Assimilationsgelenk und seine Folgen

Assimilationsgelenk und seine Folgen

25.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was ist ein Assimilationsgelenk?

Ein Assimilationsgelenk bezeichnet in der Medizin eine seltene, angeborene Verbindung zwischen zwei normalerweise getrennten Knochen, bei der sich diese Knochen teilweise oder vollständig miteinander verbinden. Der Begriff leitet sich vom lateinischen „assimilare“ ab, was so viel wie „angleichen“ oder „vereinigen“ bedeutet. Gemeint ist damit, dass sich zwei benachbarte Knochen so miteinander verbinden, dass sie wie ein einziger Knochen erscheinen – häufig betrifft das die Wirbelsäule und den Schädel.

Wo kommt das Assimilationsgelenk vor?

Am bekanntesten ist das Assimilationsgelenk im Bereich des Übergangs zwischen Schädelbasis und oberster Halswirbelsäule. Normalerweise sind der erste Halswirbel (Atlas) und der Schädelknochen (Os occipitale) durch ein Gelenk getrennt. Bei einer sogenannten „Assimilation des Atlas“ verschmelzen diese beiden Knochen teilweise oder vollständig miteinander. Dadurch ist die Beweglichkeit an dieser Stelle eingeschränkt oder sogar aufgehoben. Auch in anderen Bereichen der Wirbelsäule oder an Übergängen zwischen Wirbeln können ähnliche Verschmelzungen auftreten, wobei der Begriff „Assimilationsgelenk“ meist für die Verbindung zwischen Atlas und Schädel verwendet wird.

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Wie entsteht ein Assimilationsgelenk?

Die Ursache für ein Assimilationsgelenk liegt in einer Entwicklungsstörung während der Embryonalzeit. In dieser Phase bilden sich die einzelnen Knochenanlagen aus dem sogenannten Mesenchym, einem frühen Bindegewebe. Kommt es dabei zu einer Störung, können sich die Anlagen von benachbarten Knochen nicht richtig voneinander trennen. Als Folge entsteht eine knöcherne Verbindung, wo eigentlich ein Gelenk mit Beweglichkeit vorgesehen wäre. Das Assimilationsgelenk ist also keine erworbene Veränderung, sondern von Geburt an vorhanden.

Welche Bedeutung hat ein Assimilationsgelenk?

Ob ein Assimilationsgelenk Beschwerden verursacht, hängt stark davon ab, wie ausgeprägt die knöcherne Verbindung ist und an welcher Stelle sie auftritt. Viele Menschen mit einer solchen Verschmelzung bemerken zeitlebens keine Probleme, weil die Beweglichkeit an der betroffenen Stelle ohnehin nur gering eingeschränkt ist oder andere Gelenke die Funktion ausgleichen. In manchen Fällen kann es jedoch zu einer verminderten Beweglichkeit, Verspannungen oder Kopfschmerzen kommen, wenn der Übergang zwischen Kopf und Halswirbelsäule betroffen ist.

Selten kann ein Assimilationsgelenk auch zu einer Fehlstellung der Wirbelsäule führen oder die Nervenbahnen in diesem Bereich einengen. Das Risiko für Beschwerden steigt, wenn zusätzlich andere Veränderungen an der Wirbelsäule vorliegen oder es im Laufe des Lebens zu Verschleißerscheinungen kommt.

Wie wird ein Assimilationsgelenk festgestellt?

Meist fällt ein Assimilationsgelenk zufällig auf, zum Beispiel bei einer Röntgenaufnahme oder einer MRT-Untersuchung der Halswirbelsäule. Die verschmolzenen Knochen sind dann als durchgehende Struktur zu erkennen, wo normalerweise ein Gelenkspalt zu sehen wäre. In manchen Fällen suchen Menschen wegen wiederkehrender Nackenbeschwerden, Kopfschmerzen oder Bewegungseinschränkungen einen Arzt auf – dann kann die Diagnose gezielt gestellt werden.

Muss ein Assimilationsgelenk behandelt werden?

Eine Behandlung ist nur dann notwendig, wenn tatsächlich Beschwerden auftreten, die eindeutig auf das Assimilationsgelenk zurückzuführen sind. In den meisten Fällen bleibt die Veränderung beschwerdefrei und erfordert keine Therapie. Kommt es zu Verspannungen, Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen, können physiotherapeutische Maßnahmen helfen, die umliegende Muskulatur zu stärken und die Beweglichkeit an den benachbarten Gelenken zu erhalten. Nur in sehr seltenen Fällen, wenn es zu einer deutlichen Einengung von Nervenstrukturen oder einer Instabilität kommt, kann eine operative Behandlung in Erwägung gezogen werden.

Was bedeutet das für den Alltag?

Wer ein Assimilationsgelenk hat, muss meist keine besonderen Einschränkungen im Alltag befürchten. Die meisten Menschen leben damit problemlos, ohne jemals davon zu erfahren. Falls Beschwerden auftreten, ist es sinnvoll, auf eine gesunde Körperhaltung und ausreichend Bewegung zu achten. Bei sportlichen Aktivitäten oder körperlicher Arbeit ist keine spezielle Vorsicht nötig, solange keine Beschwerden bestehen. Sollte es jedoch wiederholt zu Nackenverspannungen, Kopfschmerzen oder Bewegungseinschränkungen kommen, empfiehlt sich eine ärztliche Abklärung, um die Ursache zu klären und gegebenenfalls eine geeignete Behandlung einzuleiten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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