Meyerding Grad bei Wirbelverschiebung

Meyerding Grad bei Wirbelverschiebung

08.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was bedeutet Meyerding Grad?

Der Meyerding Grad ist eine Einteilung, mit der das Ausmaß einer Wirbelverschiebung (Spondylolisthesis) in der Wirbelsäule beschrieben wird. Konkret gibt der Meyerding Grad an, wie weit ein Wirbelkörper nach vorne gegenüber dem darunterliegenden Wirbel verrutscht ist.

Wie funktioniert diese Einteilung?

Die Skala nach Meyerding unterteilt die Verschiebung des Wirbels in verschiedene Grade – von Grad 1 (leichte Verschiebung) bis Grad 4 (schwere Verschiebung). Die Einteilung erfolgt anhand von Röntgenbildern oder anderen bildgebenden Verfahren. Dabei wird gemessen, wie viel Prozent der Wirbelfläche nach vorne verschoben sind. Grad 1 steht für eine geringe Verschiebung bis zu 25 Prozent, Grad 2 für 26 bis 50 Prozent, Grad 3 für 51 bis 75 Prozent und Grad 4 für 76 bis 100 Prozent. In sehr seltenen Fällen kann es sogar zu einer vollständigen Verschiebung kommen, die dann als Grad 5 (Spondyloptose) bezeichnet wird.

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Wann wird der Meyerding Grad verwendet?

Diese Einteilung kommt immer dann zum Einsatz, wenn ein Arzt oder eine Ärztin eine Spondylolisthesis festgestellt hat. Das ist eine Erkrankung, bei der ein Wirbelkörper nach vorne gleitet und dadurch die normale Ausrichtung der Wirbelsäule verändert. Die Angabe des Meyerding Grads hilft, das Ausmaß der Verschiebung genau zu dokumentieren und die weitere Behandlung zu planen.

Gerade in Befunden, Arztbriefen oder nach einer Wirbelsäulenuntersuchung taucht der Begriff häufig auf. Zum Beispiel steht dort: „Spondylolisthesis L5/S1, Meyerding Grad 2.“ Damit ist gemeint, dass der fünfte Lendenwirbel (L5) gegenüber dem ersten Kreuzbeinwirbel (S1) um 26 bis 50 Prozent nach vorne verschoben ist.

Was bedeutet das für den Rücken?

Eine Wirbelverschiebung kann unterschiedlich starke Beschwerden verursachen – je nachdem, wie ausgeprägt sie ist. Bei einem niedrigen Meyerding Grad (Grad 1 oder 2) bemerken viele Menschen kaum oder nur gelegentlich Rückenschmerzen. Oft bleibt die Verschiebung sogar lange unentdeckt. Erst wenn der Grad höher ist, also eine stärkere Verschiebung besteht, können die Symptome zunehmen. Typisch sind dann Rückenschmerzen, Verspannungen oder sogar ausstrahlende Schmerzen in die Beine, wenn Nerven eingeengt werden.

Die Schwere der Beschwerden hängt allerdings nicht immer direkt vom Meyerding Grad ab. Es gibt Menschen mit einem höheren Grad, die wenig Probleme haben, und andere mit einer leichten Verschiebung, die deutliche Beschwerden spüren. Entscheidend ist, ob Nerven betroffen sind, wie beweglich die Wirbelsäule insgesamt ist und welche Begleitfaktoren vorliegen.

Ist ein hoher Meyerding Grad gefährlich?

Viele fragen sich, ob eine hohe Einteilung nach Meyerding automatisch etwas Schlimmes bedeutet. Grundsätzlich gilt: Je höher der Grad, desto größer ist die Verschiebung und damit das Risiko für Beschwerden oder Komplikationen. Besonders bei Grad 3 oder 4 kann es zu einer deutlichen Instabilität im betroffenen Wirbelsäulenabschnitt kommen. Wenn Nerven eingeengt werden, drohen Taubheitsgefühle, Kribbeln oder sogar Lähmungserscheinungen in den Beinen.

Trotzdem bedeutet ein hoher Meyerding Grad nicht zwangsläufig, dass sofort eine Operation nötig ist. Die Behandlung richtet sich immer nach den tatsächlichen Beschwerden und der Stabilität der Wirbelsäule. Viele Menschen mit einer Spondylolisthesis leben über Jahre hinweg beschwerdearm, solange keine Nerven betroffen sind und der Rücken ausreichend gestärkt wird.

Wie wird eine Spondylolisthesis behandelt?

Die Therapie hängt davon ab, wie ausgeprägt die Verschiebung ist und welche Beschwerden auftreten. Bei leichten bis mittleren Graden und nur geringen Schmerzen stehen zunächst konservative Maßnahmen im Vordergrund. Dazu gehören gezielte Physiotherapie, Rückentraining und manchmal auch das Tragen eines Stützkorsetts. Ziel ist es, die Rückenmuskulatur zu kräftigen und so die Wirbelsäule zu stabilisieren.

Bei stärkeren Beschwerden, fortschreitender Verschiebung oder wenn Nerven eingeengt werden, kann eine Operation notwendig werden. Dabei wird der verrutschte Wirbel wieder in die richtige Position gebracht und mit Schrauben oder Platten fixiert. Ob und wann eine Operation sinnvoll ist, wird immer individuell entschieden – je nach Beschwerden, Alter, allgemeinem Gesundheitszustand und dem genauen Befund.

Was tun bei Unsicherheit oder Sorgen?

Der Begriff „Meyerding Grad“ klingt oft technisch und kann verunsichern, wenn er plötzlich im Arztbrief auftaucht. Viele fragen sich: Muss ich mir Sorgen machen? Was bedeutet das für meinen Alltag? Ist Bewegung noch möglich? Die wichtigste Information: Nicht der Grad allein entscheidet, sondern das Zusammenspiel aus Beschwerden, Befund und dem persönlichen Lebensstil. Ein aktiver Alltag, gezielte Bewegung und eine gute Rückenmuskulatur sind oft der beste Schutz vor einer Verschlechterung.

Wer Fragen zu seinem Befund hat oder unsicher ist, sollte gezielt nachfragen und sich die Situation genau erklären lassen. Die Einteilung nach Meyerding hilft dem Ärzteteam, den Verlauf zu beobachten und die passende Therapie auszuwählen – sie ist aber kein Urteil über die Lebensqualität oder die Zukunft.

Zusammengefasst: Was steckt hinter dem Meyerding Grad?

Der Meyerding Grad beschreibt, wie weit ein Wirbel nach vorne verschoben ist. Die Einteilung reicht von leicht bis schwer und dient dazu, die Spondylolisthesis genauer zu erfassen. Entscheidend für die Behandlung sind jedoch die tatsächlichen Beschwerden und die Stabilität der Wirbelsäule – nicht allein der Zahlenwert. Wer seinen Rücken stärkt und auf Warnzeichen achtet, kann in vielen Fällen gut mit einer solchen Verschiebung leben. Bei Unsicherheit lohnt sich immer ein offenes Gespräch mit dem behandelnden Team.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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