Anamnestisch: Erklärung für Patienten

Anamnestisch: Erklärung für Patienten

10.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was bedeutet „anamnestisch“?

Der Begriff „anamnestisch“ beschreibt in der Medizin alles, was sich aus der sogenannten Anamnese ergibt – also aus den Informationen, die im Gespräch zwischen Ärztin oder Arzt und Patient über die Vorgeschichte, Beschwerden und Lebensumstände gesammelt werden. Wenn in einem Befund oder Arztbrief steht, dass etwas „anamnestisch“ festgestellt wurde, bedeutet das: Die Aussage oder Feststellung beruht auf den Angaben der Person selbst, nicht auf Untersuchungen, Laborwerten oder bildgebenden Verfahren.

Die Rolle der Anamnese im medizinischen Alltag

Die Anamnese ist ein zentrales Element jeder ärztlichen Untersuchung. Hierbei wird gezielt nach Symptomen, bisherigen Erkrankungen, familiären Risiken, Medikamenteneinnahme oder Alltagsgewohnheiten gefragt. All diese Informationen helfen, ein umfassendes Bild zu bekommen und die richtige Richtung für weitere Diagnostik oder Behandlung einzuschlagen.

Wenn im Arztbrief zum Beispiel steht: „Anamnestisch keine Allergien bekannt“, heißt das, dass im Gespräch keine Allergien angegeben wurden. Es wurde also nicht durch einen Test überprüft, sondern basiert auf den eigenen Angaben. Ebenso kann es heißen: „Anamnestisch unauffällig“ – das deutet darauf hin, dass im Gespräch keine besonderen Auffälligkeiten oder Beschwerden berichtet wurden.

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Was bedeutet „anamnestisch“ für die eigene Gesundheit?

Eine anamnestische Angabe ist immer subjektiv, weil sie auf den persönlichen Informationen beruht. Das bedeutet, dass sie von der eigenen Wahrnehmung, Erinnerung und dem Wissen über die eigene Gesundheit abhängt. Manchmal werden Beschwerden vergessen, falsch erinnert oder nicht als wichtig eingeschätzt. Deshalb ist es für die medizinische Beurteilung wichtig, dass die Anamnese möglichst vollständig und ehrlich geführt wird.

Oft ist der Begriff „anamnestisch“ im Zusammenhang mit anderen Untersuchungen zu finden. Zum Beispiel: „Anamnestisch kein Sturzereignis, klinisch jedoch Hämatome am Arm.“ Hier wird deutlich gemacht, dass laut Gespräch kein Sturz passiert ist, aber bei der Untersuchung dennoch Blutergüsse gefunden wurden.

Warum wird „anamnestisch“ überhaupt erwähnt?

Der Hinweis „anamnestisch“ schafft Klarheit darüber, woher eine Information stammt. So lässt sich unterscheiden, ob eine Diagnose, ein Symptom oder ein Befund auf eigenen Angaben, auf ärztlicher Untersuchung oder auf technischen Messungen basiert. Das ist besonders dann wichtig, wenn es zu Widersprüchen kommt – etwa wenn jemand Schmerzen schildert, aber bildgebende Verfahren keinen Befund zeigen, oder umgekehrt.

Auch in rechtlichen oder versicherungsbezogenen Fragen spielt die genaue Herkunft einer Angabe eine Rolle. Wird beispielsweise eine Erkrankung „anamnestisch“ dokumentiert, ist damit festgehalten, dass sie nicht objektiv nachgewiesen wurde, sondern auf der Erzählung beruht.

Typische Beispiele aus Arztbriefen

Immer wieder taucht der Begriff „anamnestisch“ in Arztbriefen, Befunden oder Entlassungsberichten auf. Zum Beispiel: „Anamnestisch Hypertonie“ bedeutet, dass im Gespräch Bluthochdruck angegeben wurde, auch wenn zum Zeitpunkt der Untersuchung keine erhöhten Werte gemessen wurden. Oder: „Anamnestisch Nikotinkonsum“ – das weist darauf hin, dass Rauchen im Gespräch erwähnt wurde.

Manchmal wird auch von einer „unauffälligen Anamnese“ gesprochen, was bedeutet, dass im Gespräch keine besonderen Vorerkrankungen oder Risikofaktoren zur Sprache kamen.

Was tun, wenn Unsicherheiten bestehen?

Es kann vorkommen, dass nach dem Lesen eines Arztbriefs Unsicherheit bleibt, was mit „anamnestisch“ gemeint ist. Gerade wenn sich daraus eine wichtige Information für die weitere Behandlung ergibt, lohnt es sich, beim nächsten Arztbesuch nachzufragen. Es ist immer möglich, Angaben zu ergänzen oder zu korrigieren, falls im Gespräch etwas vergessen wurde.

Der Begriff „anamnestisch“ ist also ein Hinweis auf die Quelle der Information – er sagt nichts darüber aus, ob diese Information richtig oder falsch ist, sondern nur, dass sie aus dem Gespräch stammt. In Kombination mit anderen Untersuchungen ergibt sich ein vollständiges Bild, das für die weitere medizinische Einschätzung entscheidend ist.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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