Anterolisthese – Wenn Wirbel verrutschen

Anterolisthese – Wenn Wirbel verrutschen

03.07.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Anterolisthese beschreibt das nach vorn Gleiten eines Wirbelkörpers im Vergleich zum darunterliegenden Wirbel, meist in der Lenden- oder Halswirbelsäule. Das bedeutet, ein Wirbel verschiebt sich aus seiner normalen Position und ragt weiter nach vorne als gewöhnlich.

Wie entsteht eine Anterolisthese?

Diese Verschiebung entsteht oft durch Abnutzung, Verletzungen oder angeborene Veränderungen an der Wirbelsäule. Häufig sind altersbedingte Verschleißerscheinungen, sogenannte Degenerationen, der Grund. Die Bandscheiben und kleinen Wirbelgelenke verlieren im Lauf der Jahre an Stabilität, sodass ein Wirbelkörper leichter verrutschen kann. In manchen Fällen führen Unfälle, Stürze oder starke Belastungen dazu, dass Bänder oder Knochenstrukturen nachgeben. Auch angeborene Fehlbildungen oder frühere Operationen an der Wirbelsäule können eine Rolle spielen.

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Beschwerden und Symptome

Nicht jede Anterolisthese verursacht direkt Beschwerden. Viele Menschen bemerken lange Zeit nichts von der Verschiebung. Erst wenn Nerven gereizt oder eingeengt werden, treten typische Symptome auf. Dazu zählen Rückenschmerzen, die oft in die Beine oder Arme ausstrahlen können, je nachdem, welcher Abschnitt der Wirbelsäule betroffen ist. Es kann zu Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder sogar Muskelschwäche kommen. In schweren Fällen berichten Betroffene über Unsicherheit beim Gehen oder Schwierigkeiten, längere Strecken zu laufen.

Manchmal treten die Schmerzen nur bei bestimmten Bewegungen oder Belastungen auf, etwa beim Bücken, Heben oder längeren Sitzen. Bei einer starken Verschiebung kann sich die Körperhaltung verändern, was zusätzlich zu Verspannungen und Beschwerden führen kann.

Ist eine Anterolisthese gefährlich?

Viele Menschen fragen sich, ob eine solche Wirbelverschiebung gefährlich ist. Grundsätzlich hängt das Risiko von der Ausprägung und den Beschwerden ab. Leichte Formen bleiben oft unbemerkt und müssen nicht zwingend behandelt werden. Kritisch wird es, wenn Nerven stark eingeengt werden oder Lähmungserscheinungen auftreten. Dann ist eine rasche ärztliche Abklärung wichtig, um Folgeschäden zu vermeiden.

Angst vor einer dauerhaften Schädigung ist verständlich, doch in den meisten Fällen lässt sich mit gezielter Therapie eine deutliche Besserung erzielen. Nur selten führt eine Anterolisthese zu bleibenden Einschränkungen, wenn sie rechtzeitig erkannt und behandelt wird.

Untersuchungen und Diagnose

Um eine Anterolisthese festzustellen, werden meist bildgebende Verfahren eingesetzt. Ein Röntgenbild zeigt, wie weit der Wirbel nach vorne gerutscht ist. In manchen Fällen ist eine Magnetresonanztomografie (MRT) sinnvoll, um zu prüfen, ob Nerven oder das Rückenmark betroffen sind. Auch die genaue Ausprägung – also wie stark der Wirbel verschoben ist – lässt sich so gut beurteilen.

Ärztinnen und Ärzte achten dabei besonders auf Anzeichen einer Nervenbeteiligung, etwa Taubheitsgefühle oder Muskelschwäche. Je nach Befund wird gemeinsam über das weitere Vorgehen entschieden.

Behandlungsmöglichkeiten bei Anterolisthese

Die Therapie richtet sich nach den Beschwerden und dem Ausmaß der Verschiebung. In vielen Fällen reichen konservative Maßnahmen aus. Das bedeutet: gezielte Physiotherapie, Rückenschule und Übungen zur Stärkung der Muskulatur. Schmerzmittel oder entzündungshemmende Medikamente können helfen, akute Beschwerden zu lindern. Auch Wärmeanwendungen oder spezielle Bandagen kommen manchmal zum Einsatz.

Bei stärkeren Beschwerden, vor allem wenn Nerven eingeklemmt sind, kann eine Injektionstherapie mit entzündungshemmenden Mitteln sinnvoll sein. Nur wenn die Verschiebung sehr ausgeprägt ist oder Lähmungen auftreten, wird über eine Operation nachgedacht. Ziel eines Eingriffs ist es, die Wirbelsäule wieder zu stabilisieren und den Druck auf die Nerven zu beseitigen. Die Entscheidung für oder gegen eine Operation wird immer individuell und nach sorgfältiger Abwägung getroffen.

Leben mit einer Anterolisthese

Mit der richtigen Behandlung und einigen Anpassungen im Alltag lässt sich meist gut mit einer Anterolisthese leben. Wichtig ist, die Rückenmuskulatur zu stärken, Überlastungen zu vermeiden und auf eine rückenschonende Haltung zu achten. Regelmäßige Bewegung, angepasst an die persönlichen Möglichkeiten, hilft, die Wirbelsäule zu stabilisieren und Beschwerden vorzubeugen.

Sollten neue oder stärkere Symptome auftreten, empfiehlt es sich, zeitnah ärztlichen Rat einzuholen. So lässt sich verhindern, dass die Verschiebung weiter fortschreitet oder Komplikationen entstehen. In vielen Fällen gelingt es, die Lebensqualität trotz Anterolisthese weitgehend zu erhalten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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