko für Komplikationen deutlich reduzieren.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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