Baastrup Phänomen – Harmlos oder schmerzhaft?

Baastrup Phänomen – Harmlos oder schmerzhaft?

19.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was ist das Baastrup-Phänomen?

Das Baastrup-Phänomen beschreibt eine spezielle Veränderung an der Wirbelsäule, bei der sich die Dornfortsätze – das sind die kleinen, gut tastbaren Knochenvorsprünge auf der Rückseite der Wirbelsäule – benachbarter Wirbelkörper berühren oder sogar aneinander reiben. Diese Situation wird auch als „Kissing Spine“ bezeichnet, weil die Knochen quasi „sich küssen“. Meistens ist der untere Bereich der Lendenwirbelsäule betroffen.

Wie kommt es zum Baastrup-Phänomen?

Im Normalfall liegen zwischen den Dornfortsätzen kleine Abstände, sodass sie sich bei Bewegungen der Wirbelsäule nicht berühren. Durch bestimmte Belastungen, altersbedingte Veränderungen oder eine verstärkte Hohlkreuzhaltung kann es jedoch dazu kommen, dass sich diese Knochenfortsätze annähern. Mit der Zeit können sie so dicht aneinander geraten, dass sie bei Bewegung gegeneinander stoßen.

Diese wiederholte Reibung kann zu kleinen Veränderungen an den Knochen führen. Es entstehen Verdickungen, manchmal auch kleine Zysten oder Veränderungen an den angrenzenden Weichteilen. Besonders häufig tritt das Baastrup-Phänomen bei älteren Menschen auf, manchmal aber auch bei Sportlerinnen und Sportlern, die ihre Wirbelsäule stark beanspruchen.

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Welche Beschwerden können auftreten?

Nicht immer verursacht das Baastrup-Phänomen direkt Beschwerden. Viele Menschen merken gar nichts davon und die Veränderung wird zufällig im Rahmen einer Röntgenaufnahme oder Kernspintomografie entdeckt. Es gibt aber auch Fälle, in denen das Aneinanderreiben der Dornfortsätze Schmerzen im unteren Rücken auslöst. Diese Schmerzen verstärken sich oft beim Zurückbeugen (Streckung) der Wirbelsäule und lassen nach, wenn die Wirbelsäule nach vorne gebeugt wird.

Manchmal berichten Betroffene über einen dumpfen, lokalen Schmerz im Bereich der betroffenen Wirbelsäulensegmente. In seltenen Fällen können auch gereizte Schleimbeutel oder kleine Entzündungen im Bereich der Dornfortsätze für zusätzliche Beschwerden sorgen.

Ist das Baastrup-Phänomen gefährlich?

Das Baastrup-Phänomen selbst gilt nicht als gefährliche Erkrankung. Viele Menschen leben jahrelang damit, ohne je Probleme zu bekommen. Die Veränderungen an den Dornfortsätzen führen in der Regel nicht zu bleibenden Schäden an Nerven oder Rückenmark. Dennoch können wiederkehrende Rückenschmerzen oder Bewegungseinschränkungen im Alltag als belastend empfunden werden.

Die größte Sorge vieler Betroffener ist, dass sich hinter den Rückenschmerzen eine schwerwiegende Ursache verbirgt. Beim Baastrup-Phänomen handelt es sich jedoch um eine gutartige, meist altersbedingte Veränderung. Nur in seltenen Fällen entwickelt sich daraus eine stärkere Entzündung oder eine ausgeprägte Schleimbeutelreizung, die gezielt behandelt werden muss.

Wie wird das Baastrup-Phänomen festgestellt?

Die Diagnose erfolgt in der Regel durch bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen oder eine Magnetresonanztomografie (MRT). Auf den Bildern ist oft zu erkennen, dass sich die Dornfortsätze zweier benachbarter Wirbelkörper berühren oder verdickt sind. Manchmal sieht man auch kleine Veränderungen an den angrenzenden Weichteilen, etwa Schleimbeutel.

Wichtig ist, dass die Ärztin oder der Arzt genau prüft, ob die Beschwerden tatsächlich vom Baastrup-Phänomen stammen oder ob andere Ursachen für die Rückenschmerzen infrage kommen. Nicht selten liegen mehrere Veränderungen gleichzeitig vor, etwa Bandscheibenvorfälle oder Verschleißerscheinungen an den kleinen Wirbelgelenken.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Behandlung richtet sich vor allem danach, wie stark die Beschwerden sind. Wenn keine oder nur leichte Schmerzen bestehen, ist meist keine spezielle Therapie notwendig. Viele Menschen profitieren bereits von gezielten physiotherapeutischen Übungen, die die Rückenmuskulatur stärken und die Beweglichkeit der Wirbelsäule fördern. Auch das Erlernen rückenschonender Bewegungsabläufe kann helfen, die Belastung auf die Dornfortsätze zu verringern.

Bei ausgeprägteren Schmerzen kommen manchmal schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz. In bestimmten Fällen kann eine Injektion von Kortison an die gereizte Stelle für Linderung sorgen. Nur sehr selten – etwa wenn die Schmerzen dauerhaft stark bleiben und andere Maßnahmen nicht helfen – wird ein operativer Eingriff in Erwägung gezogen. Dabei kann ein Teil des Dornfortsatzes entfernt werden, um das Aneinanderstoßen zu verhindern.

Worauf im Alltag achten?

Wer vom Baastrup-Phänomen betroffen ist, muss in der Regel keine großen Einschränkungen fürchten. Es lohnt sich jedoch, auf eine gesunde Körperhaltung und ausreichend Bewegung zu achten. Besonders Übungen, die die Rumpfmuskulatur kräftigen und die Wirbelsäule beweglich halten, können das Risiko für Schmerzen verringern. Übermäßiges Hohlkreuz oder langes Stehen in ungünstiger Haltung sollten möglichst vermieden werden.

Eine regelmäßige Kontrolle durch die behandelnde Ärztin oder den behandelnden Arzt ist sinnvoll, wenn wiederholt Rückenschmerzen auftreten oder sich die Beschwerden verändern. So lässt sich frühzeitig erkennen, ob weitere Maßnahmen nötig sind oder andere Ursachen für die Beschwerden vorliegen.

Das Baastrup-Phänomen ist also meist eine harmlose, altersbedingte Veränderung an der Wirbelsäule, die nur selten zu ernsten Problemen führt. Mit gezielten Übungen und einem bewussten Umgang mit dem Rücken lassen sich Beschwerden in den meisten Fällen gut in den Griff bekommen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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