Aufdosierung – Schritt für Schritt sicher zur richtigen Dosis

Aufdosierung – Schritt für Schritt sicher zur richtigen Dosis

27.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Aufdosierung bedeutet, dass die Dosis eines Medikaments schrittweise erhöht wird, bis die gewünschte Wirkung erreicht ist oder die individuell passende Menge gefunden wurde.

Schrittweise zur richtigen Medikamentenmenge

In vielen Arztbriefen oder Therapieplänen taucht der Begriff Aufdosierung auf – meist im Zusammenhang mit Medikamenten, die langsam eingeschlichen werden sollen. Gemeint ist damit, dass nicht sofort mit der vollen Wirkstoffmenge begonnen wird. Stattdessen startet die Behandlung mit einer niedrigen Dosis, die dann über Tage oder Wochen nach einem festen Plan gesteigert wird. Ziel ist es, Nebenwirkungen möglichst gering zu halten und den Körper an das Medikament zu gewöhnen.

Gerade bei bestimmten Arzneimitteln – beispielsweise bei Antidepressiva, Schilddrüsenmedikamenten, Blutdrucksenkern oder auch bei einigen Schmerzmitteln – ist dieses Vorgehen üblich. Auch bei Insulin oder bestimmten Medikamenten gegen Epilepsie wird oft eine Aufdosierung empfohlen. Die genaue Geschwindigkeit und die jeweiligen Zwischenschritte legt die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt individuell fest.

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Warum wird nicht gleich die volle Dosis gegeben?

Viele Medikamente entfalten ihre Wirkung erst nach und nach. Würde man sofort mit der Enddosis beginnen, könnten unerwünschte Nebenwirkungen auftreten oder der Körper würde mit zu starken Reaktionen reagieren. Durch das langsame Steigern kann beobachtet werden, wie die Verträglichkeit ist und ob sich bereits eine Wirkung zeigt. So lässt sich auch erkennen, ab welcher Menge eventuelle Beschwerden wie Schwindel, Übelkeit oder Unwohlsein auftreten.

Außerdem gibt es Menschen, die besonders empfindlich auf manche Wirkstoffe reagieren. Mit einer Aufdosierung bleibt genügend Zeit, um bei Problemen rechtzeitig gegenzusteuern, die Dosis anzupassen oder das Medikament zu wechseln. Besonders bei älteren Menschen oder bei Vorerkrankungen ist das schrittweise Vorgehen wichtig.

Wie läuft eine Aufdosierung ab?

Meist gibt es einen festen Plan, der mitgegeben wird. Zum Beispiel kann es heißen: „Start mit einer halben Tablette täglich, nach einer Woche Steigerung auf eine Tablette, nach weiteren sieben Tagen auf zwei Tabletten.“ Die Intervalle und Schritte hängen vom Medikament und von der individuellen Situation ab. Oft finden in dieser Zeit regelmäßige Kontrollen statt – entweder durch Gespräche, Blutuntersuchungen oder das Beobachten bestimmter Werte.

Manche Medikamente müssen besonders langsam aufdosiert werden, weil sie sonst zu gefährlichen Nebenwirkungen führen könnten. Andere können etwas zügiger gesteigert werden. Wichtig ist, sich genau an die Vorgaben zu halten und nicht eigenmächtig schneller oder langsamer vorzugehen.

Was tun bei Unsicherheiten oder Beschwerden?

Während einer Aufdosierung können unterschiedliche Reaktionen auftreten. Manche merken gar nichts, andere spüren leichte Veränderungen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Unwohlsein. Treten stärkere Beschwerden auf, sollte das immer mit der Ärztin oder dem Arzt besprochen werden. In der Regel kann dann die Dosis angepasst oder das weitere Vorgehen verändert werden.

Unsicherheiten sind gerade zu Beginn einer neuen Therapie ganz normal. Viele fragen sich, ob die langsame Steigerung wirklich nötig ist oder ob sie etwas falsch machen könnten. Hier hilft es, sich an den Plan zu halten und bei Fragen oder Problemen frühzeitig nachzufragen. Auch Hausärztinnen und Hausärzte können unterstützen, falls Unsicherheiten bestehen.

Wann ist eine Aufdosierung besonders wichtig?

Nicht bei jedem Medikament ist eine Aufdosierung nötig. Bei vielen Arzneimitteln kann direkt mit der empfohlenen Menge gestartet werden. Immer dann, wenn die Verträglichkeit im Vordergrund steht oder Nebenwirkungen gefürchtet werden, ist das schrittweise Vorgehen aber sinnvoll. Das gilt besonders bei Medikamenten, die auf das zentrale Nervensystem wirken, bei Hormonpräparaten oder bei Mitteln, die den Kreislauf beeinflussen.

In manchen Fällen kann es auch sein, dass nach einer Aufdosierung wieder eine Reduktion – also eine sogenannte „Abdosierung“ – stattfindet, etwa wenn Nebenwirkungen auftreten oder die gewünschte Wirkung bereits bei einer niedrigeren Dosis erreicht wird.

Was bedeutet das für den Alltag?

Eine Aufdosierung erfordert Geduld und Aufmerksamkeit. Die Wirkung eines Medikaments zeigt sich oft erst nach einigen Tagen oder Wochen. Es ist wichtig, die Einnahme nicht eigenmächtig zu verändern und Rückmeldungen über das eigene Befinden zu geben. So kann gemeinsam mit der behandelnden Fachperson die optimale Dosierung gefunden werden.

Manchmal kann es frustrierend sein, wenn die Beschwerden nicht sofort besser werden. Doch das langsame Vorgehen dient dem Schutz und soll verhindern, dass unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Mit etwas Geduld lässt sich meist die individuell passende Dosis finden, die gut vertragen wird und die gewünschte Wirkung entfaltet.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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