Abstoßungsreaktion nach Transplantation

Abstoßungsreaktion nach Transplantation

23.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Eine Abstoßungsreaktion bezeichnet in der Medizin die Reaktion des Körpers, wenn das Immunsystem fremdes Gewebe – zum Beispiel nach einer Organ- oder Gewebetransplantation – angreift und zu zerstören versucht. Das passiert, weil das Immunsystem das transplantierte Organ oder Gewebe als „fremd“ erkennt und sich dagegen richtet, ähnlich wie bei Krankheitserregern.

Wie entsteht eine Abstoßungsreaktion?

Das Immunsystem ist darauf programmiert, alles zu bekämpfen, was nicht zum eigenen Körper gehört. Bei einer Transplantation – etwa einer Niere, Leber oder eines Herzens – stammt das neue Organ von einem anderen Menschen. Die Zellen auf der Oberfläche des Organs tragen spezielle Erkennungsmerkmale, die sogenannten Antigene. Stimmen diese nicht mit den eigenen überein, erkennt das Immunsystem sie als fremd.

Daraufhin werden Abwehrzellen aktiviert, die das neue Gewebe angreifen. Es kommt zu Entzündungen, die Funktion des Organs kann beeinträchtigt werden, im schlimmsten Fall wird es zerstört. Auch bei Transplantationen von Haut, Knochenmark oder anderen Geweben kann eine solche Reaktion auftreten.

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Verschiedene Formen der Abstoßung

Eine Abstoßungsreaktion kann unterschiedlich schnell und unterschiedlich stark verlaufen. Mediziner unterscheiden dabei zwischen einer akuten, einer chronischen und einer sogenannten hyperakuten Abstoßung.

Die akute Abstoßung tritt meist innerhalb der ersten Wochen oder Monate nach der Transplantation auf. Sie äußert sich oft durch eine plötzliche Verschlechterung der Organfunktion. Eine chronische Abstoßung entwickelt sich dagegen langsam über Monate oder Jahre. Das Organ arbeitet dabei immer schlechter, weil das Immunsystem es schrittweise schädigt. Die hyperakute Abstoßung ist sehr selten und beginnt schon wenige Minuten bis Stunden nach der Transplantation – meist, weil das Immunsystem bereits vorgebildete Antikörper gegen das neue Organ besitzt.

Woran lässt sich eine Abstoßungsreaktion erkennen?

Die Anzeichen hängen davon ab, welches Organ transplantiert wurde. Bei einer Nierentransplantation kann es zum Beispiel zu weniger Urin, Wassereinlagerungen oder erhöhten Blutwerten kommen. Nach einer Herztransplantation können Schwäche, Kurzatmigkeit oder Herzrhythmusstörungen auftreten. Häufig sind auch allgemeine Symptome wie Fieber, Unwohlsein oder Schmerzen im Bereich des transplantierten Organs zu beobachten.

Gerade in der ersten Zeit nach der Transplantation werden Betroffene engmaschig überwacht. Blutuntersuchungen, Ultraschall und andere Kontrollen helfen dabei, eine Abstoßung möglichst früh zu erkennen und zu behandeln.

Ist eine Abstoßungsreaktion gefährlich?

Die Sorge vor einer Abstoßungsreaktion begleitet viele Menschen nach einer Transplantation. Tatsächlich kann eine unbehandelte Abstoßung das neue Organ stark schädigen oder sogar zerstören. Allerdings gibt es heute wirksame Möglichkeiten, das Risiko zu senken und eine beginnende Abstoßung zu behandeln.

Die meisten Menschen erhalten nach der Transplantation sogenannte Immunsuppressiva – Medikamente, die das Immunsystem gezielt dämpfen. So wird die Abwehrreaktion gegen das neue Organ abgeschwächt. Diese Medikamente müssen meist lebenslang eingenommen werden. Trotzdem kann es in manchen Fällen zu einer Abstoßungsreaktion kommen, etwa wenn die Dosierung nicht ausreicht, Medikamente vergessen werden oder das Immunsystem besonders aktiv ist.

Mit regelmäßigen Kontrollen und einer guten Zusammenarbeit zwischen Patient und Ärzteteam lassen sich viele Abstoßungsreaktionen früh erkennen und behandeln. In den meisten Fällen kann das transplantierte Organ erhalten werden, wenn rechtzeitig eingegriffen wird.

Was passiert bei einer Behandlung?

Kommt es zu einer Abstoßungsreaktion, wird meist die Dosis der Immunsuppressiva angepasst oder vorübergehend verstärkt. Manchmal kommen zusätzliche Medikamente zum Einsatz, um die Entzündung zu stoppen. In seltenen Fällen, wenn das Organ trotz aller Maßnahmen weiter geschädigt wird, kann eine erneute Transplantation notwendig werden.

Wichtig ist, die Medikamente immer wie verordnet einzunehmen und Kontrolltermine wahrzunehmen. Auch scheinbar harmlose Infekte oder andere Erkrankungen können das Immunsystem beeinflussen und das Risiko für eine Abstoßungsreaktion erhöhen. Deshalb ist eine enge Abstimmung mit dem Behandlungsteam entscheidend.

Leben mit dem Risiko einer Abstoßungsreaktion

Das Wissen um die Möglichkeit einer Abstoßungsreaktion kann verunsichern. Es ist jedoch hilfreich zu wissen, dass die medizinische Überwachung und die heutigen Therapien das Risiko deutlich verringern. Viele Menschen leben nach einer Transplantation über viele Jahre mit einem gut funktionierenden Organ.

Einige einfache Verhaltensregeln helfen zusätzlich: Medikamente regelmäßig einnehmen, Warnzeichen des Körpers ernst nehmen und bei Unsicherheiten frühzeitig ärztlichen Rat suchen. So lässt sich das Risiko einer Abstoßungsreaktion weiter minimieren und die Lebensqualität nach einer Transplantation erhalten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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